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Stunde der Vergeltung (German Edition)

Stunde der Vergeltung (German Edition)

Titel: Stunde der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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langer schwarzer Kaschmirmantel, der in der frischen Meeresbrise flatterte.
    Vals Blick glitt nach oben und erblickte die schallgedämpfte Pistole. Breite Schultern. Ein dicker Hals. Ein verschlossener, harter Mund. Schwarze Schlangenaugen.
    András. Fünf weitere Männer flankierten ihn. Große, bullige Kerle. Dem Aussehen nach Italiener aus der Gegend. Sie formierten sich in einem Kreis um Val.
    »Du wurdest abkommandiert«, verkündete András. »Wo ist die Frau?«
    Val rappelte sich auf die Füße. Die Pistole schnellte nach oben und zielte auf sein Gesicht. Er sank wieder nach unten. Aus seiner peripheren Sicht sah er Menschen über den Strand schlendern, aber sie waren zu weit entfernt, um einzugreifen, Hilfe zu rufen oder auch nur mitzubekommen, was hier geschah. Einer von András’ Männern hielt ein Ortungsgerät in der Hand.
    Ein Ortungsgerät? Sie hatten ihn verwanzt? Aber wie? Wie nur?
    Zwei Gedanken stürmten auf ihn ein. Widersprüchliche Gedanken. Der erste war, dass er dank Imres Geschenk nun sterben durfte. Tam war listig genug, um sich aus eigener Kraft zu retten.
    Der zweite war, dass sie ihn nicht hier und jetzt erledigen konnten – noch nicht. Nicht, ohne zuvor Tams Aufenthaltsort aus ihm herauszupressen.
    Also scheiß auf die Schusswaffen. Val hatte das Kämpfen aus einer kauernden oder knienden Haltung heraus jahrelang hart trainiert. Es aus dieser Position mit sechs stehenden Männern aufzunehmen, war problematisch, aber auf jeden Fall einen Versuch wert. Außerdem hatte er nichts Besseres zu tun. Er hatte das Recht, zu sterben, wann immer er es verdammt noch mal wollte.
    Nein . Er dachte an Tam, und plötzlich wollte er es auf keinen Fall.
    Val stützte sich auf die Hände, ließ den Oberkörper nach oben schnellen und versetzte dem Mann, der ihm am nächsten war, mit dem Stiefelabsatz einen heftigen Tritt gegen das Kinn. Mit den Armen rudernd, torkelte der Kerl nach hinten und stürzte mit gurgelnden Lauten zu Boden. Val stieß das andere Bein nach vorn, hakte es um die Knie des ihm am nächsten stehenden Angreifers und riss ihn mit einem brutalen Ruck nach unten.
    Das Kampfgeschehen trat etwas in ihm los, und die angestaute Wut, die Angst, die Demütigung der vergangenen Tage entluden sich abrupt in berserkerhafter Raserei. Er landete einen gemeinen Treffer auf der Nasenspitze des Mannes, woraufhin der den Griff um seine Pistole lockerte, sodass Val sie aus seiner Hand winden konnte. Er schwang sie nach oben und schoss seinem Gegner aus kürzester Distanz in den Bauch.
    Ein weiterer Angreifer stürmte auf ihn zu. Val jagte ihm eine Kugel in den Oberschenkel, die ihn von den Füßen riss. Der Mann stürzte auf Val drauf. Zwei schwere Körper drückten ihn nun auf die schartigen Felsen.
    Er stemmte sich mit aller Kraft gegen das Gewicht und konnte sich gerade noch rechtzeitig befreien, um sich zur Seite zu rollen und damit einem Kick von András zu entgehen, der ihm die Wirbelsäule gebrochen hätte. Er fing ihn mit der Hüfte ab und nutzte den Schwung, um aufzuspringen.
    Val verdrängte den Schmerz, als András ihn mit einem knurrenden Schrei von Neuem attackierte. Er parierte einen blindwütigen Hieb gegen seinen Hals, packte András’ Handgelenk mit einem schmerzenden Klammergriff, wirbelte ihn herum und schleuderte ihn gegen einen seiner Männer, der strauchelte und auf dem Arsch landete.
    Brüllend vor Wut landete András auf seinem Kollegen.
    Lauf . Dies war sein Zeichen, die Beine unter die Arme zu nehmen und seine hoffnungsvolle Theorie auf die Probe zu stellen, dass sie nicht auf ihn schießen würden, solange sie Tam nicht hatten. Zumindest würden sie ihn nicht töten.
    Zwei Schüsse wurden abgefeuert. Keiner traf ihn. András bellte in seinem stark akzentuierten Italienisch: »Nein, du hirnamputierter Schwachkopf! Nicht schießen! Wir brauchen ihn lebend!«
    Val stolperte, dann rutschte er über zerklüftete Felsen den steilen Abhang zu der schmalen Bucht hinab, wo Domenico ihm den niedrigen Eingang zu der Höhle gezeigt hatte – und verharrte abrupt in torkelnder Kauerhaltung.
    Bei Ebbe war die Höhle zugänglich gewesen, doch jetzt, bei Flut, an einem kalten, stürmischen Wintertag bei aufgewühlter See, befand sich die kleine Grotte tief in einem brodelnden, wogenden Kessel eiskalter Gischt.
    Er stürzte sich hinein.
    Das Wohnzimmer war voller Menschen, aber niemand schien in der Lage zu sein, zu sprechen. Es war alles gesagt, dann wieder und wieder durchgekaut worden. Nun

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