Sturm auf mein Herz
dringend benötigten Abkühlung bei. Ebenso wenig wie die Erkenntnis, dass ihr Schlafzimmer fast aussah wie ein Glasbehälter, bloß dass anstelle von Sand ein dicker, flauschiger Teppich den Boden bedeckte und das Aufeinanderklatschen von Fleisch an Fleisch dämpfen würde.
Seine Hose wurde alarmierend eng.
Innerlich fluchend dachte er an die Anden und wie es war, in ihren schwindelnden Höhen nach Erzen zu suchen. Kalt. Arschkalt.
Er half ihr nicht dabei, den Deckel aufs Aquarium zu passen. Ihr so nahe zu kommen erschien ihm im Moment einfach zu riskant. Sie schob den schweren Deckel hin und her, bis er so lag, dass noch ein wenig Luft hineinkam.
»Wie ist Stups überhaupt an die Fische rangekommen?«, erkundigte er sich schließlich. »Hast du vergessen, den Deckel aufs Aquarium zu legen?«
»Oh, nein. Aber siehst du diesen Haken da in der Mitte?«
»Ja.«
»Sie hat den Haken hochgeklappt, die Krallen unter den Deckel geschoben und den Deckel auf den Boden poltern lassen.«
Er zog in stummer Bewunderung die Augenbrauen hoch. »Ganz schön stark, die Mieze. Und clever.«
»Na, vor allem kann sie das Jagen nicht lassen.«
Er lachte. »An Squeeze kommt sie in dem Bücherregal jedenfalls nicht ran.«
»Genau darum ging’s mir.«
Shelley schob ein paar der Kunstbände wieder ins Regal, so dass das Aquarium nun bombenfest saß. Den Rest stapelte sie daneben am Boden. Sie trat zurück, betrachtete das Aquarium mit zur Seite geneigtem Kopf und fing leise an zu lachen.
Ihr Lachen durchzuckte Cain wie ein silberner Blitz.
»Ist es zu fassen?«, gluckste sie. »Eine rosige Boa eingeklemmt zwischen Netsuke Through the Ages und Shades of Tiffany: A Study of Glass Art.«
»Seit ich dich kennen gelernt habe, überrascht mich gar nichts mehr.«
Sie wollte schon fragen, was er damit meinte, überlegte es sich jedoch anders. Sie war nicht sicher, ob sie die Antwort verkraften würde.
»Wir machen uns besser auf den Weg zurück in die Stadt«, sagte sie, sich abwendend. »JoLynn überlegt sicher schon, was ich mit dir angestellt habe.«
»Brian sieht aus, als wäre er in der Lage, jede Frage, die JoLynn haben könnte, zu beantworten, um tatsächlich ein paar Antworten von JoLynn zu kriegen.«
»Das bezweifle ich.«
Hinter Shelleys trockenem Ton lag die Gewissheit, dass, wenn es um Sex ging, Brian schon vor langer Zeit alle Fragen gestellt und alle Antworten erhalten hatte.
»Dann passen Brian und JoLynn ja gut zusammen«, bemerkte Cain. »So wie wir.«
Sie wandte ihr Gesicht von dem Ausdruck sinnlicher Gewissheit in seinen rauchgrauen Augen ab.
»Stimmt«, sagte sie, »wir sind die beiden einzigen Schlangenbändiger in L.A.«
»Das hab ich nicht gemeint.«
»Cain -«
»Schau nicht so ängstlich drein«, unterbrach er sie mit einem schiefen Lächeln. »Ich werde mich schon nicht um dich schlingen und dich drücken, bis du nicht mehr Nein sagen kannst, schon vergessen?«
Nein, sie hatte seinen unglaublich sanften Kuss nicht vergessen und die Zurückhaltung, die er sich trotz seines offensichtlichen Hungers auferlegt hatte.
Und sein Hunger war noch immer offensichtlich.
Mit hochrotem Kopf wandte sie den Blick von seinem allzu männlichen Körper ab.
»Wir sind ein perfektes Paar«, fuhr er glatt fort. »Ich brauche dringend eine Vergoldung, und du bist die beste Vergolderin, die ich kenne.« »Du siehst aber nicht aus wie eine Lilie.«
»Hast du also auch schon gemerkt«, sagte er und stieß sich vom Bücherregal ab.
Sie wich sofort einen Schritt zurück.
Er kam nicht näher. Blieb einfach stehen, wo er war, und wartete darauf, dass ihr klar wurde, dass er keine Bedrohung für sie darstellte.
Sie atmete auf und entspannte sich.
»Siehst du?«, griente er. »Vollkommen harmlos.«
Sie betrachtete den über einsneunzig großen Mann, der in ihrem Schlafzimmer stand, seine breiten Ringerschultern, die kräftigen Muskeln, die sich unter seinem Hemd abzeichneten, die gebündelte Kraft, die in seinen mächtigen Pranken lag, die langen, geschmeidigen Beine.
»Harmlos«, wiederholte sie. Ohne es zu wollen, entschlüpfte ihr ein Lächeln. »Cain, du solltest dich sehen. Harmlos!«
»Ich sehe nicht harmlos aus?«, fragte er bekümmert.
»Nö.«
»Wie wär’s mit vertrauenswürdig?«
Sie wollte schon verneinen, da merkte sie, dass das nicht richtig gewesen wäre. Obwohl sie mit einem riesigen, beinahe fremden Mann in ihrem Schlafzimmer allein war, verspürte sie keine Angst. Ihr Gefühl sagte ihr, dass
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