Stürmisches Herz
wie viele Skalps er genommen hat. Er behauptet sogar, daß er mit Satanta geritten ist und bis jetzt das Kopfgeld für siebzehn Gesetzlose kassiert hat. Aber das glaube ich ihm nicht. Dazu ist er zu jung. Ich habe ihm gesagt –«
»Halt den Mund«, fuhr Dare sie wütend an.
»Warum? Haben Sie etwas gehört?« fragte Courtney unschuldig. »Das ist wahrscheinlich Chandos. Er müßte längst zurück sein. Aber warum sollte er seine Deckung aufgeben –«
»Stopf ihr etwas ins Maul, Johnny«, befahl Dare.
Der Schuß fiel, als Johnny nach ihr griff. Er traf ihn in die linke Schulter, und der Junge taumelte zurück. Die anderen sprangen auf, auch Courtney.
Johnny wand sich auf dem Boden und schrie, daß sein Knochen zerschmettert sei. Courtney wußte nur eines: Sie mußte Chandos warnen.
»Sie wollen Sie töten, Chandos!«
Dare holte aus, um sie zu schlagen, doch in diesem Augenblick zerschmetterte ihm eine Kugel den Ellbogen. Er ließ den Revolver fallen. Daraufhin richtete Hanchett seine Waffe auf Courtney, doch der Revolver wurde ihm im nächsten Augenblick aus der Hand geschossen.
»Er beschützt die Frau, ihr Idioten«, rief Romero. »Laßt sie in Ruhe.« Dann rief er Chandos zu: »Schießen Sie nicht mehr, Señor, por favor. Ich werfe meinen Revolver weg.«
Er tat es und breitete dann die Arme aus. Er ging damit ein beträchtliches Risiko ein, hatte aber offenbar Erfolg,
denn Chandos feuerte keinen weiteren Schuß ab. Außerhalb des Lichtscheins des Feuers herrschte tiefe Stille. Neben dem Feuer stöhnte Johnny Red, und Hanchett umklammerte keuchend seine blutende Hand.
Courtneys Angst war beinahe vollkommen verflogen, trotzdem zitterte sie noch. Chandos hatte es geschafft- er hatte die Männer in der Hand.
Warum befahl er den vier Banditen nicht zu verschwinden? Warum sagte er nichts?
Romero ging langsam zu Dare und half ihm, seinen Arm zu verbinden. »Sei vernünftig, Amigo«, flüsterte er. »Er hätte uns alle töten können, hat uns aber nur verwundet. Stell ihm deine Fragen, und dann machen wir uns auf dem Staub.«
»Ich habe immer noch das Mädchen«, zischte Dare.
»Das stimmt nicht, Mister«, widersprach Courtney. »Er hat Sie alle in seinem Schußfeld. Ich könnte jederzeit das Lager verlassen.«
Als wolle Dare nicht wahrhaben, daß er geschlagen war, trat er einen Schritt auf Courtney zu. Wieder knallte ein Schuß; die Kugel bohrte sich in Dares Schenkel, und er fiel mit einem Aufschrei zu Boden.
Romero packte Dare an den Schultern und hielt ihn fest. »Schluß jetzt! Wenn du nicht aufhörst, macht er Siebe aus uns.«
»Sehr richtig.«
»Chandos!« rief Courtney glücklich und wandte sich in die Richtung, aus der seine Stimme kam.
Allmählich gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit, und sie entdeckte ihn am Rand der Lichtung. Am liebsten wäre sie zu ihm gelaufen und ihm um den Hals gefallen, aber sie durfte ihn nicht ablenken. Er hatte den Revolver auf die Banditen gerichtet und den Hut in die Stirn gezogen, so daß seine Augen im Schatten lagen und niemand wußte, wen er beobachtete.
»Sie sind also Chandos.« Romero stand auf, hielt dabei aber die Arme deutlich vom Körper weg. »Sie dürften etwas mißverstanden haben, Señor. Sie haben meinen Freund gesucht, und er tut Ihnen den Gefallen, zu Ihnen zu kommen. Er möchte nur wissen, warum Sie hinter ihm her sind.«
»Das ist eine Lüge«, widersprach Courtney heftig. »Er hat vor, Sie zu töten, sobald Sie seine Fragen beantwortet haben. Und dann wollten sie – sie wollten –«
»Das Wort macht dir immer noch Schwierigkeiten, nicht wahr?« fragte Chandos. Sie verstand nicht, daß er in einem solchen Augenblick scherzen konnte.
»Sie hätten es jedenfalls getan«, fuhr sie ihn an.
»Das bezweifle ich ja nicht, Liebling«, erwiderte Chandos. »Vielleicht könntest du jetzt deine Empörung soweit beherrschen, daß du die Revolver der vier Helden einsammelst.«
Das Wort >Liebling< überraschte sie so sehr, daß sie sich einen Augenblick nicht rührte. Doch dann wurde ihr klar, daß Chandos bei den Männern den Eindruck erwecken wollte, sie wäre seine Frau.
Sie ging von einem Mann zum anderen, achtete dabei darauf, daß sie Chandos nicht die Sicht verstellte, und sammelte die Revolver ein. Ihr eigener Revolver steckte noch in Romeros Gürtel, und als Courtney ihn herauszog, sah sie den Mexikaner triumphierend an.
»Sei nicht rachsüchtig, bella«, sagte er leise. »Denk daran, daß ich dir geholfen habe.«
»Natürlich.
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