Sturm auf mein Herz
einpasste. Die Kraft und Stärke seiner Arme und seines Rückens wurden mit jeder Muskelbewegung offensichtlich. Er hatte die Ärmel seines blauen Karohemds hochgekrempelt. Die Kraft seiner Unterarme wurde durch den goldenen Schimmer sonnengebleichter Haare, die dort wuchsen, ein wenig gemildert.
Sie musste daran denken, wie mühelos und einfach er das schwere, kraftvolle Motorrad beherrschte und wie sanft er mit ihr gewesen war. Diese Mischung aus Kraft und Beherrschung wirkte auf sie ebenso betörend wie die gemischten Düfte von herbem Chaparral und süßen Blumen.
Das Bedürfnis, mit den Fingerspitzen über seinen gebräunten, muskulösen Unterarm mit den goldenen Härchen zu streicheln, überwältigte sie förmlich.
Keine gute Idee, sagte sie sich.
Glaubte es aber nicht.
Keine ungefährliche Idee.
Das glaubte sie. Aber es bereitete ihr viel weniger Sorgen, als es hätte sollen.
Eilends wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem Bett zu. Das blaue Kissen wogte und zuckte noch stärker als zuvor.
»Jetzt mach dir mal nicht ins Hemd, Schlange«, sagte sie. »Gleich bist du frei. In gewisser Weise jedenfalls.«
Sie öffnete den Knoten des Kissenbezugs und machte ihn weit auf. Geschickt packte sie Squeeze’ hervorschießenden, wütend züngelnden rose-beigen Kopf.
»Hab ich dich. Jetzt halt still.«
Aber davon wollte das gekränkte Reptil nichts wissen. Man hatte es in einen spitzenverzierten himmelblauen Sack gestopft, durch den stinkenden, lauten Straßenverkehr kutschiert, auf ein Bett geworfen und einfach vergessen. Squeeze wollte Rache.
Shelley wusste das. Sie achtete sorgfältig darauf, Squeeze keine Zielscheibe zu bieten.
»Wenn du nur stillhalten würdest«, sagte sie.
Was er nicht tat.
»Wie du willst.«
Sie hob die Boa höher und überließ es ihrem wild herumfegenden Schlangenkörper, sich selbst aus dem Kissenbezug zu befreien.
»Ich nehme die Mitte«, verkündete Cain.
»Ist das Aquarium bereit?«, erkundigte sie sich.
»Das hoffe ich doch.«
»Auf drei. Eins. Zwei. Drei.«
Zusammen stopften sie Squeeze vorsichtig in sein neues Zuhause.
Cain sah eine Zeit lang zu, wie das Tier geschwind in seinem Glaskäfig herumglitt und seine neue Umgebung mit seiner dunklen, gezackten Zunge »abtastete«.
»Was hält ihn davon ab, einfach rauszukriechen?«, erkundigte er sich.
»Der Deckel.«
»Welcher Deckel?«
Sie stieß einen überraschten Laut aus und eilte geschwind zum Spiegelschrank.
Unter Cains aufmerksamem Blick flogen ein Paar Wanderschuhe und eine gelbe Regenjacke aus dem Schrank auf den Teppich, gefolgt von einem Schlafsack und einer ultraleichten Thermo-Schlafmatte. Alles, was noch von Shelley sichtbar war, war ihr hübsch gerundetes Hinterteil.
Er lehnte sich ans Bücherregal, verschränkte die Arme und genoss die verlockende Aussicht.
Und fragte sich, ob sie sich halb so gut anfühlte, wie sie aussah.
Bei jeder anderen Frau wäre er einfach hingegangen und hätte die Handflächen über ihre weiblichen Rundungen gleiten lassen. Shelley war aber nicht wie jede andere Frau. Sie war eine Frau, die sich für’s Alleinleben entschieden hatte. Kein
Mann war je lange genug hier gewesen, um eine Spur zu hinterlassen beziehungsweise dafür zu sorgen, dass sie anfing, sich auf seine starken Arme zu verlassen.
Warum?, fragte er sich neugierig.
An mangelnder Leidenschaftlichkeit ihrerseits lag es jedenfalls nicht. Ihre Reaktion auf seinen Kuss hatte sein Blut gewaltig in Wallung gebracht. Und doch zuckte sie in der nächsten Minute wieder zurück, die wunderschönen rehbraunen Augen überrascht und erschrocken aufgerissen.
Diese Widersprüchlichkeit von ihr zog ihn total in Bann. Wie ihr Heim war auch sie äußerlich kultiviert, charmant und sehr angenehm. Doch darunter brodelte eine elementare Wildheit, die Cains männliche Sinne auf eine noch nie da gewesene Weise in Aufruhr brachte. Er brauchte sie nur anzusehen und wurde schon steif.
Wenn sie nicht bald aufsteht, platzt mir die Hose, dachte er trocken. Verdammt, aber das Mädel hat einen herrlichen Arsch.
Mit hochrotem Kopf kam sie rückwärts aus dem Schrank gekrabbelt. Dabei zerrte sie triumphierend ein dickes Glasrechteck hervor und wandte sich damit zu ihm um.
»Da ist er.«
Er lächelte und sah zu, wie sie sich anmutig aufrichtete. Dabei überlegte er, wie es wohl wäre, mit ihr in einem Glasbehälter zu liegen, tief in ihr vergraben, ihre schönen langen Beine fest um sich geschlungen.
Dieser Gedanke trug nicht gerade zur
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