Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Stumme Zeugen

Titel: Stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
spurlos verschwunden. Als er das Haus der Taylors verließ, ahnte er wahrscheinlich, wo die Kinder angeln wollten. MGT.«
    Carey blickte auf. Er versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass er keine Ahnung hatte, was das Kürzel bedeutete.
    »Motiv, Gelegenheit, Tat.«
    Carey nickte. Er schien dankbar, dass Singer ihn so schnell aufgeklärt hatte.
    Neben der Liste der Verdächtigen stand ZUSTÄNDIGKEIT:
    MONICA TAYLOR - Swann
EINSATZZENTRALE - Singer, Newkirk
KOORDINATION DER SUCHE - Polizei
UNBEKANNTER DURCHREISENDER - Polizei
EINHEIMISCHER PÄDOPHILER - Polizei
TOM BOYD - Gonzales
FIONA PRITZLE - Newkirk
KONTAKT ZUM FBI - Sheriff Carey, Singer
    »Das ist nur ein Vorschlag«, sagte Singer leise. »Er basiert auf sechsundsiebzig Jahren Diensterfahrung, die wir gemeinsam auf dem Buckel haben. Aber Sie sind der Sheriff, wir nur Freiwillige, die helfen möchten. Die Entscheidung liegt bei Ihnen.«

    »Hört sich gut an«, erwiderte Carey ohne jedes Zögern.
    Singer lächelte nicht, klopfte dem Sheriff auch nicht auf die Schulter. »Dann sollten wir uns an die Arbeit machen.«
     
    Nachdem der Sheriff gegangen war, blickte Singer Gonzales an.
    »Den haben wir in der Tasche«, sagte Gonzales. »Er ruft einem ins Gedächtnis, dass die Demokratie funktioniert. Ein von Idioten bevölkertes County wählt einen Idioten als obersten Gesetzeshüter. Was für Bauern.«
    Newkirk bemerkte, wie ein fast nicht wahrnehmbares Lächeln über Singers Gesicht huschte. Eigentlich erübrigten sich im Moment weitere Worte, für ihn wie für die anderen. Er wandte sich ab und blickte erneut durch die gläserne Trennwand in den Sitzungssaal des Stadtrats. Ich muss gleich kotzen, dachte er.
    »Geh nicht so hart mit dem Sheriff ins Gericht«, sagte Singer. »Für uns ist er genau der richtige Mann, unser Aushängeschild bei den Medien. Seht ihn euch an, er macht sich großartig in der Glotze. Die ehrliche Haut, durch und durch. Sieht er nicht so aus, als könnte er jeden Moment in Tränen ausbrechen? Das wollen die Leute sehen. Ich meine, wenn er wirklich zu flennen beginnt. Wir sollten den Fall so schnell in trockene Tücher bringen, dass wir uns um Carey gar keine Gedanken mehr machen müssen.«
    »Vorausschauendes Denken«, sagte Gonzales zu Newkirk. »Das ist seine Stärke.«
    Singer klappte sein Handy auf und wählte eine gespeicherte Nummer. »Swann? Haben die Kinder sich mittlerweile gemeldet?« Singer lauschte kurz. Dann: »Mist. Allmählich
verliere ich die Geduld. Wenigstens läuft bei uns alles gut. Der Sheriff ist mit unserem Aktionsplan einverstanden.«
    Wenn ein Unbeteiligter zuhören würde, dachte Newkirk, wäre er kein bisschen schlauer als zuvor. Singer und Swann waren vorsichtig. Sie hatten jahrelange Übung darin, sich gegenüber ihrem Gesprächspartner verständlich zu machen, ohne dass ein Außenstehender begriff, was sie wirklich meinten. Es hörte sich so an, als wäre Singer ernsthaft um das Wohlergehen der Taylor-Kinder besorgt und wütend, dass die Suche nach ihnen keine Fortschritte machte. Wofür sie ja angeblich zuständig waren.
    »Ja«, sagte Singer. »Gonzo kümmert sich um Tom Boyd, wie besprochen. Newkirk?«
    Newkirk zuckte zusammen, weil Singer ihn anstarrte. »Ja, Newkirk hilft mir in der Einsatzzentrale. Außerdem ist er für diese Fiona Pritzle zuständig.«
    Singer wandte den Blick ab und lauschte einen Augenblick. Newkirk fragte sich, was Swann sagen mochte.
    »Nein, ihm geht’s gut«, sagte Singer leise.
    Eben nicht, dachte Newkirk.
    »Eigentlich hast du wirklich schon mal besser ausgesehen, Newkirk.«
    »Mir geht’s prima«, log er und dachte: Dies ist der Albtraum, in dem etwas passiert, das uns auffliegen lassen könnte, und das führt zu etwas noch Schlimmeren, zum nächsten Verbrechen. Selbst Singer, der doch immer alles unter Kontrolle hat, könnte der Aufgabe diesmal nicht gewachsen sein. Wir können die Lage nur beherrschen und der Enttarnung entgehen, wenn wir wie echte Kriminelle
denken und handeln. Damit verrate ich alles, woran ich glaube, alle Beweggründe, warum ich damals Cop geworden bin. Einer, der auf der richtigen Seite steht und den Abschaum in Schach hält.
    »Was zum Teufel ist eigentlich los mit dir, Newkirk?«, fragte Gonzales. »Wer A sagt, muss auch B sagen. Das war abgemacht.«
    Schon wahr. Aber …
    »Wie konnten wir so viel Pech haben, dass diese Kinder am Fluss waren?«, fragte Newkirk. »Genau da, wo sie alles sehen konnten? Hätten wir einen Kilometer weiter

Weitere Kostenlose Bücher