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Stumme Zeugen

Titel: Stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
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steht auf meiner Liste.«
    Zu Jess’ Entsetzen teilte sich der Vorhang hinter Gonzales’ Rücken, und William schaute aus dem Fenster, direkt auf die Pistole . »Geh vom Fenster weg«, hätte er William am liebsten zugerufen. Und Gonzales hätte er beinahe angefleht: »Drehen Sie sich nicht um.«
    Jess seufzte. »Meinetwegen. Aber jetzt bin ich wieder da, und Sie können verschwinden.«
    »Nicht so eilig. Als ich ankam, habe ich etwas aus dem Haus gehört. Ich würde mich gern ein bisschen umsehen.«
    »Hier wohnt niemand außer mir.« Jess hoffte, dass seine Miene seine Sorge nicht verriet. »Mein Vorarbeiter ist vor ein paar Tagen in die Stadt gezogen. Ich bewirtschafte die Ranch allein.«
    »Haben Sie keine Frau?«
    »Ich bin geschieden.«
    »Ich auch, das kenne ich. Wenn niemand da ist, warum laden Sie mich nicht auf einen Kaffee ein?«

    »Weil Arbeit auf mich wartet.«
    »An einem Sonntag?«
    Jess nickte. »Genau. Kalbende Kühe scheren sich nicht um den Wochentag.«
    Gonzales studierte seine Miene. »Ich würde mich wirklich gern ein bisschen umsehen, damit ich Ihre Ranch von meiner Liste streichen kann. In der Scheune und im Haus. Ich möchte mich vergewissern, ob ich wirklich etwas gehört habe, als ich herkam.«
    »Sie müssen sich geirrt haben.«
    Für eine Weile herrschte ein unbehagliches Schweigen. Jess warf einen Blick auf das Fenster. Gonzales bemerkte es und drehte sich um. Gott sei Dank war William verschwunden.
    Gonzales wandte sich wieder um. »Lassen Sie uns eines klarstellen. Sie wollen mir wirklich die Erlaubnis verweigern, mich hier umzusehen? Ich bin hier, um Sie von der Liste der potenziellen Kidnapper zu streichen. Ist Ihnen klar, wie verdächtig Sie sich machen?«
    Das Wort Kidnapper versetzte ihm einen Schock, und er bemühte sich, nicht zusammenzuzucken. Wie hätte er zulassen können, dass Gonzales sich umsah? In der Scheune würde ihm vermutlich nichts auffallen, weil er nicht wusste, wonach er schauen musste - nach der verschwundenen Heusichel, den Satteldecken, der Anordnung der Heuballen oben auf dem Stapel. Aber ins Haus durfte er ihn auf keinen Fall lassen. Selbst wenn Annie und William sich versteckten, gab es verräterische Anzeichen für ihre Anwesenheit - Schuhe im Vorraum, zu viele Teller auf der Spüle, ungemachte Betten.

    »Genau, ich verweigere Ihnen die Erlaubnis, sich umzusehen«, sagte er. »Unbefugtes Betreten eines Grundstücks, ohne Durchsuchungsbescheid. Der Sheriff hat nicht angerufen, um Ihren Besuch anzukündigen. Dies ist meine Ranch, sie ist seit drei Generationen im Besitz meiner Familie. Niemand hat das Recht, ohne Erlaubnis hier einzudringen.«
    Gonzales lachte höhnisch. »Sie sind ein verdammt unangenehmer Zeitgenosse, alter Mann. Wenn wir in L. A. wären …«
    »Sind wir aber nicht«, unterbrach Jess. »Wir sind auf meiner Ranch. Verschwinden Sie. Ohne den Sheriff und einen Durchsuchungsbescheid brauchen sie nicht zurückzukommen.«
    Das falsche Lächeln löste sich auf. »Sie könnten sich das Leben sehr viel leichter machen, wenn Sie mir erlauben würden, mich umzusehen, compadre.«
    »Ich bin an ein hartes Leben gewöhnt. Wie gesagt, verschwinden Sie.«
    Er sah etwas in Gonzales’ Augen aufblitzen, und für einen Augenblick rechnete Jess damit, dass er von der Veranda stürmen und ihm die Pistole ins Gesicht bohren würde. Er wünschte, er wäre bewaffnet. Dann war der Augenblick vorüber, und Gonzales blickte auf die Regenwolken.
    Er verließ die Veranda und schlenderte langsam zu seinem Pick-up. »Ich komme wieder. Das wird unangenehm. Sie hätten es vermeiden können, aber Sie mussten ja den harten Cowboy spielen.«
    Jess schwieg. Er presste die Hände weiter fest auf die Motorhaube, damit sie nicht zitterten.
    Gonzales öffnete die Wagentür. »Sie sind zu blöd, um zu
begreifen, was für einen Fehler Sie gerade gemacht haben, alter Mann.« Das Grinsen war wieder da, und Jess lief es kalt den Rücken hinunter. »Wir sehen uns.«
    »Versuchen Sie nicht, mir zu drohen.«
    »Ich drohe nicht, ich gebe gute Ratschläge.«
    »Schließen Sie diesmal das Tor«, sagte Jess. »Wenn mein Vieh wegläuft, zeige ich Sie an.«
    »Sie zeigen mich …« Gonzales sprach nicht weiter, weil er lachen musste.
    Als der Pick-up zwischen den Bäumen verschwand, nahm Jess langsam seine schweißnassen Hände von der Motorhaube.
     
    »Das war einer von ihnen, stimmt’s?«, fragte Jess, während er seine Einkäufe auspackte.
    Annie und William standen mit

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