Stürmisches Feuer der Liebe
bewegte. »Holt hat dich gestern Abend als seinen Bruder bezeichnet. Wieso nennt er sich dann Cavanagh und nicht McKettrick ?«
Jebs Gesicht wurde hart. »Er ist nur ein Halbbruder«, erwiderte er recht barsch. »Pa war während seiner Zeit in Texas mit seiner Mutter verheiratet. Als sie starb, ließ Pa Holt bei Verwandten und kam hierher, mit einer Herde Rinder, um die Triple M zu gründen. Dann lernte er meine Mutter kennen, sie heirateten, und Rafe, Kade und ich wurden geboren. Irgendwie vergaß Pa zu erwähnen, dass er noch einen anderen Sohn hatte.« Jeb seufzte, und die Anspannung in seinen Schultern ließ ein wenig nach. »Ich denke, Holt hat Pa wohl nie verziehen, dass er ihn zurückgelassen hat, und vermutlich hat er den Namen Cavanagh nur angenommen, um ihn zu ärgern.«
»Du magst ihn nicht«, sagte Chloe.
»Ich traue ihm nicht«, erwiderte Jeb. »Er hat nicht viel mit Pa oder irgendeinem anderen von uns zu tun. Er kam einfach nur her, um Ärger zu machen, und es ist schwer, einen Mann für so etwas zu mögen.«
»Vielleicht will er ja nur, dass ihr anderen ihn zur Kenntnis nehmt«, gab Chloe behutsam zu bedenken. Sie war Mr. Cavanagh nur einmal begegnet, aber er war ihr sofort sympathisch gewesen. Er war ein Gentleman, so viel wusste sie, und sie glaubte, einen kühnen und entschlossenen Charakter in ihm erkannt zu haben. Außerdem war er, wie seine Halbbrüder, ein ausgesprochen gut aussehender Mann.
»Das wird noch eine Weile dauern«, sagte Jeb grimmig. Dann starrte er lange auf den Boden, und wieder breitete sich Schweigen zwischen ihnen aus. Chloe beschloss, dass es ein Fehler wäre, für Holt einzutreten, obwohl sie wirklich versucht war, es zu tun. Leute wie Jeb, mit starken Familien im Rücken und eigenem Land unter den Füßen, neigten dazu, genau das als selbstverständlich zu betrachten. Wahrscheinlich wussten sie gar nicht, wie es war, wenn man sich einsam fühlte.
Es war Jeb, der schließlich als Erster wieder zu sprechen begann. »Ich glaube, ich bringe dich jetzt besser zum Hotel zurück«, sagte er. »Ob es nun Winter oder Sommer ist, im Hochland wird es abends immer kalt.«
Was Chloe anging, so wäre sie mit Freuden noch sitzen geblieben, Hand in Hand und dicht bei Jeb. Doch das war keine gute Idee, und das war ihr auch bewusst. Sie hatte Mauern um ihr Herz errichtet, nachdem John Lewis jenes letzte Mal in Sacramento gewesen war, und diese waren sowohl von Jack Barrett wie auch von Jeb McKettrick niedergerissen worden. Diese beiden Männer hatten sie schlicht und ergreifend überrumpelt. Das Ergebnis waren Schmerz, Erniedrigung und der Verlust einer Arbeit gewesen, die sie geliebt hatte.
Ein solcher Fehler würde ihr nicht noch einmal passieren, das hatte sie sich geschworen.
Nur dass Jeb sie plötzlich küsste, ohne jede Vorwarnung und mitten auf der Straße. Und wie jedes Mal, wenn er sie küsste, wich alle Kraft aus ihren Gliedern, und ihr Blut pulsierte heiß und schnell durch ihre Adern.
Sie stieß ihn von sich.
Aber er legte eine Hand unter ihr Kinn und zwang sie dazu, ihn anzusehen. »Erinnerst du dich, wie es mit uns war, Chloe?«, fragte er mit rauer, etwas schroffer Stimme.
Sie entzog sich ihm. »Bist du bereit, mich als deine Frau anzuerkennen?«, fragte sie.
Er antwortete nicht.
Chloe wandte sich ab, um zum Hotel zurückzugehen, in der Hoffnung, dass er sie zurückrufen würde - während sie gleichzeitig betete, dass er es nicht tun würde.
Und er tat es dann auch wirklich nicht.
Kapitel 10
Die Postkutsche, die auf der mondbeschienenen Straße angehalten hatte, war eine zu große Verlockung, als dass Jack Barrett dieser günstigen Gelegenheit, seine leeren Taschen aufzufüllen hätte widerstehen können. Er zügelte sein Pferd, als er das Gefährt von einem kleinen baumbestandenen Hügel aus erblickte, zog sein Halstuch über den unteren Teil seines Gesichts und zückte sein Gewehr.
Außer dem Fahrer, der neben der Kutsche hockte und über eine gebrochene Achse fluchte, schienen nur zwei Fahrgäste in der Kutsche zu sein, eine Frau und ein kleines Mädchen, die beide Kattunkleider und Häubchen trugen. Da Jack aber nicht wissen konnte, ob sich sonst noch jemand in der Kutsche befand, ging er mit größer Vorsicht vor. Er hatte in letzter Zeit eine Pechsträhne nach der anderen gehabt und wollte Geld und keinen Ärger.
Der Fahrer trug keine Handfeuerwaffe, das war das Erste, wovon Jack sich überzeugte. Als er dann an die Kutsche heranritt, beugte er sich
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