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Sturm auf mein Herz

Titel: Sturm auf mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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wieder. Die Schlangenzunge schoss wie eine schlanke, dunkle Flamme hervor. Die Schnurrhaare der großen Katze zitterten weniger feindselig als interessiert.
    Shelley schob ein Stück rosa Boa beiseite, das sich klammheimlich in Richtung Stups auf den Weg gemacht hatte.
    »Also, da steht B ist gleich zehn«, sagte Billy, »und C ist gleich A und zwei A sind gleich B. Dann wollen sie wissen, wie viel C ist. Wie zum Donner soll ich das wissen, wenn ich nicht weiß, wie viel A ist?«
    »Wie viele B ergeben ein A?«
    Billy begann stirnrunzelnd vor sich hin zu murmeln. Einen Augenblick später blickte er wieder auf. »Ein halbes B ist gleich ein A.«
    Erwartungsvolles Schweigen von Shelley.
    »Oh, Mensch, jetzt hab ich’s«, rief er. »Cool!«
    Er beugte sich über sein Heft und begann eifrig zu schreiben. Mit geübter Hand stieß er gleichzeitig Stups und ein dralles Stück Schlange beiseite. Shelley schlang sich das Stück um ihren Oberarm, damit der Junge in Frieden arbeiten konnte. Nun, in gewisser Weise zumindest.
    »B ist zehn, und A ist ein halbes B«, sagte er begeistert. »Das heißt die Hälfte von zehn, und das wäre fünf. A ist fünf, und A ist gleich C. Ist ja easy.«
    »Aber nicht immer einfach«, sagte eine Stimme von der Tür. »Wie so vieles im Leben.«
    Shelley fuhr mit einem Überraschungslaut herum. »Du bist wieder da!«
    Obwohl Cain verdreckt, müde und stinksauer über das Chaos in seiner Wohnung war, das ihn bei seiner Rückkehr erwartet hatte, musste er lächeln über die Frau, die zu seinen Füßen lag. Er konnte gar nicht anders. Eine rosige Boa Constrictor blinzelte unter ihrem dichten, offenen Haar hervor, und die Pfote einer riesigen Himalajakatze tatzte vorsichtig ihre Schulter ab auf der Suche nach Bekanntschaft mit dem flüchtigen Reptil.
    »Hi, Onkel Cain«, sagte Billy emsig weiter kritzelnd. »Bin gleich so weit.«
    »Lass dir ruhig Zeit. War schon seit Jahren nicht mehr im Zirkus.« Er pflanzte sich im Schneidersitz auf den Teppich. »Du musst die Schlangenbändigerin sein.«
    »Nö, eigentlich bin ich die Löwenbändigerin.«
    Ihre Stimme klang ein wenig heiser vor Überraschung und etwas anderem, etwas, bei dem ein Zucken der Erregung durch seinen völlig erschöpften Körper fuhr. Sie war ebenso froh, ihn zu sehen, wie er sie.
    »Löwenbändigerin, hm?«, brummte er. »Dann muss das hier der Löwe sein.«
    Er streckte den Arm aus, packte Stups am Fellkragen und hob die riesige Katze mühelos hoch.
    Sie baumelte seelenruhig von seiner Pranke. Die einzige Regung, die Stups machte, war, den Kopf zu wenden, um mit glänzenden Augen den langsamen Bewegungen der Schlange zu folgen.
    »Die hast du wirklich verdammt gut gezähmt«, sagte er.
    Kopfschüttelnd ließ er Stups in sicherer Entfernung von Schlange und Löwenbändigerin herunter. Sofort robbte sich die Katze wieder an Squeeze heran.
    »Billy?«, fragte Cain.
    »Ja, Sir?«
    »Konzentrier dich mal einen Moment auf deine Mathe, in Ordnung? Ich hab da einen X-Faktor, um den ich mich kümmern muss; fehlt mir schon seit sechs Tagen.«
    Der Junge schaute hoch und sah, wie sein Onkel Shelley auf seinen Schoß zog. Ein paar Sekunden war Billy verblüfft, dann beugte er sich feixend wieder über sein Mathebuch.
    »Hallo, Kätzchen«, flüsterte Cain.
    Er küsste sie diskret, ja fast keusch. Dennoch überlief ihn ein Zittern, als sich ihre Lippen berührten. Für ihn waren diese sechs Tage wie sechs Monate gewesen.
    Für Shelley ebenso. Sic wehrte sich nicht, sondern kuschelte sich willig und weich wie das Kätzchen, als das er sie bezeichnete, an ihn.
    Er gab einen lautlosen Stoßseufzer von sich. Die ganze Zeit hatte er sich gefragt, ob sie sich freuen würde, ihn zu sehen, ober ob sie immer noch ärgerlich wegen seiner überstürzten Abreise wäre.
    »Hallo Fremder«, flüsterte sie. »Willkommen daheim.«
    Sie fuhr mit den Fingern durch sein sonnengebleichtes Haar, streichelte seine stoppelige Wange und zeichnete zärtlich die Umrisse seines Mundes nach. Dann legte sie ihre Hand auf die Öffnung seines Kakihemds, dort, wo seine Körperwärme am deutlichsten spürbar war.
    Seine Halsschlagader begann sichtlich schneller zu pochen.
    Mit einem beinahe traurigen Lächeln berührte sie seinen Puls. Sie hatte versucht, in Cains Abwesenheit einen Verteidigungswall gegen ihn aufzubauen. Viele Male hatte sie sich den Kopf darüber zerbrochen, wie sie sich bei seiner Rückkehr verhalten sollte. Höflich, distanziert und vollkommen

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