Stunde der Vergeltung (German Edition)
rechter Arm.
Tam taumelte zurück, prallte gegen das Auto. Sie schnappte nach Luft und versuchte, den übermächtigen Schmerz auszublenden. Es geschah ihr ganz recht, so wie sie auf Wolke sieben geschwebt hatte, berauscht von der Schönheit und der Hoffnung auf Liebe.
Jetzt würde sie dafür bezahlen müssen. András ragte mit wildem Blick und irre grinsend über ihr auf. Mit seinen feuchten Lippen und den scharfen Zähnen sah er aus wie ein bösartiger Kobold aus den Schreckgeschichten ihrer Großmutter.
Tam stieß das Knie nach oben und rammte es ihm brutal in den Schritt. Ja . Mit einem ächzenden Grunzen trieb es ihm die Luft aus den Lungen. Sie wollte fliehen, aber er trat blitzschnell mit dem Bein zur Seite aus, traf sie auf Kniehöhe und riss sie von den Füßen. Tam bekam die Quittung für ihre modische Eitelkeit, denn auf ihren hochhackigen Manolos verlor sie sofort die Balance.
Sie knallte ein zweites Mal gegen den Opel, schlug sich heftig den gebrochenen Arm an und hätte vor Schmerz fast geschrien. Das kostete sie die Nanosekunde, die sie gebraucht hätte, um den nächsten Schlag zu landen oder abzuwehren. András stürzte sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie, quetschte sie gegen das Auto und drückte sie nach unten, erst auf die Knie und dann weiter runter, bis sie schwer keuchend flach auf dem Gesicht lag.
Er setzte sich auf ihren Rücken, raubte ihr die Luft zum Atmen, das Licht, alles. Ihr Gesicht schrappte über den Asphalt, der Schotter schürfte ihr die Wangen auf.
»Miststück«, zischte er. »Dafür wirst du zahlen, laut schreiend.« Seine heisere, kratzige Stimme rasselte in ihren Ohren. »Du kannst sofort damit anfangen.« Er stieß ihr seine nasse, fleischige Zunge ins Ohr und wackelte damit. »Rate mal, welches hübsche kleine Mädchen gerade in diesem Moment auf dem Weg ist, um dem lieben alten Daddy Novak einen Besuch abzustatten?«
» Nein! « Das Entsetzen traf sie mit der Wucht eines Vorschlaghammers. Sie bäumte sich unter ihm auf, als sie seine Aussage instinktiv verleugnete, doch seine Körpermasse reduzierte die Bewegung zu einem leichten Zucken.
András stieß ein hässliches Lachen aus. »Oh doch. Wir werden etwa zur selben Zeit dort eintreffen wie sie. Eine rührende Familienzusammenführung. Ich kann es kaum erwarten.« Er legte ihr die Hand vor Nase und Mund und presste eine feuchte Kompresse dagegen, die einen scharfen, ätzenden Geruch verströmte. »Die Kleinen halten nie lange durch … «
Ihr Blutdruck sackte in den Keller, und sie wurde hinabgezogen in einen Strudel der Verzweiflung. Sie nahm den Expressaufzug in die Hölle mit ihrem lichtlosen Vergessen.
26
Die Fahrertür des Opels stand offen, als Val mit dem Fiat daneben einscherte. Das Auto stieß ein letztes seufzendes Todesröcheln aus, dann trat unheilvolle Stille ein.
Val pochte das Herz in der Kehle, als er die widerspenstige, knarzende Tür aufstieß und die Szene auf sich wirken ließ. Der Zündschlüssel lugte hinter dem linken Reifen hervor. Ein einzelner Schuh lag zwischen den beiden Autos auf dem Asphalt. Ein hochhackiger schwarzer Stöckelschuh, einer ihrer Manolos.
Er stieg aus und bückte sich, um den Schuh aufzuheben. Es brach ihm das Herz, als er sich Tam barfuß vorstellte. Es machte sie so verletzlich.
Val ließ sich auf die Knie fallen. Er versuchte zu atmen, einen klaren Gedanken zu fassen. Was jetzt? Was sollte er tun? Großer Gott.
Steh auf, Janos. Es wartet Arbeit auf dich. Brich nicht zusammen wie ein melodramatischer Vollidiot . Er hörte Tams forsche, mitleidslose Stimme in seinem Kopf.
Sie tröstete ihn und gab ihm den nötigen Antrieb, um den Schlüssel hinter dem Reifen herauszufischen, seinen bleiernen Körper vom Boden hochzustemmen und in den Opel zu verfrachten. Der Laptop und Hegels Handy lagen im Fußraum des Beifahrersitzes, dort vergessen seit heute Morgen.
Val nahm das Handy. Es hatte noch immer ein bisschen Saft. Er starrte es feindselig für einen langen Moment an, dann schüttelte er sich, um sich aus der Erstarrung zu befreien. Er klickte die gespeicherten Kurznachrichten an.
348. Die Zimmernummer. Georgs letzte SMS an Hegel.
Drei Schritte zurück . Sein altvertrautes Mantra kam ihm nun grotesk, beinahe grausam vor. Er konnte keine drei Schritte in irgendeine Richtung machen. Dafür war er zu konfus, zu erschöpft, zu verängstigt.
Du wirst mehr geben müssen als nur dein Bestes, um dich aus dieser Zwickmühle zu befreien , echote Imres trockene Stimme
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