Stupid Crazy Love Story
Flores«, antwortet Kylie leise.
Plötzlich leuchten Manuels Augen auf wie ein Weihnachtsbaum.
»Der Maestro?«
Kylie sieht ihn verständnislos an. »Der Maestro? Wieso der Maestro? Ich glaube, wir reden von zwei verschiedenen Personen.«
»HeiÃt deine GroÃmutter Lola?«, fragt Manuel.
»Ja«, sagt Kylie zögerlich.
»Dann reden wir vom gleichen Javier Flores. Dein Vater ist der Maestro . Ich habe ihn einmal sehr gut gekannt. Er war einer meiner besten Freunde. Wir sind zusammen aufgewachsen. Du bist praktisch Teil meiner Familie. Ich kann es nicht fassen, dass wir uns erst jetzt kennenlernen!«
»Tja, mein Dad erzählt nicht besonders viel von Ensenada«, sagt Kylie.
Ich habe irgendwie das Gefühl, dass ihr das Thema unangenehm ist. Ihre Körpersprache ist auf einmal eine ganz andere. Sie bewegt sich steif und ungeschickt, so wie die Kylie, die ich aus der Schule kenne.
»Wie schade«, sagt Manuel.
»Tja, so ist mein Dad nun mal.«
»Dein Dad ist kein einfacher Mann.«
Wie der Vater, so die Tochter, denke ich. Verdammt, ich hätte nichts sagen sollen. Dabei wollte ich doch nur freundlich sein. Jetzt habe ich die Stimmung ruiniert. Ich wünschte, wir könnten die Zeit um fünfzehn Minuten zurückdrehen, bis zu dem Punkt, kurz bevor ich Kylies Dad erwähnt habe.
»Ich habe deinen Vater schon Jahre nicht mehr gesehen. Er war nur wenige Male hier, seit er in die Staaten gezogen ist. Wie geht es ihm?«
»Ãhm, gut, glaube ich. Warum haben Sie ihn den Maestro genannt?«
»Das war sein Spitzname beim FuÃball.«
»FuÃball?«
»Weil er so meisterhaft gespielt hat«, erklärt Manuel, als wolle er Kylies Gedächtnis auf die Sprünge helfen.
»Mein Dad spielt keinen FuÃball.«
»Willst du mich auf den Arm nehmen? Dein Dad war einer der besten FuÃballspieler, die Ensenada jemals hervorgebracht hat.« Manuel glaubt Kylie offensichtlich kein Wort. Er denkt, sie verarscht ihn. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das nicht tut.
»Du weiÃt wirklich nichts davon?«, fragt Manuel. Seine Fassungslosigkeit macht mich irgendwie verlegen.
»Nein. Davon hat er nie etwas erzählt. Und meine Mutter auch nicht«, sagt Kylie erschüttert.
»Wow. Okay â¦Â« Manuel ist sprachlos. Ich bin es auch. »Er war damals ein richtiger FuÃballprofi. Er hat 1982 bei der Weltmeisterschaft mitgespielt. Hat sogar ein paar Tore geschossen. Mexiko hat zwar nicht gewonnen, aber er wurde damals als einer der besten Spieler der WM ausgezeichnet.«
Die Weltmeisterschaft? Als bester Spieler ausgezeichnet? Das sind keine Kleinigkeiten, die man einfach so unter den Tisch fallen lässt. Eigentlich hätten wir heute nicht noch eine Ãberraschung gebraucht. Aber dieser Tag scheint seine eigenen Pläne mit uns zu haben. Manuel stellt eine Schale mit Chips und Salsa vor uns hin. Für eine Weile sagt keiner ein Wort. Manuel sieht Kylie aus den Augenwinkeln an und auch ich beobachte sie verstohlen. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, was gerade in ihr vorgeht. Ich würde so gerne daran teilhaben, aber ich weià nicht, wie. Ich habe eher den Eindruck, als würde sie sich total zurückziehen.
In dem Moment, als Manuel gerade wieder etwas sagen will, klingelt sein Handy. Er geht ran und verschwindet, wahrscheinlich um ungestört reden zu können.
»Gehtâs dir gut?«, frage ich Kylie.
»Ich kann es nicht fassen, dass ich davon nichts wusste.«
»Mir könnten garantiert auch wildfremde Leute in irgendeiner Kneipe Sachen über meinen Dad erzählen, die mich ziemlich von den Socken hauen.«
Kylie ringt sich ein Lächeln ab. »Aber das ist schon eine ziemlich krasse Nummer«, sagt sie. »Ich meine, hallo, ein FuÃballstar? Ich habe ihn noch nie mit einem Ball in der Hand gesehen. Was verheimlicht er denn noch alles?«
»Er hat sicherlich seine Gründe. Du kannst ihn danach fragen, wenn du wieder zu Hause bist.«
»Ich glaube nicht, dass ich eine Antwort bekomme. Das ist einfach seine Art.«
Manuel ist wieder zurück. »Hör zu, es tut mir leid, wenn ich dich vor den Kopf gestoÃen habe. Ich hab gedacht, dass du das mit deinem Dad weiÃt.«
»Ja, eigentlich sollte man so etwas über seinen Vater auch wissen.«
»Passt auf, wie wäre es, wenn ihr mit zu mir nach Hause kommt? Wir geben heute eine Grillparty zum
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