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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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beinahe den Kopf geschüttelt. Man hätte es Nytral schließlich auch einfach befehlen können. Soll ihm die Beförderung Mut machen?
    »Ihr seht skeptisch aus, Lorn.«
    »Nein, nein, Ser. Ich denke nur gerade über Nytrals Beförderung nach.« Lorn versucht, seine Stimme so arglos wie möglich klingen zu lassen.
    »Er war bereits überfällig.« Zandrey schnaubt. »Es geht das Gerücht, dass er darum gebeten hat, unter Euch dienen zu dürfen. Brevyl war so überrascht, als der Mann sich freiwillig dafür meldete, dass er ihn auf der Stelle beförderte.«
    »Er scheint über ein großes Wissen zu verfügen«, wagt Lorn sich vor.
    »Er weiß mehr als die meisten der anderen Haupttruppenführer, aber er sagt stets frei heraus, was er denkt, weshalb er bei einigen anderen Offizieren und Truppenführern nicht sehr beliebt ist.«
    »Bis jetzt komme ich gut damit zurecht.« Lorn nickt. »Was ist mit der Patrouille morgen? Was genau werden wir tun?«
    »Patrouillieren.« Der Hauptmann lacht. »Wir werden nach Norden reiten und nach Barbaren Ausschau halten oder irgendwelchen Anzeichen von ihnen. Vielleicht sehen wir welche, vielleicht auch nicht, aber sie werden wissen, dass wir aufpassen. Eines ist sicher: Wenn wir keine Kontrollgänge machen, nehmen die Angriffe zu.«
    »Nytral sagte, dass die Barbaren hauptsächlich hinter Frauen, Waffen und Pferden her sind.«
    »Da hat er Recht, aber manchmal nehmen sie auch Kinder mit und manchmal auch Silber und Gold, wenn ein Siedler welches besitzt.«
    Lorn runzelt die Stirn.
    »Ihr fragt Euch, warum hier draußen Leute leben? Ganz einfach. Sie haben keine andere Wahl. Es sind Diebe, Schwindler und andere Banditen, die gegen die Gesetze des Kaiserreiches verstoßen haben; solange sie niemanden getötet haben, können sie für zwanzig Jahre ein Anwesen jenseits der Großen Straßen beziehen. Einigen gefällt es hier und sie bleiben. Andere gehen wieder. So mancher verhökert sein Siedlungsrecht auch an einen anderen, an einen Sohn oder einen Nichtsnutz, dem sonst Schlimmeres bevorstünde. Jedenfalls sind wir auch zu ihrem Schutz hier, genauso wie wir die Städte und Dörfer weiter im Süden schützen. Schon seltsam, wenn man bedenkt, dass wir Menschen beschützen, die ihre Rechte eigentlich verwirkt haben.« Zandrey zuckt die Schultern. »Man sollte hier nicht zu viel infrage stellen, am Ende zweifelt man womöglich noch seinen eigenen Verstand an.«
    »Gibt es irgendeine Taktik, mit der die Barbaren vorgehen?«
    »Taktik? Die meisten würden eine Taktik nicht erkennen, selbst wenn sie mit einem Cupridiumschwert vor ihnen stehen und sie aus dem Sattel werfen würde.«
    »Dann muss man sie wohl als völlig unberechenbar einstufen.«
    »Das würde ich nicht sagen«, erwidert der Hauptmann. »Sie sind direkt – wie ein großer Eisenhammer. Und es gibt eine Sache, auf die man sich bei den Barbaren immer verlassen kann. Sie tun nichts, was ihnen nicht ehrenhaft erscheint.« Zandreys Worte klingen etwas amüsiert. »In den zwei Jahren, in denen ich nun hier bin, bin ich niemals in einen Hinterhalt geraten. Sie greifen nicht in der Nacht an und auch nicht bei Regen oder Schnee. Sie reiten zwar auf einen zu, aber niemals stürzen sich mehrere auf einen einzigen Soldaten. Sie haben es nicht in erster Linie auf die Offiziere abgesehen und machen grundsätzlich keinen Unterschied zwischen Offizieren und Lanzenkämpfern. Die Cyadoraner sind in ihren Augen alle gleich, sie hassen einen jeden.«
    Lorn fragt sich, warum das wohl so ist. Nach allem, was er über die Geschichte der Barbaren weiß, gibt es keinen Grund für diesen Hass; das bedeutet entweder, dass er nicht genug über Geschichte weiß oder dass die Barbaren vernunftwidrig denken. Manchmal zweifelt er mehr an der Geschichte als an der Vernunft der Barbaren.
    Zandrey steht auf und streckt sich. »Seht Euch die Dienstpläne an, bis Ihr alle Namen auswendig wisst. Das Letzte, was man auf einer Patrouille brauchen kann, ist, sich nicht an Namen zu erinnern. Ich weiß allerdings, dass es am Anfang schwer ist, jedem Gesicht einen Namen zuzuordnen.«
    Lorn steht auf und antwortet: »Ja, Ser.«
    »Und Ihr müsst morgen nach der Ausgabe die Feuerlanzen überprüfen, jede einzelne.«
    Lorn nickt.
    »Wir sehen uns beim Abendessen.«
    Lorn wartet, bis Zandrey draußen ist, bevor er ein ironisches Lächeln aufsetzt. Müssen alle Ausgestoßenen an die Nordgrenze? Er schüttelt den Kopf, dann macht er sich auf den Weg in den Stall, um nach seiner

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