Stürmisches Feuer der Liebe
und eine Melone trug. »Kennst du diesen Mann dort drüben?«
Sie runzelte die Stirn und folgte seinem Blick zu dem Tisch, der dem Rouletterad am nächsten stand. »Das ist ein Ganove und hervorragender Kartenspielen Du solltest dich besser von ihm fernhalten.«
Jeb schob seinen Stuhl zurück und stand auf. Der Schmerz stellte sich fast augenblicklich wieder ein, so heftig, dass er beinahe ins Schwanken kam, doch es gelang ihm wieder mal, ihn abzuschütteln. Und so nahm er sein Bier und ging zu dem Hausierer hinüber.
»Wie geht's denn so?«, fragte er.
Der Mann taxierte ihn mit einem einzigen Blick und ließ sich durch absolut nichts anmerken, zu welcher Beurteilung er gekommen war. »Suchen Sie jemanden zum Kartenspielen?«
»Schon möglich.« Jeb setzte sich und wartete darauf, dass der rasende Schmerz in seinem Arm nachließ.
Der Vertreter schien interessiert zu sein. »Und an was für einen Einsatz hatten Sie gedacht?«
»An Ihren Anzug.« Jeb reichte ihm seine gesunde Hand. »Frank Potter ist mein Name. Und wer sind Sie?«
»Bobby-Ray Walker«, antwortete der Mann und musterte Jeb nachdenklich. »Sie erinnern mich an einen Mann, dem ich einmal in Indian Rock begegnet bin«, fügte er, noch immer sehr gedankenvoll, hinzu. »Er war ein geschickter Redner, ein schneller Schütze und ein Teufelsbraten von einem Pferdeeinreiter.«
»So jemanden hab ich nie kennen gelernt.«
Bobby-Ray zog einen Satz Poker-Karten aus der Innentasche seines verstaubten Anzugrocks und beobachtete Jeb aus schmalen Augen. Dieser hatte das Gefühl, dass der so harmlos aussehende Mann noch immer dar-über nachdachte, was er von ihm zu halten hatte. »Und was soll ich tun, falls Sie meine Kleider gewinnen?«, fragte der Vertreter und klang nicht im Mindesten beunruhigt über den Gedanken. »Selbst in einer Stadt wie dieser kann ein Mann nicht nackt herumlaufen.«
»Dann tragen Sie eben meine«, erwiderte Jeb ohne Zögern. »Wir haben ungefähr die gleiche Größe.«
»Dann würde ich das bessere Geschäft machen«, räumte Bobby-Ray mit erfreuter Miene ein. »Warum tauschen wir nicht einfach sofort?«
Jeb zuckte mit den Achseln, wobei er allerdings darauf achtete, die verletzte Schulter nur ganz sachte anzu h ebe n. »Mir soll's recht sein.«
Bobby-Ray runzelte die Stirn. »Es wäre aber doch schade, ein gute Pokerpartie zu versäumen«, meinte Bobby-Ray und mischte bereits mit sehr geübten Handbewegungen die Karten.
Jeb hielt den Blick auf die Karten gerichtet und bildete sich ein, Angus' Stimme hören zu können: Spiele nie mit den Karten eines anderen Mannes, junge. Das ist der sicherste Weg, um zu verlieren. »Es ist ja nicht so, als ob ich Sie Ihre eigenen Karten benutzen lassen würde«, bemerkte Jeb in ruhigem Ton.
»Sie denken, dieses Kartenspiel wäre getürkt?« Bobby-Rays kleine Augen glitzerten in gutmütiger Herausforderung.
»Ich weiß, dass es das ist.«
Bobby-Ray grinste, aber nun schon nicht mehr ganz so freundlich. »Ach erinnere mich jetzt wieder an Sie. Ich halse Sie jeden Preis beim Rodeo gewinnen sehen - in Indian Rock, vor etwa einem Jahr. Und dazu haben Sie mir auch noch zwanzig Dollar bei einem Pokerspiel im Bloody Basin abgenommen.« Er schwieg einen Moment und mischte die Karten so mühelos, wie andere Leute atmeten. »Und Sie heißen auch nicht Potter.«
Jeb lächelte. »Und Sie nicht Bobby-Ray Walker, also stehen wir wieder gleich, würd ich mal sagen.«
»Geben Sie mir meine zwanzig Dollar zurück, dann tauschen wir unsere Klamotten«, sagte Walter schlau.
»Das Geld haben Sie ehrlich verloren.«
»Schon möglich«, meinte Bobby-Ray. »Aber das ist der Preis dafür, dass ich die Klappe halte. Ich bin mir nicht ganz sicher, was Sie im Schilde führen, aber was ich weiß, ist, dass Sie nicht darauf aus sind, die Leute auf sich aufmerksam zu machen.«
Jeb blieb nichts anderes übrig, als ihm zuzustimmen. Erlegte ein Goldstück, das er sich aus Holts Tabakdose auf der Circle C entliehen hatte, auf den Tisch. »Abgemacht«, sagte er.
Fünfzehn Minuten später verließ er den Saloon in dem hässlichsten Anzug, den er je gesehen hatte. Die Melone, die ihm etwas zu groß war, beschattete sein Gesicht ganz wunderbar. Jeb war zufrieden, niemand würde ihn in diesem Aufzug erkennen. Er hatte den rechten Jackenärmel hoch gesteckt, damit er nicht herumflatterte wie eine Flagge und das Pferd verschreckte, das er reiten wollte. Denn dieses Tier würde höchstwahrscheinlich ohnehin schon aufgebracht
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