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Stürmisches Paradies

Stürmisches Paradies

Titel: Stürmisches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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Sie war absolut loyal und trat für ihre Überzeugungen ein. Seine Gefühle Jacob gegenüber hatten sich nicht verändert, doch Blake konnte Alicias standhafte Unterstützung für jemanden, den sie liebte, nur bewundern.
    Er fragte sich, was wohl nötig wäre, damit sie ihn auf diese Art und Weise unterstützen würde.
    Und das war es, wurde Blake schlagartig klar, was ihm schwer auf der Seele lag. Sie war unter seiner Wachsamkeit hindurchgeschlüpft, und es lag auch nicht bloß daran, dass sie sich so verdammt gut in seinen Armen anfühlte. Er hatte begonnen, sich auf ihre Anwesenheit an Deck am Ende des Tages zu freuen, damit er einen Teil davon mit ihr teilen und ihr Gesicht sehen konnte, wie es sich mit Bewunderung füllte, wenn sie den Sonnenuntergang oder die Delfine betrachtete, die fröhlich im Kielwasser des Schiffes herumtollten. Es war ihr in beunruhigend kurzer Zeit gelungen, ihm etwas zu bedeuten.
    Wenn er doch bloß wüsste, was er davon halten sollte. Blake wagte es, ein Auge zu öffnen und war ziemlich stolz auf sich, dabei nicht zu wimmern, weil es sich anfühlte, als ob ihm jemand mit einem Ruder über den Schädel geschlagen hätte. Vor seinem Fenster war es noch dunkel, und das Fehlen von Geräuschen auf Deck ließ den Schluss zu, dass der Großteil der Mannschaft wohl noch nicht aufgewacht war. Das würde ihm Zeit verschaffen, ohne Ablenkung nachzudenken. Alicia bewegte sich, atmete tief ein und kuschelte sich enger an ihn an. Ihre weiche Brust ruhte an seiner Seite.
    Dieses Mal konnte er ein Wimmern nicht zurückhalten.
    Wenn er sein Bedauern in Gold aufwiegen könnte, dann würde der Lagerraum des Schiffes davon schier bersten. Blake wand sich aus Alicias Arm und steckte die Decke um sie herum fest. Er konnte sie in der Dunkelheit nicht deutlich erkennen, was wohl ein Segen war. Seine Willenskraft reichte nur so weit aus.
    Er knöpfte sich das Hemd zu, tastete um die Stühle herum nach seinem Mantel. Zum Glück erinnerte er sich daran, wo er ihn gelassen hatte, und es dauerte daher kaum mehr als ein paar Sekunden, bis er die Überbleibsel der vergangenen Nacht zur Seite getreten hatte. Das Bett knarrte, und Blake zögerte, aber Alicias Atem blieb gleichmäßig, und er wusste, sie hatte sich nur umgedreht. Es würde einfach sein, zurückzugehen, neben ihr ins Bett zu schlüpfen und sie wieder zu schmecken, wenn seine Sinne nicht mehr vom Rum benebelt wären.
    Er wusste auch – ihren bisherigen Reaktionen aufeinander nach geschätzt -, dass es nicht dabei bleiben würde, sollte er der Versuchung erliegen, sie wieder zu küssen. Da dies kein Schritt war, den er leicht nahm, schob er seine Lust beiseite und ging an Deck.
    Dort bemerkte Blake als Erstes, dass niemand am Steuerruder stand.
    »Wo zum Teufel ist Vincent?«, murmelte er. Im Schein der Laternen bahnte sich Blake einen Weg um die Kanonen herum, über die Takelage hinweg. Der rundliche Mond leitete ihn bis zur Hauptluke. Schwaches Licht und Vincents Pfeifen drangen aus der Öffnung. Töpfe klapperten, und der Geruch von Tee stieg Blake in die Nase. Da er wusste, Vincent würde gleich mit einem heißen Getränk in den Händen wieder oben sein, ging Blake zum Bug, setzte sich auf die Planken und lehnte sich an die Reling.
    Als er so geschützt dasaß, verschwand selbst die leichteste Brise. Um ihn herum war nur noch der Geruch nach feuchtem Holz, das vom Meerwasser durchdrungen war. Keinen Duft auf der Welt liebte er mehr.
    Mit Ausnahme von Orangen vielleicht.
    Sein Leben in den vergangenen acht Jahren war wundervoll unkompliziert gewesen. Nicht perfekt, das musste er zugeben. Auf See zu sein brachte immer Strapazen mit sich – Seekrankheit, Langeweile, heftige Stürme und Handelsschiffe, die tödliche Schlachten schlugen, um ihre Ladung zu behalten. Und, wie der Kapitän ihn vor kurzem erinnert hatte, hatte er auch einen stetigen Zulauf an Heiratsanträgen bekommen.
    Blake machte sich nichts daraus. Wenn die Frauen in Scharen zu ihm kamen, ihre Körper stolz zur Schau stellten und ihm ins Ohr flüsterten, dann wählte er sorgfältig. Er hielt sich von den Jüngeren fern, steckte ihnen sogar oft Geld zu, selbst wenn er ihre Einladungen ablehnte. Gewiss, es gab einige, die ein paar Tränen seinetwegen vergossen hatten, weil er die Fähigkeit besaß, einfach so wieder zu gehen, aber gewöhnlich hatte er die meisten schon nach einer Stunde wieder zurück an den überfüllten Tischen gesehen, wo sie charmant lächelten, während sie

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