Stuermischer Zauber
heimkehren.« Duncan wandte sich an Gwynne, deren Hand er noch immer fest gedrückt hielt. Der Gedanke, sie zu verlassen, war wie ein Schwert, das in sein Herz gestoßen wurde. Doch er hatte keine andere Wahl. »Wir sollten die Hochzeit verschieben. Wenn der Prinz keine französische Unterstützung hat, wird die Rebellion schon bald zusammenbrechen. Ich werde zu dir zurückkehren, und wir werden eine anständige Hochzeit feiern.«
»Nein.« Gwynne erhob sich, ohne seine Hand loszulassen. »Ein Ehegelöbnis gilt in guten wie in schlechten Zeiten, und das bedeutet auch, dass ich mich nicht hier in England verstecken sollte. Du sagtest, Dunrath sei uneinnehmbar. Dort werde ich sicher sein, wenn ich mit dir komme.«
»Gwynne …« Sie war so schön, dass er es kaum ertrug. Er sehnte sich schmerzlich danach, sie in seiner Nähe zu wissen, doch auf sie beide wartete eine gefährliche Zeit. Er konnte es ebenso deutlich sehen wie ihre goldenen Augen.
»Duncan, ich bitte dich nicht nur, mich zu heiraten. Es ist mir ein Bedürfnis.« Ihre Stimme klang eisern. »Wenn du eine willfährige Braut wünschst, die es erlaubt, dass man sie wie ein Paar Handschuhe beiseitelegt, bis man sie wieder braucht, musst du dir eine andere suchen. Wir können morgen vermählt werden. Sicher wird ein Aufschub um einen Tag nicht entscheidend sein.«
Er zögerte und bewunderte zugleich ihren Mut, doch der Gedanke, sie in den Unsicherheiten einer Rebellion zu gefährden, war ihm verhasst. Dennoch hatte sie recht. Sie war eine erwachsene Frau und kein Kind, auf das ein Kindermädchen aufpassen musste. Und ein tief verborgener, intuitiver Teil seiner Seele flüsterte ihm zu, es wäre wichtiger, sie bei sich zu haben, statt sie in der relativen Sicherheit im Süden zurückzulassen. »Du hast gewonnen, meine Liebe. Ich kann keine klugen Entscheidungen treffen, wenn dies bedeutet, dich zu verlieren.«
»Zwei Tage«, sagte Lady Bethany. »Die Hochzeit kann übermorgen stattfinden. Ich verspreche euch, dass die Verzögerung nicht schaden wird. Und um euretwillen sollte die Vermählung mit der Würde begangen werden, die ihr verdient.«
Trotz seiner Ungeduld, schnellstmöglich nach Schottland zurückzukehren, ließ er sich auf den Vorschlag der Älteren ein. Wenn sie sagte, zwei Tage würden keinen Schaden anrichten, stimmte das sicherlich. »Also gut, Lady Beth. Simon, wirst du mir zur Seite stehen?«
»Selbstverständlich. Aber jetzt musst du deiner Dame Lebewohl sagen. Wir müssen die Köpfe zusammenstecken und sehen, ob wir mehr über diese Rebellion erfahren können. Gwynne hingegen«, er lächelte und küsste ihre Wange, »muss sich auf ihre Hochzeit vorbereiten.«
Duncan war es zuwider, Gwynne jetzt allein zu lassen. Doch Simon hatte recht. Als er ihr einen süßen, kleinen Abschiedskuss gab, erinnerte er sich daran, dass seine Hochzeitsnacht nur noch zwei Tage entfernt war. Er musste sich bis dahin beschäftigen, sonst riskierte er, vor Sehnsucht zu vergehen.
Die nächsten Tage nahm Gwynne wie durch einen Schleier wahr. Sie musste sich nicht nur auf ihre Hochzeit vorbereiten, sondern auch ihre Habseligkeiten ordnen und entscheiden, was nach Schottland geschickt wurde. Wäre nicht Lady Bethany mit ihrem gesunden Menschenverstand beruhigend an ihrer Seite gewesen, hätte sie einen heftigen hysterischen Anfall erlitten. Anne Tuckwell schickte ihre Tochter Sally, damit diese half, denn Sally wusste besser, was eine Braut brauchte.
Die Kutsche mit dem Gepäck wurde vorangeschickt und nahm die wichtigsten Bücher auf. Doch traurigerweise war Gwynnes Katze zu alt, um so eine lange Reise anzutreten. Duncan hatte ihr außerdem den Rat gegeben, dass ihre hübsche Stute nicht gut in das raue Leben in den Highlands passte. Er hatte ihr versprochen, ihr im Norden ein passenderes Reittier zu kaufen.
Und jetzt war plötzlich die Stunde der Vermählung da. Gwynne hielt still, während Molly, die ältere Zofe, die Bethany und sie sich teilten, die Häkchen und Ösen ihres Mieders schloss. Das Kleid war neu und sehr modisch. Gwynne hatte bisher noch nicht die Gelegenheit gehabt, es zu tragen. Daher war es eine gute Wahl für diesen Tag, der ihr Leben verändern würde.
Sie blickte quer durch den Raum in den Spiegel, um ihr Aussehen genau zu betrachten. Das Mieder und der Rock waren aus cremefarbener Seide, die mit feinen Blümchen und Vögeln bestickt war. Der Stoff changierte über den Reifröcken und setzte sich von dem schneeweißen Unterrock aus
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