Stürmisches Herz
aussehen?«
»Finden Sie? Haben Sie schon so viele Indianer gesehen, daß Sie das beurteilen können?«
Courtney kam allmählich zum Bewußtsein, daß er sie nicht mehr neckte, sondern es vollkommen ernst meinte. »Sie haben überhaupt kein indianisches Blut, nicht wahr?« Im nächsten Augenblick bedauerte sie die Frage. Aber er antwortete ihr nicht, sondern sah sie nur an.
Sie senkte den Blick. »Vergessen Sie, was ich gesagt habe. Können wir jetzt aufbrechen?«
Er drückte ihr das vom Abendessen übriggebliebene Fleisch in die Hand. »Das müßte bis Mittag genügen.«
»Danke.« Dann stellte sie doch noch eine Frage: »Wissen Sie vielleicht, was >bella< heißt?«
»Es heißt >schön<.«
Courtney wurde wieder einmal rot.
22. KAPITEL
»Wenn Sie noch etwas waschen wollen, sollten Sie es heute abend tun«, erklärte ihr Chandos, sobald sie ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten. »Morgen verlassen wir den Arkansas und stoßen frühestens in drei Tagen wieder auf Wasser.«
Courtney hatte nicht mehr sehr viel zu waschen, vielmehr mußte sie alle ihre Kleidungsstücke trocknen lassen.
Chandos versorgte rasch sein und Trasks Pferd und marschierte dann mit seiner Wäsche zum Fluß. Er war damit fertig, bevor Courtney überhaupt begonnen hatte. Als sie ebenfalls fertig war, sah der Lagerplatz wie der Hinterhof einer Pension aus. Auf jedem Busch, Baum und Felsbrocken hingen oder lagen Kleidungsstücke.
Courtney fand es lustig, daß ein Lagerplatz mitten im Indianerterritorium so gemütlich sein konnte. Sie fühlte sich richtig wohl. Zum Teil rührte das auch daher, daß sie mit Chandos zusammen war und sich in seiner Gegenwart vollkommen sicher fühlte. Er war an diesem Abend nicht auf die Jagd gegangen, und sie war davon überzeugt, daß er es getan hatte, um sie nicht allein zu lassen.
Um ihm zu zeigen, wie dankbar sie ihm dafür war, bemühte sie sich, aus dem getrockneten Fleisch und Gemüse ein schmackhaftes Stew zuzubereiten. Sie verwendete die wenigen Gewürze, die sie mitgenommen hatte, und machte sogar ein paar Klöße. Außerdem befand sich keine einzige Bohne in dem Stew. Wenigstens einmal ein Essen ohne diese ewigen Bohnen.
Während Courtney kochte, lehnte Chandos mit geschlossenen Augen an seinem Sattel. Als sie begann, ein Lied vor sich hinzusummen, genügte das, um ihn zu erregen. Offenbar war er Courtney Harte wehrlos verfallen. Wie lange würde er es noch ertragen, daß er sie ständig begehrte, aber nie Erfüllung fand? Es war für Chandos eine ganz neue Erfahrung; er hatte noch nie eine Frau so leidenschaftlich begehrt, daß er kaum an etwas anderes denken konnte, und er hatte noch nie seine Gefühle so eisern im Zaum halten müssen. Courtneys Zauber war für ihn unwiderstehlich.
Aber er würde sie nicht berühren, selbst wenn sie sich ihm anbot … Nein, das war dann doch übertrieben. So edelmütig war er auch wieder nicht.
Aber dann fiel ihm ein, daß sie sich ihm bereits angeboten und daß er keinen Gebrauch davon gemacht hatte. Er mußte endlich die lächerliche Vorstellung loswerden, daß er sie beschützen mußte – sogar vor ihm selbst. Er dachte an ihre leidenschaftlichen Blicke, ihre zärtlichen Küsse. Sie begehrte ihn, und das stachelte seine Leidenschaft noch mehr auf.
Wußte sie überhaupt, wie sehr sie ihn in Versuchung führte? Wahrscheinlich nicht, denn er hatte darauf geachtet, es sie nicht merken zu lassen. Falls sie es dennoch gemerkt haben sollte, war es ihr offensichtlich gleichgültig, denn sie bemühte sich keineswegs, ihn nicht herauszufordern.
»Wie bringen die Leute es eigentlich fertig, das Vieh über diese Hügel zu treiben, Chandos?«
»Das Vieh wird nicht durch diese Gegend getrieben; der Trail befindet sich etwa fünfzig Meilen westlich von hier.«
»Ich habe geglaubt, daß der Viehtrail der kürzeste Weg nach Waco ist.«
»Das stimmt.«
»Warum folgen wir ihm dann nicht?« fragte sie verwundert.
»Ich muß in Paris, einer Stadt im Nordwesten von Texas, etwas erledigen. Es kostet uns etwa fünf Tage, aber es geht nicht anders. Ich war ursprünglich dorthin unterwegs und will nicht eine ganze Woche verlieren,
indem ich Sie erst nach Waco bringe und dann zurückreite. Irgendwelche Einwände?«
»Nein. Sie müssen meinetwegen Ihre Pläne nicht ändern. Ein paar Tage spielen keine Rolle.« Sie rührte das Stew noch einmal um. »Das Essen ist fertig.«
Während sie aß, stellte Courtney fest, daß sie einerseits glücklich war, weil sie einige Tage
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