Stupid Crazy Love Story

Fahrzeuge hupen und weichen nach links und rechts aus. Es ist das reinste Chaos. Ich will die Typen nicht ansehen, also drehe ich mich weg. Ich wollte mich ja dieses Mal zusammenreißen, aber trotzdem schreie ich entsetzt auf, als ich sehe, wie nah die Autos an uns vorbeifahren. Kylie manövriert uns geschickt durch alles hindurch. Zum zweiten Mal innerhalb von vierundzwanzig Stunden bin ich in einem Autorennen, auf der Flucht vor Kriminellen. Und ich helfe mal wieder kein Stück, die Situation zu verbessern. Aber es gibt auch nicht viel, was ich tun könnte.
    Plötzlich rammt uns der Truck heftig von der Seite, sodass wir ordentlich durchgeschüttelt werden. Kylie gibt Gas und schießt nach vorne. Der Truck ist gezwungen einzuscheren, um nicht mit einem entgegenkommenden Auto zusammenzuprallen. Wir gewinnen etwas Vorsprung. Kylie hat anscheinend schon so viele Actionfilme in ihrem Leben gesehen, dass sie sich regelrecht in ihr Gehirn eingebrannt haben, denn sie übertrifft sich mal wieder selbst. Es ist der absolute Wahnsinn.
    Â»Kylie, du bist hammer«, sage ich. Wenn ich ihr schon nicht helfen kann, kann ich sie wenigstens moralisch unterstützen.
    Sie löst den Blick nicht von der Straße, aber ihre Mundwinkel verziehen sich zu einem Lächeln. Gott, ich bin total in sie verknallt. Sie ist so was von cool. Was auch immer heute Morgen geschehen ist, für mich hat sich nichts zwischen uns geändert. Ich habe noch nie so für jemanden empfunden. Und auch wenn sie nichts mehr mit mir zu tun haben will, meine Gefühle kann ich nicht leugnen.
    Â»Kylie, bleib rechts. Die Mautstraße kommt gleich. Wenn wir da sind, halt einfach an«, sagt Juan. »Die Polizei ist direkt hinter uns. Sie werden sich um die Typen kümmern. Vertrau mir.«
    Anhalten? Hört sich nicht gerade nach einer tollen Idee an. Aber es gibt auch keine Alternative.
    Als wir bei der Kreuzung ankommen, schreit Juan: »HALT AN!«
    Â»Hier?«, fragt Kylie.
    Â»HIER!«, antwortet er.
    Kylie fährt den Jeep an die Seite und hält. Zwei Sekunden später rast der Truck von hinten heran und bleibt mit quietschenden Reifen neben uns stehen. Wie auf Kommando fangen wir alle an zu schreien. Die beiden Typen springen aus dem Truck und kommen auf uns zugerannt. Kylie will schon wieder losfahren, als sich eine Sirene nähert. Im Rückspiegel sehe ich einen Polizeiwagen heranschießen. Ich komme mir vor wie im Film. Die beiden Typen machen sofort einen Rückzieher. Sie sprinten wieder in den Truck, doch keine Sekunde später bremst der Polizeiwagen neben uns ab und zwei Officers springen heraus.
    Einer läuft zu Kylie und ruft: »Fahrt, los. Wir übernehmen von hier an. Ihr wollt doch nicht eure Abschlussfeier verpassen.«
    Das lässt Kylie sich nicht zweimal sagen. Sie setzt zurück und fährt geradewegs auf die Mautstraße zu. Und schon sind wir auf dem Weg zur Grenze. Für ein paar Sekunden sagt keiner von uns ein Wort. Wir sind gerade an der Hölle vorbeigeschrammt. Da höre ich Will vor sich hin murmeln.
    Â»Oh Gott. Oh Gott. Oh Gott«, wiederholt er immer wieder.
    Ich habe keine Ahnung, wie lange er das schon vor sich hin sagt, aber jetzt wird er immer lauter.
    Â»Alles okay, Will?« Kylie dreht sich zu ihm um.
    Â»Mir geht’s gut. Jetzt zumindest.«
    Â»Juan! Das war großartig. Mann, wie hast du das gemacht?«, rufe ich. Denn ich für meinen Teil bin ziemlich aus dem Häuschen.
    Â»Er ist eben einfach ein Rockstar!!«, sagt Will. »Er ist mein Rockstar!« Und damit bedeckt er Juans Gesicht mit Küssen. Juan kichert. Lily schüttelt sich.
    Â»In einer Kleinstadt in Mexiko aufzuwachsen, hat eben auch seine Vorteile«, erklärt Juan.
    Â»Was hast du der Polizei denn erzählt?«, fragt Kylie.
    Â»Ich hab nur gesagt, dass wir von zwei Typen mit einem Truck voller geklauter Sachen gejagt werden. Und der Polizeichef ist nun mal der beste Freund von meinem Dad und so etwas wie mein Onkel. Er hat keine Sekunde daran gezweifelt, denn er weiß, dass ich nie so etwas erzählen würde, wenn es nicht wahr wäre.«
    Â»Du bist mein Chow Yun Fat«, verkündet Will.
    Â»Was?«, fragt Charlie.
    Â»Chinesischer Actionfilm-Star«, antworten Kylie und ich gleichzeitig.
    Wir sehen uns kurz an. Ich versuche, ihr eine Million Dinge mitzuteilen, aber anscheinend bin ich nicht sonderlich erfolgreich. Kylie sieht wieder weg.