Stürmisches Feuer der Liebe
sich verzogen hatte, hatte er ihr einen Teil von dem erzählt, was er gerade erst von jemandem aus Indian Rock erfahren hatte. Er hatte sie informiert, dass ihr gut aussehender Geliebter dringend eine Frau und Kinder b rau ch te, wenn er erben wollte, und dass er nicht besonders wählerisch in Bezug darauf war, wo er die Frau auftrieb. Aber sie hatte ihm seinen wohlmeinenden Rat um die Ohren gehauen und gedroht, ihm mit ihrem Derringer die Kniescheiben zu zertrümmern, wenn er nicht auf der Stelle verschwinden und sich nicht in Zukunft von ihr fern halten würde.
Es war zum Teil wahrscheinlich seine eigene Schuld gewesen, dass sie so schnell mit ihrer giftigen kleinen Zunge war. Er hätte sie schon lange vorher zur Räson bringen sollen. Sie lehren, zu gehorchen, wie es sich für eine Frau gehörte.
Die Tür öffnete sich quietschend, und er wollte schon nach seiner Waffe greifen, aber es war nur eine der Bardamen mit so viel Schminke im Gesicht, dass es schon fast wie eine Kriegsbemalung aussah, die ihm ein affektiertes Lächeln schenkte. Er versuchte vergeblich, sich an ihren Namen zu erinnern, der ihm aber einfach nicht mehr einfallen wollte.
»Fühlst du dich ein bisschen einsam, Jack?«, gurrte sie.
Einsam war er, ja, aber es gab nur eine Frau auf der Welt, die seine Sehnsucht stillen konnte, und das war Chloe. Seine Frau. »Schick den Barmann rüber zu Carsons Mietstall«, sagte er, ohne auf die unausgesprochene Einladung einzugehen. »Sag ihnen, sie sollen mein Pferd satteln.«
Die kleine Schlampe verzog schmollend ihren feuerrot geschminkten Mund. »Du verlässt uns schon, Jack?«
Er nahm seinen Mantel von einem der verschrammten Stühle und griff nach seinem Hut, der mitten auf dem Tisch lag. »ja«, erwiderte er knapp. »Tu einfach, was ich dir sage.«
»Wo willst du hin?«
Er tat einen drohenden Schritt in ihre Richtung, woraufhin sie rückwärts aus der Tür ging, sich auf dem Absatz umwandte und los eilte, um seinen Auftrag zu erfüllen.
Das war schon eher das, was er von einer Frau erwartete. Chloe könnte noch das eine oder andere von der kleinen Miss Namenlos lernen, dachte er. Dann setzte er seinen Hut auf, über-prüfte noch einmal seinen .44er, obwohl der stets geladen war, und machte sich auf den Weg zur Bar.
Eine halbe Stunde später, nach einigen Gläsern Whiskey, die ihn für die Reise stärken sollten, ritt Jack Barrett aus der Stadt und wandte sich nach Norden, in Richtung des Hochlands.
Kapitel 6
Sarah Fee kam, um das schmutzige Geschirr abzuräumen und das Tischtuch abzuwischen. Mit ihr strömten Cowboys und Geschäftsleute aus dem Ort in den Speisesaal, begrüßten Becky, warfen neugierige Blicke in Chloes Richtung und belagerten dann die vielen Tische, um zu frühstücken.
»Mein Büro wäre ein geeigneterer Ort, um uns zu unterhalten«, sagte Becky, die ein bisschen abwesend wirkte. Und dann stand sie auch schon auf und schob ihren Stuhl zurück.
Chloe, die noch immer sehr beunruhigt war, tat es ihr nach. Was immer Becky ihr auch über ihren Onkel sagen wollte, lag ihr offenbar schwer auf der Seele.
Der kleine Raum hinter der Rezeption war hübsch und die Einrichtung so elegant, dass sie eher zu einem Salon im Osten gepasst hätte als zu einem Etablissement wie dem »Arizona Hotel«.
»Setzen Sie sich«, sagte Becky und wies auf einen zierlichen, mit dunkelblauem Samt bezogenen Stuhl. Als Chloe ihrer Aufforderung nachgekommen war, nahm Becky hinter dem Schreibtisch mit den kunstvoll geschnitzten Beinen Platz. »Kurz bevor er starb«, fuhr die ältere Dame fort, »bat John mich, mich um Sie zu kümmern.«
Chloe verspürte einen scharfen Schmerz in ihrer Brust, und ihre Kehle wurde eng. »Wir standen uns sehr nahe«, sagte sie, »obwohl wir uns nicht mehr sehr oft gesehen haben, seit ich erwachsen bin.« Sie hatte kaum ihre volle Größe erreicht, als ihr Onkel sie das letzte Mal in Sacramento in dem teuren Haus ihres Stiefvaters besuchen gekommen war. Er hatte sich an jenem Tag von ihr verabschiedet, mit einem Anflug von Endgültigkeit in seiner Stimme und Kummer in seinen Augen, und ihr versprochen, ihr zu schreiben. Dieses Versprechen hatte er gehalten, aber die Wunde, die er in Chloes Herz hinterlassen hatte, als er ging, war nie richtig verheilt.
Becky atmete tief ein, ließ den Atem langsam wieder aus und versuchte, ein Lächeln aufzusetzen. »Er hat Sie sehr geliebt«, sagte sie. »Bis jetzt habe ich ihn meinetwegen vermisst, aber nun vermisse ich ihn auch
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