Stumme Zeugen
gefunden haben.«
Carey schluckte.
»Wir haben jede Menge Leute, die freiwillig bei den Suchtrupps mitmachen.« Singer zeigte auf Gonzales. »Gonzo hat eine Liste mit Namen, Adressen und Telefonnummern erstellt. Im Augenblick sind drei zehnköpfige Teams unterwegs. Sie durchkämmen die Wälder in der Nähe der Stelle, wo der Schuh gefunden wurde. Langsam, aber gründlich. Bisher haben sie nichts gefunden.«
»Ich weiß.«
»Wie lange würde es Ihrer Meinung nach dauern, bis die Leiche eines im Sand Creek Ertrunkenen an Land gespült wird, Sheriff?«
»Der Fluss ist nicht besonders tief, hat aber eine starke Strömung. Wo er in den See mündet, ist er noch seichter, keine fünfzig Zentimeter tief. Also müssen uns nur die sechs Kilometer vor der Mündung interessieren.«
Singer wirkte besorgt. »Ist es denkbar, dass sich Leichen dort irgendwo verfangen könnten? Oder von Strudeln in die Tiefe gezogen werden?«
»Denkbar schon, aber unwahrscheinlich. Der Fluss ist an keiner Stelle tief genug.«
Singer rieb sich nachdenklich das Kinn. »Okay, weiter.«
Mit einem schwarzen Stift hatte er VERDÄCHTIGE UND ZUSTÄNDIGKEIT auf die Tafel geschrieben.
Unter »Verdächtige« standen die Namen Tom Boyd, Monica Taylor und Fiona Pritzle, darunter »unbekannter Durchreisender« und »einheimischer Pädophiler«.
»Fällt Ihnen noch jemand ein?«, fragte Singer.
»Die Mutter und die Postbotin würde ich von der Liste streichen«, sagte Carey. »Monica Taylor ist einfach zu durcheinander, und diese Fiona Pritzle hat uns angerufen. Hätte sie etwas damit zu tun, hätte sie einfach den Mund halten können, und kein Mensch würde überhaupt wissen, dass die Kinder am Sand Creek waren.«
»Was meinst du, Gonzo?«
Gonzales räusperte sich. »Ich hatte mal einen Typ auf der Polizeiwache, der behauptete, einen Mann gesehen zu haben, der versuchte, im Osten von L. A. einen kleinen weißen Jungen in sein Auto zu locken. Später rief jemand an und gab die Personenbeschreibung eines vermissten Kindes durch, die zu der des Zeugen passte, der bei uns gewesen war. Wir haben die ganze Stadt auf den Kopf gestellt, um den Wagen zu finden, den der Zeuge beschrieben hatte. Er hatte sich sogar einen Teil des Kennzeichens gemerkt. Aber wir haben das Auto nie gefunden. Zwei Jahre später floh ein nacktes Kind aus einem Haus, rannte die Straße hinab und schrie, es sei von einem Mann gequält und missbraucht worden. Es stellte sich heraus, dass der Schuldige genau der Typ war, der damals bei uns den Zeugen gemimt hatte. Er hatte ein halbes Dutzend kleine Jungs gequält und getötet und den ersten Fall der Polizei gemeldet. Nur wegen des Nervenkitzels und um zu sehen, wie wir arbeiten.«
Carey zitterte, und Newkirk glaubte, seine Gedanken lesen zu können. Jetzt dämmert ihm vielleicht mal, was in der Großstadt los ist.
»Trotzdem«, sagte der Sheriff, »ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass diese Fiona Pritzle …«
»Wir sollten sie nicht vorschnell von der Liste streichen«, sagte Singer. Er zeigte auf »unbekannter Durchreisender«. »Das ist der heikelste Punkt. Es hätte jemand sein können, der hier durchkam, vielleicht ein Vertreter. Wer weiß? Wir sollten in Motels, Pensionen und Bed & Breakfasts nachfragen, ob dort irgendeine verdächtige Person abgestiegen ist, aber wir müssen davon ausgehen, dass sie gleich heute Morgen ausgezogen ist.«
Carey zog ein Notizbuch hervor und schrieb auf, was Singer wollte. Newkirk fiel auf, dass die Hände des Sheriffs immer noch zitterten. Nachdem er seine Notiz gemacht hatte, steckte er die Hände in die Taschen, damit es den anderen nicht auffiel.
»Der einheimische Pädophile«, fuhr Singer fort. »Das ist etwas einfacher. Sie haben doch bestimmt eine Liste, oder, Sheriff?«
Carey nickte. Newkirk fiel ein, dass der Sheriff im Wahlkampf aggressiv gegen Pädophile Stimmung gemacht hatte.
»Als ich sie zum letzten Mal in der Hand hatte, standen zwei Namen darauf«, sagte Carey. »Ich denke, einer von ihnen ist weggezogen. Es hat ihn ziemlich angekotzt, dass wir die Nachbarn über seine Neigungen informiert haben.«
»Dann würde ich mich um den anderen kümmern.«
Carey machte sich eine Notiz.
»Damit wären wir bei Tom Boyd.« Singer zeichnete ein Sternchen neben den Namen. »Ein Bodybuilder, wahrscheinlich nimmt er Steroide. Er hat sich mit Monica Taylor gestritten und war sauer auf ihre Kinder. Seinen UPS-Lieferwagen hat er gestern nicht zurückgebracht, und jetzt ist er
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