Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stürmisches Herz

Stürmisches Herz

Titel: Stürmisches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
gesteckt, und jetzt war alles feucht.
    Sie blickte verzweifelt von der Tasche zu Chandos und wieder zurück.
    »Chandos, ich –«
    »So schlimm kann es doch nicht sein, Kätzchen.«
    »Ich habe nichts zum Anziehen«, platzte sie heraus.
    »Nichts?«
    »Nichts. Ich habe die nassen Sachen eingepackt und vergessen, sie zum Trocknen herauszunehmen.«
    »Das Trocknen muß bis heute abend warten. Was ist mit der Hose? Ist sie auch naß?«
    »Nein, die habe ich in die Satteltasche gesteckt.«
    »Dann müssen Sie sich damit begnügen.«
    »Aber ich habe geglaubt –«
    »Ihnen bleibt nichts anderes übrig. Warten Sie, ich bringe Ihnen eins meiner Hemden.«
    Courtney war verblüfft. Er war überhaupt nicht zornig. Einen Augenblick später warf er ihr ein wunderbar weiches, helles Hemd aus Hirschleder zu. Das einzige Problem bestand darin, daß es keine Knöpfe hatte. Es wurde vorne zugeschnürt, und sie hatte nichts Trockenes, was sie darunter hätte anziehen können.
    »Machen Sie kein finsteres Gesicht, Kätzchen. Alle meine übrigen Kleidungsstücke müssen erst gewaschen werden.«
    »Ich habe nicht … Ich würde gern Ihre Sachen waschen.«
    »Nein«, antwortete er kurz. »Um meine Sachen kümmere ich mich selbst.«
    Aber jetzt war er zornig! Courtney holte ihre Hose und verschwand ins Gebüsch. Ein schrecklicher Mensch! Sie hatte ihm ja nur ihre Hilfe angeboten, und er hatte darauf reagiert, als wäre sie darauf aus, seine Frau zu werden.
    Fünf Minuten später kehrte Courtney an den Lagerplatz zurück, um ihre Bettrolle zusammenzupacken. Sie war krebsrot, teils aus Ärger, teils aus Verlegenheit. Chandos' Hemd reichte ihr bis weit über die Hüften, deshalb konnte sie es nicht in die Hose stecken. Und der V-förmige Ausschnitt ging ihr bis zum Nabel. Am schlimmsten war aber die Tatsache, daß das Hemd mit Lederriemen zugebunden wurde, die zu steif waren, als daß sie sie hätte straff anziehen können. Das Ergebnis war, daß immer noch ein unzüchtiger, zwei Zentimeter breiter Spalt klaffte.
    Sie wandte Chandos so lange wie möglich den Rücken zu, und als sie zum Feuer kam, um sich Kaffee zu holen, hielt sie sich den Hut vor die Brust; ihr wütender Blick sprach Bände. Chandos sagte kein Wort und war sichtlich bemüht, sie nicht anzusehen.
    Courtney wollte von sich ablenken und suchte verzweifelt ein Gesprächsthema, als ihr Blick auf das vierte Pferd fiel.
    »Waren Sie Trask gegenüber nicht etwas zu hart, als Sie ihn gezwungen haben, zu Fuß nach Kansas zurückzukehren?«
    Der sanfte Vorwurf zeigte eine größere Wirkung als vorgesehen. Chandos' Blick wurde eisig, und sie hatte den Eindruck, daß er sie am liebsten geschlagen hätte.
    »Da Sie nicht wissen, Lady, was er getan hat, können Sie kaum beurteilen, was für eine Strafe er verdient.«
    »Und Sie wissen, was er getan hat?«
    »Ja.«
    »Was denn?«
    »Vergewaltigung, Mord, das Abschlachten von Männern, Frauen und Kindern.«
    Courtney wurde blaß. »Warum haben Sie ihn nicht sofort getötet, wenn Sie all das wissen?«
    Er stand wortlos auf und ging zu den Pferden.
    »Es tut mir leid«, rief sie ihm nach. Hatte er sie überhaupt gehört?
    Sie beschloß, Dare Trask einfach zu vergessen. In einem zivilisierten Land wäre er für solche Verbrechen gevierteilt worden. Sie würde einfach nicht weiter an ihn denken.
    Sie löschte das kleine Feuer mit dem Rest des Kaffees und ging zu ihrem Pferd, das Chandos inzwischen gesattelt hatte. Sie fuhr sich rasch mit der Bürste durch die Haare, die zwar sauber, aber hoffnungslos zerstrubbelt waren.
    Während sie noch mit einem besonders hartnäckigen Knoten kämpfte, trat Chandos hinter sie. »Da Sie finden, daß ich auf diesem Gebiet eine besondere Begabung besitze, könnte ich Ihnen die Haare schneiden.« Seine Stimme klang scherzhaft, vor allem als er hinzufügte: »Wie viele Skalps habe ich angeblich genommen? Ich habe es mir nicht gemerkt.«
    Courtney drehte sich um, und er lächelte sie an. Wie schnell es ihm gelang, eine Mißstimmung zu überwinden!
    Dann fiel ihr all das ein, was sie am vergangenen Abend über ihn gesagt hatte, und sie wurde wieder rot. »Wie lange hatten Sie uns schon belauscht?«
    »Lang genug.«
    »Ich glaube natürlich kein Wort von dem, was ich gesagt habe. Ich wollte die vier nur verunsichern und habe deshalb behauptet, daß Sie zum Teil Indianer sind. Die vier Kerle hatten Sie ja noch nie zu Gesicht bekommen, wie sollten sie da wissen, daß Sie überhaupt nicht wie ein Indianer

Weitere Kostenlose Bücher