Stürmisches Feuer der Liebe
Ihretwegen.«
Chloe saß auf der Kante ihres Stuhls und umklammerte die Armlehnen des eleganten Möbelstücks. Ihre brannten, und sie konnte kaum noch atmen. »Bitte«, flüsterte sie. »Sagen Sie es mir.«
Becky richtete sich auf und straffte entschlossen ihre Schultern. »Es gibt keinen leichten Weg, so etwas mitzuteilen - John Lewis war nicht Ihr Onkel, Chloe. Er war Ihr Vater.«
»Nein«, stieß Chloe aus, vollkommen verblüfft und zugleich irgendwie hoffnungsvoll. »Er war der Bruder meines Vaters - er sagte ... meine Mutter hat mir erzählt ... «
Becky wartete einfach nur.
Erinnerungen stiegen in Chloe hoch. John Lewis hat keinen guten Einfluss auf dich, hörte sie ihre Mutter sagen. Ersetzt dir Flausen in den Kopf. Dann mischte sich wie immer auch ihr Stiefvater mit seiner kühlen, missbilligenden Stimme ein. Ich weiß, dass du ihn gern hast, Chloe, aber es ist besser, wenn du ihn nicht wiedersiehst.«
»Warum haben sie es mir nicht gesagt?«, fragte Chloe, noch immer ganz verwirrt. »Warum hat er es mir nicht gesagt?«
Becky beugte sich ein wenig vor, nahm Chloes Hand und drückte sie beruhigend. »Ich kann nicht für Ihre Mutter sprechen. Ich weiß nur, dass John es für sich behalten hat, weil er glaubte, dass Sie sich seiner schämen würden.«
»Schämen? Er war doch so ein anständiger Mann ... «
»Das war er«, stimmte Becky ihr mit ruhiger Überzeugung zu. »Aber er hatte ein paar Fehler gemacht, als er noch jünger war.«
»Was für Fehler?«
»John war im Gefängnis«, sagte sie, nach einem kurzen Moment des Zögerns. »Er war an einem Raub beteiligt. «
Chloe war so schockiert, dass ihr für einen Moment ganz übel wurde. Ihr sanfter, bescheidener Onkel - Vater - sollte einen Raub begangen und dafür im Gefängnis gesessen haben? Ausgeschlossen. Sie hielt sich unwillkürlich eine Hand vor den Mund.
Becky stand auf, ging zu einem Schrank auf der anderen Seite des Raums und schenkte Wasser aus einer Karaffe ein. Dann brachte sie Chloe das Glas, die es in drei großen Schlucken austrank und sich nach etwas Stärkerem sehnte, obwohl sie normalerweise eine überzeugte Abstinenzlerin war.
»Ich hätte einen Vater b rau ch en können«, sagte sie mit schwacher Stimme, als sie das leere Glas auf den Tisch stellte. Ihre Augen brannten, und ihr Magen schlug Purzelbäume.
Becky blieb neben Chloes Stuhl stehen und legte eine Hand auf ihre Schulter. »John hielt sehr viel von Ihrem Stiefvater«, sagte sie behutsam. »Er hat immer gesagt, Mr. Wakefield würde sich sehr gut um dich und deine Mutter kümmern. Das war ihm wichtiger als alles andere - zu wissen, dass es Ihnen gut ging.«
Chloe merkte, dass ihr Tränen die Wangen hinunterliefen, aber sie machte keine Anstalten, sie abzuwischen. »Sie müssen ihn fortgeschickt haben«, sagte sie erregt. »Das werde ich ihnen nie verzeihen.«
»Psst«, sagte Becky »Das meinen Sie nicht wirklich so. Es war bestimmt nicht leicht für Ihre Mutter, John zu sehen. Und Ihr Stiefvater hat vermutlich nur versucht, seine Familie zusammenzuhalten.«
»Und ob ich das so meine!«, widersprach Chloe und spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. »Ich war so einsam. Mutter und Mr. Wakefield waren immer auf Reisen, oder haben große Feste gegeben oder sind zu irgendwelchen gegangen. Aber John war da, wann immer er bei mir war. Er brachte mich zum Lachen, und wenn er mich ansah, hatte ich das Gefühl, dass er mich wirklich gesehen hat. Wenn ich etwas gesagt habe, hat er mir zugehört, statt einfach nur darauf zu warten, dass ich wieder schwieg ... «
»Sie nennen Ihren Stiefvater >Mr. Wakefield«, fragte Becky erstaunt und zog ihren Stuhl hinter ihrem Schreibtisch hervor, damit sie neben Chloe sitzen konnte. Dann zog sie ein Taschentuch aus ihrem Ärmel und reichte es ihr.
Chloe tupfte sich das Gesicht ab. »Ja«, sagte sie. »Und meine Mutter nennt ihn auch so.«
»Erstaunlich«, meinte Becky nur und schüttelte den Kopf.
Chloe sprang auf, zu erregt, um sitzen zu bleiben, und begann auf und ab zu gehen. »Jemand hätte es mir sagen müssen!«, sagte sie mit zornbebender Stimme. »Gott, ich hasse es, belogen zu werden! «
»Die Menschen lügen aus allen möglichen Gründen, Chloe. In diesem Fall haben sie es getan, um dich zu schützen.«
»Ichwollte nicht beschützt werden -ich wollte einen Vater!«
»Es tut mir leid.«
Chloe blieb stehen. »Dass Sie mir die Wahrheit gesagt haben?«
»Nein«, antwortete Becky seufzend. »Ich bin überzeugt, dass es
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