Stunde der Vergeltung (German Edition)
könnte sich daran gewöhnen. Sie könnte lernen, es zu brauchen und sich danach zu sehnen, und sogar davon träumen, wenn sie es nicht mehr hatte.
Und das würde früh genug der Fall sein.
»Und? Werde ich für meine Anmaßung zum Tode verurteilt?«, fragte Val.
Tamara befeuchtete ihre Lippen und überlegte sich eine Antwort. »Deine Strafe ist für den Moment aufgehoben«, sagte sie träge. »Ich bin zu müde, um dich heute Nacht zu töten. Aber für später kann ich nicht garantieren. Sei also auf der Hut.«
Ein Grinsen erhellte sein Gesicht. Er küsste ihre Kehle. »Willst du mit mir duschen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Keine Chance, solange Rachel draußen schläft. Ich gehe zuerst. Du hältst neben der Tür die Stellung, um mir Bescheid zu sagen, falls sie aufwacht. Und marschier unter gar keinen Umständen nackt dort raus, verstanden? Noch schläft sie, aber nur für den Fall – sie braucht im zarten Alter von drei noch keine Lektion in menschlicher Anatomie.«
Val nickte angemessen gehorsam. Tam trat unter die Dusche, band ihre Haare zu einem Knoten zusammen und seifte sich ein.
Sie erkannte ihren Körper nicht wieder. Ihre Haut war noch immer unglaublich empfindsam, ihre intimen Stellen pochten, waren wund vom harten Gebrauch, gerötet von der nachklingenden Ekstase. Sobald sie die Beinmuskeln anspannte, pulsierten Mini-Orgasmen durch ihre Schenkel, Knie und Waden bis hinab zu ihren Zehenspitzen.
Als sie herauskam, stand Janos mit einem großen, kuscheligen Handtuch für sie bereit. Sie erlaubte ihm, sie abzutrocknen, hob Arme und Beine an und drehte sich mit der royalen Anmut einer Königin, die sich die Fürsorge eines Leibdieners gefallen lässt. Allerdings stünde ihm eine böse Überraschung bevor, falls er erwartete, dass sie ihm denselben Gefallen erwies.
Sie ließ ihn im Bad zurück und ging ins Zimmer, wo sie in den Einkaufstüten stöberte, bis sie das Nachthemd fand, das sie mit Janos’ Kreditkarte gekauft hatte. Sie riss die Etiketten ab und schlüpfte hinein. Hübsch. Anschließend glitt sie neben Rachel ins Bett und streckte den Arm aus, um das tröstliche Heben und Senken ihres kleinen Rückens zu spüren, hielt jedoch ein wenig Abstand.
Ihre Tochter schlief tief und fest. Gut.
Wenige Minuten später ging die Badtür auf. Die Silhouette von Vals prächtigem Körper zeichnete sich im Türrahmen ab. Dampf quoll heraus. Er hatte seine Jeans wieder angezogen und versorgte gerade seine Schulterverletzung mit einem frischen Verband.
Dann knipste er das Licht im Bad aus und wurde zu einem dichteren dunkleren Schatten unter Schatten.
»Ich will heute Nacht hierbleiben«, erklärte er. »Um euch zu beschützen.«
Natürlich. Tatsächlich käme es der Sache wohl näher, wenn er gesagt hätte, dass er sicherstellen wolle, dass sie nicht in Panik geriete und türmte. Es irritierte Tamara, eine weitere lebenswichtige Entscheidung treffen zu müssen, während sie so verdammt müde war. Aber welchen Sinn hätte diese Haarspalterei? Er hatte sowieso jeden ihrer Schutzwälle, ob seelischer oder körperlicher Natur, durchbrochen.
Soweit sie das erkennen konnte, lag es keinesfalls in seinem Interesse, ihnen wehzutun. Andernfalls hätte er längst die Gelegenheit dazu gehabt. Zur Hölle mit ihm. Sie hatte nicht die Energie, ihn rauszuwerfen.
»Schlaf meinetwegen auf dem Fußboden«, bot sie ihm kühl an. »Ich glaube, im Schrank sind weitere Decken und Kissen. Bedien dich.«
Obwohl Tam seinen lautlosen Schemen in der Dunkelheit kaum erkennen konnte, meinte sie, ihn lächeln zu sehen. Sie stützte sich auf den Ellbogen. »Denk noch nicht mal an das Bett«, sagte sie in nachdrücklichem Flüsterton. »Ich mag dich in meinen Körper gelassen haben, trotzdem bin ich dir gestern zum ersten Mal begegnet, und heute habe ich zugesehen, wie du drei Männer kaltgemacht hast. Du wirst um Himmels willen nicht neben meinem kleinen Mädchen schlafen.«
»Natürlich nicht.« Vals Stimme vibrierte vor unterdrückter Belustigung. »Es ist schon zu viel der Ehre, dass du mich mit ihr in einem Raum schlafen lässt. Ich bin zutiefst gerührt.«
Tamara schnaubte. »Pah. Treib es nicht zu weit, Janos.«
Er ging zum Schrank und nahm Bettzeug heraus, dann breitete er eine der Decken über die Türschwelle. Er warf ein Kissen darauf, wickelte sich in die andere Decke und streckte sich wortlos aus.
Tam hatte erwartet, dass sie sofort einschlummern würde, aber ihre überstrapazierten Nerven hielten sie wach.
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