Stürmisches Herz
gekleidet. Er war jung, etwa Ende zwanzig. Alle vier waren jung, und sie erinnerte sich an das Sprichwort, daß Revolvermänner jung sterben. Es waren Revolverhelden. Sie hatte gelernt, diese Art von Männern zu erkennen.
»Ich habe dir eine Frage gestellt.« Die Stimme des Mannes war rauh.
Courtney war vor Angst erstarrt. Aber sie mußte sich zusammenreißen.
»Mein Begleiter wird jeden Augenblick da sein.«
Zwei von ihnen lachten. Warum? Der Mann in Braun lachte nicht. »Damit hast du meine Frage nicht beantwortet. Wo ist er?«
»Er ist auf die Jagd gegangen.«
»Wann?«
»Vor über einer Stunde.«
»Ich habe keine Schüsse gehört, Dare«, sagte ein rothaariger Jüngling. »Es sieht so aus, als müßten wir länger warten.«
»Das würde mir passen«, meinte ein großer, schwarzhaariger Kerl mit struppigem Bart. »Ich wüßte schon, wie ich mir die Zeit vertreiben würde.«
Die anderen lachten. »Das kommt nicht in Frage, jedenfalls vorläufig nicht«, erklärte der Mann in Braun. »Bring sie in ihr Lager hinauf, Romero.«
Der Mann der absaß und auf Courtney zukam, sah genauso mexikanisch aus, wie sein Name klang, nur hatte er leuchtend grüne Augen. Er war ein wenig größer als sie, drahtig und ganz in Schwarz gekleidet. Sein Gesichtsausdruck war genauso düster und ernst wie der von Chandos; er wirkte äußerst gefährlich.
Als er Courtney erreichte und sie am Arm packte, brachte sie den Mut auf, seine Hand abzuschütteln. »Warten Sie mal –«
»Tu das nicht, bella«, warnte er sie scharf. »Mach mir keine Schwierigkeiten, por favor.«
»Aber ich –«
»Cállate!« zischte er.
Courtney wußte instinktiv, daß er ihr befahl, leise zu sprechen. Sie hatte beinahe den Eindruck, daß er sie beschützen wollte. Die anderen stiegen bereits den Hügel hinauf. Sie begann zu zittern, sowohl weil ihr kalt war als auch aus Angst vor dem Mann neben ihr.
Er faßte sie wieder am Arm, und sie schüttelte ihn wieder ab.
»Sie könnten wenigstens warten, bis ich mich angezogen habe.«
»Du willst die nassen Sachen wieder anziehen?«
»Nein, die dort drüben.« Sie zeigte auf den Busch, bei dem sie ihre trockenen Sachen gelassen hatte.
»Sí, aber schnell, por favor.« Courtney war so aufgeregt, als sie nach dem Handtuch griff, unter dem sie den Revolver versteckt hatte, daß die Waffe laut klappernd auf den Boden fiel. Der Mann gab einen verärgerten Laut von sich, hob den Revolver auf und steckte ihn in seinen Gürtel. Sie schämte sich, als sie daran dachte, was Chandos zu ihrer Ungeschicklichkeit sagen würde, und lief den Hügel hinauf.
Romero folgte ihr und wich ihr nicht von der Seite, als sie stehenblieb. Es kam also nicht in Frage, daß sie die nasse Unterwäsche aus- und die trockene anzog, deshalb streifte sie einfach das Kleid über die nassen Sachen. Es war sofort naß.
»Du wirst dich erkälten, bella«, bemerkte Romero.
»Mir bleibt ja keine Wahl«, fuhr sie ihn an.
Er zuckte die Schultern. »Wie du meinst. Komm.«
Er versuchte nicht wieder, sie am Arm zu packen, sondern bedeutete ihr nur, voranzugehen. Sie sammelte schnell ihre Habseligkeiten ein, und ein paar Minuten später betraten sie die Lichtung, auf der sie das Lager aufgeschlagen hatte.
Die anderen drei Männer saßen an ihrem Lagerfeuer, aßen ihre Bohnen und ihr Brot und tranken ihren Kaffee. Courtney war empört, bekam aber immer mehr Angst.
»Er hat nicht lang gebraucht«, grinste der Schwarzhaarige. »Hab ich dir nicht erzählt, Johnny Red, wie schnell er zieht?«
Courtney störte die Beleidigung nicht, aber der Mexikaner zischte: »Imbécil! Sie ist eine Lady.«
»Ich will rosa scheißen, wenn sie eine Lady ist«, spottete der Riese. »Bring sie herüber und setz sie hierher.«
Courtney wurde krebsrot, als er auf seinen Schoß klopfte. Sie sah den Mexikaner flehend an, aber dieser zuckte nur die Achseln.
»Das ist deine Sache, bella.«
»Nein!«
Romero zuckte wieder die Schultern, aber diesmal galt es dem Riesen. »Siehst du, Hanchett? Sie will dich nicht näher kennenlernen.«
»Ich pfeif drauf, was sie will, Romero!« Hanchett sprang auf.
Der Mexikaner stellte sich vor Courtney und wandte sich an Dare. »Willst du deinem Amigo nicht erklären, daß die Frau für dich die einzige Möglichkeit ist, Chandos aus seinem Versteck zu locken? Chandos hat sein Pferd, also hat er keinen Grund, ins Lager zurückzukehren – außer ihretwegen. Wenn meine Frau benützt würde, auch gegen ihren Willen, würde ich sie
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