Stunde der Vergeltung (German Edition)
meiner Welt.«
»Ich fühle mich geehrt, auch nur die äußerste Verteidigungslinie durchbrochen zu haben.«
Ihre Augen blitzten. » Che galantuomo «, murmelte sie. »Erin hat mir von Ihrem Alte-Welt-Charme erzählt.«
»Ich versuche, den Menschen freundlich zu begegnen«, sagte er. »Sind Sie immun gegen Charme, Miss Steele?«
Ihr Lächeln wurde dünn. »Wir werden sehen, einverstanden?«
Offensichtlich hatte er mit seinem Flirtversuch die Grenze überschritten. Er setzte eine reumütige Miene auf.
»Bitte entschuldigen Sie, wenn ich direkt zum Geschäftlichen komme, aber würden Sie mir bitte den Halsreif zeigen, von dem Erin sprach?«, bat sie. »Bevor wir anfangen, wäre es sinnvoll, zu überprüfen, ob er wirklich von mir ist.«
»Gewiss.« Val öffnete seinen Koffer und legte die flache schwarze Lederschatulle auf den Konferenztisch. Steele klappte sie auf und inspizierte den Inhalt.
Ihr Kopf war nur Zentimeter von Vals Gesicht entfernt. Die vermischten Düfte ihres Parfüms und ihres Gels kitzelten ihn in der Nase. Ihr streng nach hinten gekämmtes, zur Unterwerfung gezwungenes Haar war glatt und glänzend wie lackiertes Mahagoni. Lockere Strähnen wurden nicht geduldet. Es war Teil ihrer Rüstung.
Aber er kannte sie auch ohne den Schutzschild. Er hatte den dicken, zerzausten Zopf gesehen, der auf ihrem Rücken hin und her gependelt war, als sie mit dem Kind gespielt hatte. Er hatte ihre Haare nass und offen gesehen, wie sie an ihrem Hals, ihrem schlanken nackten Rücken und den Schultern hafteten. Er war längst verloren.
Steele sah auf, und die Kraft ihres lodernden Blicks traf ihn mit voller Wucht. »Die Herkunft?«
Val setzte eine Miene höflichen Bedauerns auf. »Wie in meiner Branche häufig der Fall, gelangte das Stück über nicht offizielle Kanäle in meine Hände. Ich kaufte es von einer Frau in Rom, die es im Zuge einer verrückten Wochenendaffäre von einem mysteriösen Fremden in Prag bekommen hatte – danach konnte sie nie wieder Kontakt zu ihm aufnehmen. Offenbar hatte er ihr einen falschen Namen und eine falsche Handynummer genannt. Aus gekränkter Eitelkeit hat sie mir den Halsreif verkauft. Ihre Karte lag dabei. Ich habe Ihren Namen wiedererkannt, da ich schon früher mit einigen Ihrer Kreationen gehandelt habe. Ich habe bereits viele Offerten erhalten. Der Preis steigt täglich, was Sie freuen dürfte.«
»Ich verstehe.« Tam starrte auf den Halsreif, eine winzige Furche in der glatten Haut zwischen ihren perfekten Brauen. »Ist Ihnen bewusst, dass die letzte Besitzerin dieses Stücks vor drei Wochen in Paris ums Leben kam? Sie ist von einer Penthouse-Terrasse in den Tod gestürzt. Vierunddreißig Stockwerke tief.«
»Ich bin schockiert, das zu hören«, antwortete er, seine Stimme angemessen gedämpft. »War es … ?«
»Selbstmord?« Steele hob die eleganten Schultern. »Mord? Wer weiß das schon? Vielleicht hat sie etwas gesagt oder gehört, das sie nicht sagen oder hören sollte, vielleicht hat sie mit der falschen Person geschlafen. Ich schätze, es wäre besser für Sie, wenn die Geschichte nicht publik würde. Die Interessenten könnten den Halsreif für verflucht halten.«
Val gab einen unverbindlichen Laut von sich. »Vergeben Sie mir, falls das berechnend klingt, aber wenn man bedenkt, welcher Typus Mensch am meisten von Ihrer Arbeit fasziniert ist, könnte das den Wert des Halsreifs sogar noch steigern. Das Risiko gibt Menschen das Gefühl, lebendig zu sein. Für viele ist die Gefahr ein Aphrodisiakum.«
»Ja, natürlich. Sorgsam kontrollierte Gefahr. Wie eine Achterbahnfahrt.« Tams Tonfall war leicht geringschätzig. »Schätzen Sie die Gefahr, Mr Janos?«
»Ich bin hier, oder nicht?«
Ihr eisiges Lächeln ließ ihn zurückprallen. Sie griff nach einem Telefon, das neben dem Tisch an der Wand montiert war. »Haben Sie schon gegessen? Das Essen hier ist exzellent.«
»Ich esse selten zu Abend«, antwortete er. »Aber Regeln können zeitweilig aufgehoben werden. Wenn die Versuchung lockt, wäre es eine Schande, ihr zu widerstehen.«
Tamara ignorierte seinen Flirtversuch. »Ursprünglich wollte ich Sie in ein Restaurant einladen, das sich auf italienische Küche spezialisiert hat, für den Fall, dass Sie Sehnsucht nach ragú oder gnocchi verspüren sollten. Dann habe ich meinen Plan geändert und mich für etwas Exotischeres entschieden.«
»Das war ein kluger Entschluss«, bemerkte er. »Ich esse selten italienisch außerhalb Italiens. So begabt der Koch
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