Stürmisches Feuer der Liebe
sie war noch immer nicht bereit, den Rückzug anzutreten. »Setz dich«, sagte sie ein wenig steif. »Das Essen ist gleich fertig.«
Nach einer Weile kam auch Lizzie mit ihrem Vater in die Küche. Und erst, als sie da waren, setzte Jeb sich an den Tisch, aber sein Blick verriet Chloe, dass er das nicht tat, weil sie ihn dazu aufgefordert hatte.
Das Essen war gut und herzhaft, und sie wusste, sie hätte es genießen und dankbar dafür sein müssen, aber jeder Bissen schmeckte wie Galle und landete wie ein Stein in ihrem nervösen Magen.
Als die Tortur vorüber war, erhob sie sich, um den Tisch abzudecken und das Geschirr zu spülen, doch Holt hielt sie mit einer Hand auf ihrem Arm zurück. »Ich habe Sie eingestellt, um zu unterrichten, und nicht, um den Haushalt zu führen«, beschied er sie ruhig und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Tür. »Sie brauche n etwas Zeit für sich allein, Chloe. Gehen Sie und lesen Sie etwas oder was auch immer Sie tun möchten.«
Sie nickte und wandte sich ab, um die Küche zu verlassen, ohne Jeb McKettrick auch nur einen Blick zu gönnen. Sie schloss sich in ihrem Zimmer ein und ging auf und ab, bis ihre Wut auf ihn verflogen war, und nach einer Weile hörte sie Lizzies Stimme, die ihr »Gute Nacht« vom Korridor her zurief.
»Gute Nacht«, erwiderte sie so heiter, wie sie konnte.
Von wegen gute Nacht, dachte sie. Mit Jeb in der Nähe gab es so etwas gar nicht.
Außer, sie würden sich lieben ...
Kapitel 45
Es war noch hell, als Chloe am Sonntagabend in Begleitung von zwei Rancharbeitern der Circle C nach Indian Rock zurückkehrte. Der eine fuhr den Wagen, der andere ritt mit einem schussbereiten Gewehr unter dem Arm neben ihnen her. Holt hatte vorgehabt, sie selbst in die Stadt zurückzubringen, aber im letzten Moment hatte es irgendein Problem mit einer Kuh gegeben, und deshalb war er auf der Ranch geblieben.
Sie hatte sich darauf gefreut, wieder in ihrem kleinen Haus zu sein, doch nun kam es ihr eher einsam als friedlich vor, als sie den Ofen anzündete, Teewasser aufsetzte und begann, ihre Sachen auszupacken. Da sie Lizzie den Karton mit Büchern und Unterrichtsmaterial dagelassen hatte, damit sie in der kommenden Woche damit arbeiten konnte, hatte sie nur ihre Reisetasche zu tragen gehabt und Holts Männer daher dankend fortgeschickt, als sie ihr angeboten hatten, ihr zu helfen.
Ein Klopfen an der Tür schreckte sie aus ihren Gedanken auf.
»Wer ist da?« Sie hatte vergessen, den Riegel vorzuschieben, und deswegen bemühte sie sich, möglichst forsch zu klingen.
»Tom Jessup,«, war die höfliche Antwort. »Ich komme wegen Walter und Ellen.«
Chloe eilte zu dem Fenster neben der Tür, schob den Vorhang beiseite und warf einen Blick hinaus. Ihre vorgefasste Meinung von Mr. Jessup - sie hatte ihn sich als einen etwas groben, wahrscheinlich ziemlich ignoranten Menschen vorgestellt -, passte nicht ganz zu diesem großen, rotgesichtigen Mann mit Vollglatze und offenbar sehr höflichen Manieren. In den Händen hielt er einen abgetragenen, alten Hut.
Sie öffnete die Tür und trat in die Abenddämmerung hinaus. Er schien zu verstehen, dass sie ihn nicht hereinbitten würde, denn er trat ins Gras zurück und blickte mit einer so arglosen Erwartung zu ihr auf, dass es sie beschämte, ihn als lieblosen Vater eingeschätzt zu haben.
»Ich bin Miss Wakefield«, sagte sie und reichte ihm ihre Hand.
Er schüttelte sie und nickte. Seine Augen waren so groß und wässrig, dass sie Chloe an einen alten, von jedermann geliebten Hund erinnerten. »Walter und Ellen«, begann er schüchtern, »sie benehmen sich doch anständig bei ihnen, oder nicht?«
»Ja«, sagte Chloe rasch, um ihn zumindest in dieser Hinsicht zu beruhigen. »Sie sind wunderbare Kinder.«
»Dann dreht es sich bestimmt darum, dass sie in dem Wagen leben«, sagte er, und sie konnte förmlich sehen, wie er die breiten Schultern hängen ließ.
»Ich weiß, dass es nicht leicht ist, Mr. Jessup«, sagte Chloe behutsam und schlang die Arme um sich, um die Kälte abzuwehren. »Sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, meine ich. Aber Walter und Ellen sollten nicht während der ganzen Woche so auf sich allein gestellt sein.«
Er sah so gequält aus, dass Chloe beinahe wünschte, sie hätte das Thema gar nicht angeschnitten. Aber ihr blieb natürlich keine andere Wahl. »Meine Frau ist vor drei Jahren gestorben«, erklärte er, »und mir haben hier in der Nähe keine Verwandte. Mr. Kade McKettrick hat mir
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