Stürmisches Herz
jemanden küßte, den er liebte? Zu ihrem Entsetzen ertappte sie sich dabei, daß sie darüber nachdachte, wie dieser Mann in der Liebe war. Primitiv? Wild wie sein Leben? Oder vielleicht sanft? Vielleicht war er alles zugleich.
»Wie lange muß man eine Pfanne eigentlich spülen?«
Courtney zuckte zusammen, ließ die Pfanne ins Wasser fallen und mußte hinterherspringen, als die Strömung sie mitriß. Sie drehte sich mit der Pfanne in der Hand wütend um, um Chandos zu sagen, was sie davon hielt, daß er sich so an sie anschlich. Doch ihr Blick fiel auf seine unglaublich sinnlichen Lippen, und sie blickte rasch wieder weg. »Ich habe mit offenen Augen geträumt«, erklärte sie schuldbewußt und hoffte, daß er nicht erraten würde, wovon sie geträumt hatte.
»Warten Sie damit lieber, bis Sie im Sattel sitzen. Wir sollten längst unterwegs sein.«
Er ging zu den Pferden zurück, und sie blickte ihm erbost nach. So sah also die Wirklichkeit aus. Er war ein rücksichtsloser, harter, wilder Revolverheld. Er war widerwärtig. Und auf keinen Fall der Mann, von dem ein Mädchen träumte.
18. KAPITEL
Als ihr Weg sie am nächsten Tag vom Arkansas fortführte, wurde vieles anders. Keine kühle Brise mehr, die lästige Insekten vertrieb. Keine schattenspendenden Bäume mehr. Der Fluß hatte sich nach Südosten gewandt, und Chandos ritt nach Südwesten. Er erklärte Courtney, daß sie im Lauf des Tages jedoch wieder auf den Arkansas stoßen würden, der ein Stück weiter scharf nach Westen abbog. Sie würden gegen Abend eine Gabelung des Flusses überqueren.
Courtney litt unter der Hitze. Es war die erste Septemberwoche, aber die Temperatur war sommerlich und die Luft sehr feucht. Sie schwitzte am ganzen Körper, und ihr Reitrock war zwischen den Beinen völlig durchgeweicht. Sie verlor so viel Flüssigkeit, daß Chandos ihr Trinkwasser mit Salz versetzte, sehr zu ihrem Verdruß.
Am späten Nachmittag erreichten sie das Gebiet der niedrigen, flachen Sandsteinhügel, die sich über den östlichen Teil des Indianerterritoriums erstreckten. Die Hügel waren dicht mit Eichen bestanden, und es gab viel Wild.
Während Courtney nach der zweiten Flußüberquerung ihren Rock auswrang, erklärte ihr Chandos, daß er etwas zum Abendessen besorgen würde. Bis zu seiner Rückkehr sollte das Lager aufgeschlagen sein. Bevor Courtney protestieren konnte, war er fort. Sie setzte sich und sah ihm zornig nach.
Sie wußte, daß er sie damit prüfen wollte, und nahm es ihm übel. Aber sie tat, was er verlangte, versorgte ihre Stute und die alte Nelly und sammelte Holz. Einige Stücke waren nicht ganz trocken, und das Feuer qualmte entsetzlich. Sie stellte Bohnen zum Kochen auf – sie hatten unzählige Konservendosen mit Bohnen mit – und beschloß, nach diesem Ritt nie wieder eine einzige Bohne zu essen. Schließlich backte sie sogar ein Brot.
Als sie fertig war, war sie sehr stolz auf sich. Sie hatte nur etwas mehr als eine Stunde gebraucht und dabei den größten Teil der Zeit den Pferden gewidmet. Erst als sie sich hinsetzen wollte, um auf Chandos' Rückkehr zu warten, fiel ihr ein, daß es eine gute Gelegenheit war, ihren Rock und die Unterwäsche zu waschen. Und sie konnte sogar im Fluß baden.
Bei dem Gedanken daran erwachten ihre Lebensgeister und so holte sie rasch Seife, Handtuch und Wäsche zum Wechseln und ging zum Ufer. Es bestand aus Steinen, Felsen und Geröllblöcken, von denen einer in den Fluß gefallen war und einen Damm in der Strömung bildete, so daß sie in beinahe stehendem Wasser baden konnte.
Zuerst wusch sie ihre Kleidung und warf sie dann auf die Felsen. Dann wusch sie ihr verfilztes Haar und zuletzt ihre Unterwäsche, allerdings ohne sie auszuziehen. Und schließlich reinigte sie gründlich ihren Körper von Staub und Schweiß. Das Wasser war erfrischend kalt, und sie fühlte sich so wohl wie schon lange nicht.
Am Himmel tauchten die ersten roten und violetten Streifen auf, als sie aus dem Fluß stieg, um ihre nassen Sachen einzusammeln. Sie kam jedoch nur bis zum Rand des Wassers. Vier Reiter auf ihren Pferden versperrten ihr den Weg zum Lager.
Es waren keine Indianer. Doch diese Feststellung beruhigte Courtney keinesfalls. Die vier starrten sie auf eine Art an, die ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Die Beine der Männer waren naß, was bedeutete, daß sie den Fluß erst kürzlich überquert hatten.
»Wo ist dein Mann?«
Der, der die Frage gestellt hatte, war von Kopf bis Fuß braun
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