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Sturm auf mein Herz

Titel: Sturm auf mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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gelernt hatte. Sie hatte Cain viel zu schnell viel zu viel von sich gegeben. Ihr physischer Hunger nach ihm war schlimm genug. Der mentale Hunger konnte sie zerstören.
    Sie musste ein Ende machen, jetzt sofort. Lieber gleich, als später noch mehr zu leiden. So wie in ihrer Kindheit.
    »Adieu, Wanderer. Ich hoffe, alles geht gut für dich am Yukon.«
    Cain hörte, wie endgültig das klang.
    Sie wandte sich ohne einen weiteren Blick ab und ging rasch von ihm fort zu ihrem Haus zurück.
    Er schlug laut die Autotür zu.
    »Warte hier«, sagte er zu Billy. »Ich bin gleich wieder da.«
    Shelley hörte nur die Wagentür zuknallen. Sie machte die Haustür auf und zog sie hinter sich zu. Dann stand sie einfach nur da und mühte sich um Schadensbegrenzung.
    Es war schlimmer, als sie gedacht hätte.
    Ihre Hände zitterten, Tränen schnürten ihr die Kehle zu. Sie hätte schreien können über ihre bodenlose Dummheit.
    Ich kenne Cain erst seit ein paar Tagen, und schon jetzt kommt mir ein Leben ohne ihn farblos und grau vor. Wie soll ich es nur wochenlang ohne ihn aushalten?
    Wütend sagte sie sich, dass sich nichts wirklich Wichtiges geändert hatte. Sie besaß noch immer das Leben, das sie sich von klein auf gewünscht hatte. Sie hatte einen tollen Beruf, der sie erfüllte. Sie hatte das Zuhause, von dem sie in ihrer nomadischen Kindheit dauernd geträumt hatte. Sie hatte jedes Ziel erreicht, das sie sich nach ihrer Scheidung gesteckt hatte.
    Ich habe alles.
    Außer Cain.
    Die Haustür ging auf. Er schob sich mit katzenhafter Lautlosigkeit hinein. Die Tür fiel mit einem lauten Klicken ins Schloss. Lange Arme schlangen sich um Shelley und zogen sie mit erschreckender Leichtigkeit heran.
    »Du hast etwas vergessen«, knurrte er. »Wehr dich, wenn du willst, aber das ändert nichts. Ich bin stärker als du, und mich gegen meine Gefühle zu wehren hat mir kein bisschen geholfen.«
    Er presste sie an sich und zwang ihren Mund auf, denn er wollte all das Weiche und Heiße, das sie ihm zu verwehren versuchte. Er verschlang sie mit einer Brutalität, die ihn selbst entsetzte. Er versuchte, sich zu bremsen, versuchte Wut und Angst niederzukämpfen, die in ihm aufgewallt waren, als er sah, wie sie ihm einfach den Rücken kehrte, als ob er nichts weiter als Billys Chauffeur wäre.
    Erst als er ihre heißen Tränen schmeckte, gelang es ihm, sich wieder in die Hand zu bekommen.
    »Shelley«, stieß er hervor, wieder und wieder, während er sie mit unendlicher Behutsamkeit küsste. »Shelley, wende dich nie wieder so von mir ab. Ich brauche dich viel zu sehr.«
    »Aber wir kennen uns doch erst seit ein paar -«
    »Ich kenne mich«, unterbrach er sie. »Ich sehne mich seit Ewigkeiten nach dir. Ich brauche dich.«
    Er küsste sie sanft und tief. Sie schmiegte sich zitternd an ihn und küsste ihn mit einem Hunger, der über sexuelles Verlangen hinausging, als wolle sie ihn in sich aufnehmen, um etwas zu haben in der nun kommenden einsamen Zeit.
    »Du brauchst mich ebenso«, sagte er, »auch wenn du’s dir nicht eingestehen willst.« Er umklammerte sie noch fester und gab sie schließlich widerstrebend frei. »Ich komme wieder. Und dann wirst du für mich da sein.«
    Die Haustür öffnete sich und klickte leise zu. Nun war Shelley wirklich allein, allein mit der Stille und ihren Tränen und dem bittersüßen Geschmack eines Wanderers auf den Lippen.

12
    Das Mathebuch sah genauso zerrüttet aus wie Billy, bevor Shelley ihm ihre Hilfe anbot. Jetzt saß sie neben ihm auf dem Boden, weil sie festgestellt hatte, dass er seine Hausaufgaben lieber dort erledigte, wo Squeeze sich nicht davonschlängeln und verstecken konnte.
    Die große Würgeschlange rollte sich mit Vorliebe in Schubladen, unter Sofakissen und in sonnigen Eckchen hinter Möbeln zusammen. Nachdem sie einmal stundenlang wie verrückt nach ihr gesucht hatten, beschloss Shelley, dass sich die Schlange nur mehr in ihrem Schlafzimmer aufhalten dürfe, wo die Verstecke begrenzt waren.
    Im Moment hockte Billy, die Schlange um die schmale Taille gewickelt, im Schneidersitz auf dem Teppich.
    »Aber wenn weder die Länge noch die Breite des Raums angegeben wird«, argumentierte er, »wie soll ich dann - Stups, verzieh dich - die Fläche rauskriegen?«
    Stups hörte auf, verstohlen nach Squeeze zu tatzen, der sich langsam von Billys Taille löste, und warf dem Jungen einen gekränkten Blick zu.
    Shelley versuchte, sowohl das ungewöhnliche Tierleben als auch die Mathematikprobleme im Auge

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