Stürmisches Feuer der Liebe
weiß nicht, wo er hingegangen ist«, sagte der Mann. »Er dürfte allerdings nicht allzu schwer zu finden sein.«
»Und wieso?«, fragte Holt mit einer Stimme, die mindestens so angespannt war wie die Muskeln um sein Kinn.
Wieder zuckte der Mann die Schultern. »Weil er einen richtig feinen Anzug trägt. Und außerdem hat er nur einen gesunden Arm.«
»Danke«, sagte Holt, der, wie Chloe, vermutlich auch schon zu dem Schluss gekommen war, dass sie aus dem Mann nicht mehr herausbekommen würden. Wahrscheinlich wusste er auch gar nicht mehr, und selbst wenn es so gewesen wäre, hatte Jeb bei seinem »Geschäft« mit ihm mit Sicherheit darauf bestanden, dass er nicht darüber sprach.
Und so fuhren sie zu den Rodeoplätzen weiter und suchten während der Fahrt die
Straßen nach Jeb ab, aber all ihre Bemühungen blieben vergeblich. Die Stadt war voller Rodeobesucher, sie sahen eine Menge Kinder, Cowboys, gewöhnliche Hufschmiede und Händler und in Kattun oder Satin gekleidete Frauen, aber nicht einen einzigen »feinen Anzug« in der Menge.
Dreimal um den staubigen Rodeoplatz und die sich davor drängelnde Menschenmenge herumzufahren, brachte ihnen auch kein besseres Ergebnis. Als Holts Taschenuhr schließlich Viertel vor drei anzeigte, parkte er den Wagen neben einer Reihe anderer abgestellter Fahrwerke, stellte die Bremse fest und sicherte die Zügel. Dann stellte er sich an der Schlange vor der Kasse an, um Eintrittskarten zu besorgen, während Chloe und Lizzie etwas abseits warteten und das Kommen und Gehen der Besucher aufmerksam beobachteten.
Aber es war noch immer nichts von Jeb zu sehen.
Schließlich gesellte sich Holt wieder zu ihnen und begleitete sie zu ihren Plätzen auf der grob gezimmerten Haupttribüne. »Bleibt hier«, sagte er knapp, als sie Platz genommen hatten. »Ich gehe nur mal kurz zu den Pferchen hinüber, um zu sehen, ob er vielleicht dort ist.«
Chloe schaute ihm hilflos nach, als er sich einen Weg durch die Menge bahnte.
Lizzie nahm ihre Hand, drückte sie und brachte sie damit wieder in die Gegenwart zurück. »Da wir nun schon einmal hier sind, können wir auch genauso gut die Schau genießen«, stellte sie mit diesem typischen McKettrick-Grinsen fest. »Denn falls Onkel Jeb beschlossen hat, an diesem Rodeo teilzunehmen, wird ihn sowieso niemand daran hindern können.«
Chloe befürchtete, dass Lizzie Recht hatte, aber nichtsdestoweniger suchte sie auch weiterhin die Menschenmenge ab und wurde von Minute zu Minute unruhiger.
Ein Mann mit einer kraftvollen Stimme und einem Megaphon in der Hand begann das spektakuläre Rodeo anzukündigen. Es hätten sich nur vier Reiter gemeldet, sagte er; das Pferd sei noch nie geritten worden, und das Preisgeld beliefe sich auf die bisher noch nie da gewesene Summe von eintausend Dollar in Gold.
Chloe spürte, wie sich ein Kloß in ihrer Kehle bildete, als sich am anderen Ende der großen Arena ein Gatter öffnete und das berühmt-berüchtigte Pferd in blinder Rage schnaubend und stampfend aus seiner Box herauspreschte. Der Cowboy auf seinem Rücken flog schon beim ersten richtigen Bocken geradewegs über den Kopf des Tiers, und die Brust des Mannes wurde unter den Tod bringenden Hufen zerstampft, bevor zwei andere Männer ihn aus dem Ring herausziehen konnten.
»Oh, mein Gott«, flüsterte Chloe und suchte fieberhaft die Umgebung der Pferche nach Jeb und Holt ab, aber es war unmöglich, in dieser Wolke aufgewühlten Staubs und nervös herumrennender Cowboys irgendetwas zu erkennen.
»Dieses Pferd ist ein Killer!«, schrie der Mann mit dem Megaphon, als wäre das ein Grund zum Feiern.
Chloe schüttelte den Kopf und beobachtete, wie dieses teuflische Tier wieder eingefangen und von mehreren Männern gleichzeitig in seinen Pferch zurückgezogen wurde. Ein kurzes Aufblitzen grellbunter Farben - Rot und Gelb, die sich bei der Bewegung miteinander zu vermischen schienen - lenkte ihren Blick auf den nächsten Reiter dieses Pferds.
Es war Jeb .
Sie versuchte, mit den Händen Lizzies Augen zu bedecken, aber das Kind wich zurück und riss sich los.
Selbst über den Lärm der Menge hörte Chloe Jeb s herausfordernden Schrei, der ebenso sehr dem Himmel galt wie auch dem Pferd. Und wahrscheinlich scherte er sich absolut nicht um die Menschenmenge.
Am Rande ihres Blickfelds sah Chloe, wie Holt auf einen Zaun stieg, um das Geschehen zu verfolgen, aber sie konnte ihren Blick nicht einmal sekundenlang von Jeb abwenden. Sie wünschte mit aller Macht, dass
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