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Stürmisches Paradies

Stürmisches Paradies

Titel: Stürmisches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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als sie auf den Weg traten, der sich zur Rückseite von Sams Haus schlängelte.
    »Hier geht es um die Familie, darum, wieder zusammen zu sein. Wir brauchen nicht das ganze Dorf, um das zu feiern.«
    Sam hielt an und drehte sich zu ihrer Schwester um. »Ich will doch bloß der ganzen Welt mitteilen, dass du da bist.«
    Alicia lächelte und war von den Worten ihrer Schwester gerührt. »Es war schon ein ziemlich weiter Weg, nicht wahr?«
    »Ja, das war es«, stimmte Sam zu und ging auf dem Pfad weiter. Die dicken roten und orangefarbenen Blumen, die den Weg säumten, erfüllten die feuchte Luft mit ihrem Duft. »Aber wenigstens können wir dankbar sein, dass es vor -«
    Sam hielt abrupt inne, und Alicia rempelte sie aus Versehen an. »Was ist denn?«, fragte Alicia und trat neben ihre Schwester.
    Ein Entermesser steckte in der Holztür. Daran hing ein zusammengerolltes Stück Pergament. Alicia schaute sich um, sah aber nichts außer Palmwedeln, Farnen und dem farbenprächtigen Blumenarrangement, das Sam gepflanzt hatte. Dennoch hatte sie ein merkwürdig kaltes Gefühl im Nacken, so als ob sie beobachtet würden.
    »Sollen wir warten bis -«
    »Nein, ich werde mich darum kümmern«, antwortete Sam.
    Alicia sah zu, wie Sam das Papier mit ruhigen Händen losmachte.
    Über Sams Schulter hinweg las Alicia die folgenden Worte.
    Ihr habt Euch ein ziemlich angenehmes Leben aufgebaut, fast schon alltäglich. Für jemanden so Bemerkenswerten wie Euch muss es doch eine Weile gedauert haben, sich daran zu gewöhnen. Doch da seid Ihr nun, habt Euch sicher und gemütlich in St. Kitts niedergelassen, mit einer Familie, einem Geschäft und einer neu gefundenen Schwester. Und niemand ahnt etwas. Nun, beinahe niemand. Fühlt Ihr Euch immer noch so, als könnte Euch niemand wiedererkennen … Sam?

16
    Sam zerknüllte das Papier in ihrer Hand. Sie riss das Entermesser heraus, packte Alicia am Handgelenk, stieß die Tür auf und knallte sie hinter sich zu. Sobald sie drinnen war, warf sie den Brief und das Messer auf den Tisch und begann über den am Vortag blank gescheuerten Fußboden auf und ab zu gehen.
    Krächz . »Nicht die Tür zuschlagen. Nicht die Tür zuschlagen.«
    »Wer würde so etwas tun?«, fragte Alicia und ignorierte den Papagei, der in seinem Käfig auf und ab hüpfte.
    »Ich weiß es nicht!«
    »Was meint er denn damit?«
    »Das kann nicht sein. Das ist unmöglich«, murmelte Sam, die immer noch zwischen der Hintertür und dem Flur, der zum Wohnzimmer führte, hin und her marschierte.
    »Was ist unmöglich?«
    Sam hielt inne und stemmte sich die Hände in die Hüften. Ihr stählerner Blick fiel auf die Tür. »Verdammt. Das wird Luke ganz und gar nicht gefallen.«
    »Was wird ihm nicht gefallen?«, wollte Alicia wissen. Sie stellte sich so vor Sam, dass diese stehen bleiben musste. »Worum geht es hier? Was wird Luke ganz und gar nicht gefallen?«
    Sam zwinkerte, so als ob sie gerade erst bemerkte, dass sie nicht alleine war. Der harte Ausdruck in ihren Augen wurde weicher.
    »Luke ist bei diesen Dingen ziemlich eigen. Er wird diese Kerbe in der Tür nicht mögen.«
    Alicia schüttelte den Kopf und machte ein energisches Gesicht. Ihre Schwester war aufgebracht, und, obwohl sie es zu verbergen versuchte, hatte sie auch Angst. Aber Sam war nicht die einzige hartnäckige Frau in der Fine-Familie.
    »Ich bin nicht so einfach gestrickt, Sam, dass ich nicht sehen würde, dass dich das hier aufgeregt hat.«
    »Nun, natürlich hat es mich aufgeregt. Irgendjemand spielt mir einen üblen Streich.«
    Alicia packte Sam an den Armen. »Wir haben viel verloren, Sam. Wir haben unsere Eltern verloren, unser Zuhause, und für eine Weile hatten wir einander verloren. Lass uns jetzt nicht vergeuden, was uns geschenkt wurde, indem wir einander anlügen.«
    Sam sah ihren entschlossenen Blick und senkte dann den Kopf. »Ich hatte gehofft, du würdest es nie herausfinden.«
    Alicia rutschte das Herz in die Hose. War Luke in Schwierigkeiten? Das lag nahe. Er war ein Pirat, oder jedenfalls war er mal einer gewesen. Gewiss hatte der Mann Feinde. Obwohl sie ihn mittlerweile mochte, verspürte Alicia plötzlich ein wenig Abneigung gegenüber ihrem Schwager, da es so schien, als ob sein früheres Leben Sam und die Menschen, die sie liebte, in Gefahr brachte.
    »Was hat Luke gemacht?«, fragte Alicia.
    Krächz . »Luke ist unschuldig. Luke ist unschuldig.«
    Sam hob den Kopf und runzelte die Stirn. »Luke? Er hat gar nichts gemacht. Weshalb würdest

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