Stürmisches Feuer der Liebe
gekleidet und wirkte sehr verärgert. Sein Blick glitt auch sogleich zu Jeb.
»Da bist du ja«, sagte er ohne auch nur eine Spur von Höflichkeit.
Jeb rutschte auf seinem Stuhl herum, und sein Gesicht verhärtete sich. »Rafe«, grüßte er nur knapp.
»Entschuldige bitte, Becky«, sagte Rafe und bedachte Chloe mit einem knappen Nicken. »Aber ich werde euch euren anregenden Gesprächspartner für eine Weile nehmen müssen«, sagte er mit einem finsteren Blick auf Jeb. »Wir haben nämlich eine Ranch zu führen, und angesichts der neuen Herde Rinder, die wir ge rade aus Texas bekommen haben, b rauc h en wir jeden Mann. Sogar die Faulpelze wie meinen kleinen Bruder.«
Jeb zögerte, als wollte er versuchen, Rafe so lange anzustarren, bis der den Blick abwandte, zum Schluss aber schob er mit einem lauten, scharrenden Geräusch seinen Stuhl zurück und erhob sich doch.
Chloe lächelte süffisant.
Jeb blieb neben ihrem Stuhl stehen, beugte sich zu ihr hinunter und sprach ihr direkt ins Gesicht. »Du b rau ch st gar nicht so zu grinsen, Miss Chloe«, sagte er gedehnt. »Ich bin nämlich noch lange nicht mit dir fertig. «
Dann dreht er sich auf dem Absatz um und ging hinaus.
»Tut mir leid«, sagte Rafe, wobei nicht zu sagen war, ob er seine Entschuldigung an Chloe oder an Becky gerichtet hatte. Darin verließ auch er den Raum.
»Es gibt also doch noch Leute, die Jeb McKettrick einschüchtern können«, stellte Chloe mit einiger Genugtuung fest.
»Rafe ist der Vorarbeiter auf der Triple M«, erklärte Becky. »Im Augenblick gibt er noch die Befehle.« Lächelnd betrachtete sie ihren Kaffeebecher und zögerte ein wenig. »Ich kann nicht sagen, dass John mich nicht gewarnt hat«, meinte sie versonnen. Dann ging sie zu dem Stuhl, auf dem vor wenigen Minuten noch Jeb gesessen hatte, und ließ sich Chloe gegenüber nieder. Ihr Gesicht, das einen Augenblick zuvor noch voller Fröhlichkeit gewesen war, wurde ernst, und Tränen schimmerten in ihren Augen.
Die Veränderung alarmierte Chloe. Sie hatte das Gefühl, dass gleich etwas Wichtiges gesagt werden würde, das verriet ihr ihr Instinkt. Ein mulmiges Gefühl übermannte sie, am liebsten wäre sie geflohen oder hätte sich die Ohren zugehalten. Aber sie tat weder das eine noch das andere.
»Was ist denn?«, fragte sie sehr leise.
Becky zog ein spitzenbesetztes Taschentuch aus dem Ärmel ihres Kleids und betupfte sich damit die Augen. »Es hat etwas mit John zu tun«, sagte sie.
Kapitel 5
Jack Barrett saß allein in dem ver rauch ten Hinterzimmer von Tombstones Broken Stirrup Saloon und dachte über die Scheidungspapiere nach, die er vor Chloes überstürztem Aufbruch nach Indian Rock aus einer ihrer Hutschachteln genommen hatte. Das war alles, was er ihr bedeutete, dachte er, ein einziges, von einem Anwalt und einem Richter unterschriebenes Dokument. Groll erfasste ihn, den er aber auf der Stelle erstickte, getreu seiner Maxime, dass ein Mann, der sich von seinen Emotionen beherrschen ließ, viel zu leicht überrumpelt werden konnte.
Und er ließ sich nicht gern überrumpeln.
Er lächelte im Stillen, als er ein Zündholz aus der Innentasche seiner seidenen Weste nahm, es am Rand des Spieltisches anstrich und die Flamme an das Scheidungsdokument hielt. Als das Feuer zu heiß wurde, drehte er sich auf seinem Stuhl und ließ das brennende Stück Pergament in einen Spucknapf fallen.
Unbeteiligt sah er zu, wie Chloes persönliche Unabhängigkeitserklärung verbrannte, dann zündete er sich eine Zigarre an und lehnte sich wieder zurück, um sie zu Ranch en und darüber nachzudenken, was er als Nächstes tun sollte.
Er dachte an Jeb McKettrick, den Mann, der in sein Territorium eingedrungen war, und zog seinen .44er aus dem Holster an seiner Hüfte. Er ließ ihn aufschnappen und versetzte stirnrunzelnd den Zylinder in Bewegung. Die Kerben auf dem Griff boten ihm einen gewissen Trost - es waren siebzehn, eine für jeden der Männer, die er getötet hatte, einige in fairen Kämpfen, andere aus dem Hinterhalt und für ein Kopfgeld.
Mit dem Daumen strich er über die kleinen Kerben, zählte sie eine nach der anderen, wie Perlen an einem Rosenkranz, und erinnerte sich mit einem Gefühl der Befriedigung an den Namen eines jeden Mannes und den Ort, wo er gestorben war. McKettrick, beschloss er, würde Nummer achtzehn sein, und er würde sterben, wo immer Jack ihn fand, obwohl die Umstände natürlich schon die richtigen sein mussten. Chloes Geliebter hatte Brüder, und
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