Sturm der Herzen
Beschäftigten. Einen Augenblick dachte er sehnsüchtig an sein ruhiges, wohl geordnetes Leben vor dem schicksalhaften Morgen, an dem er Isabel und Whitley auf dem Weg nach Manning Court begegnet war. Sherbrook Hall würde bald einen lebhaften Zwölfjährigen beherbergen, einen Jungen, dessen Mutter bereits Veränderungen angestoßen hatte, die für immer die heitere Gelassenheit seiner Existenz verändern würden. Aber war heitere Gelassenheit überhaupt der passende Ausdruck? Seltsam, aber wenn er an sein Leben vor den jüngsten Vorfällen dachte, fiel ihm vor allem das Wort »langweilig« ein.
Er schaute zu Isabel, die ihn unsicher ansah. In der Ehe mit Isabel, vermutete er, würde dieses Wort ihm wohl nie wieder über die Lippen kommen.
Ein kleiner Teufel ritt ihn und veranlasste ihn zu der Frage: »Was wäre, wenn ich mich weigerte, irgendetwas davon zuzulassen?«
Zu seinem Entzücken und seiner nicht großen Überraschung wurden ihre Augen schmal, und ihr Kinn hob sich in dem trotzigen Winkel, den er zu gut kannte. Sie riss ihre Hand von seinem Arm und erklärte hitzig: »Das würdest du nicht wagen!«
Er lachte und zog sie in seine Arme, wirbelte sie herum. »Natürlich nicht. Ich strebe an, ein überaus sanftmütiger und vollkommen vernarrter Ehemann zu werden.«
Sie schnaubte ungläubig. »Was für ein Unsinn!« Ihre Kampfeslust verblasste, aber ein Funken Sorge stand noch in ihren Augen, als sie sagte: »Ich weiß, es wird ein Riesenunterfangen, und die Kosten werden immens sein, aber Marcus, es ist unverzichtbar, wenn Sherbrook ein ernstzunehmendes Gestüt werden soll.«
»Ach, das also ist es, was wir vorhaben?«, erkundigte er sich unschuldig.
Sie merkte, dass er sie aufzog, daher lächelte sie keck und warf ihm die Arme um den Hals, sie erklärte überglücklich: »Allerdings! Und unwiderruflich.«
Sie genossen einen leichten Mittagsimbiss im Freien auf der Terrasse am Haus und spazierten danach einvernehmlich durch die weitläufigen Gartenanlagen, die sich in alle Richtungen erstreckten. Sie fanden mühelos ausreichend Gesprächsthemen. Da sie in derselben Gegend aufgewachsen waren und sich ihr Leben lang kannten, litten sie nicht unter der mangelnden Vertrautheit wie viele andere Neuvermählte; zwischen ihnen herrschte eine Unbeschwertheit, wie sie nicht vielen vergönnt war. Das hieß aber nicht, dass nicht auch sexuelle Spannung in der Luft lag oder dass ihre Hände sich nicht immer wieder wie zufällig berührten oder ihre Blicke sich trafen - oder dass sie nicht im Schatten der Bäume immer wieder stehen blieben, um leidenschaftliche Küsse und leise gemurmelte Zärtlichkeiten auszutauschen.
Das Abendessen verstrich wie im Traum, und als Isabel schließlich in ihr Bett stieg, verzehrte sie sich vor Sehnsucht nach ihm, sodass es fast schon an Schmerz grenzte. Offenbar befand sich Marcus in einem ähnlichen Zustand, denn kaum dass sie sich zugedeckt hatte, ging die Verbindungstür auf, und er kam in ihr Zimmer.
Am Bett blieb er stehen, entledigte sich seines schwarzen Seidenmorgenmantels und schlüpfte nackt zu ihr unter die Decke. Er stützte sich auf einen Ellbogen und schaute sie an, sein Blick glitt über die zarte Spitze, die den züchtigen Ausschnitt ihres Nachthemdes säumte.
»Ich finde«, erklärte er heiser, »dass du viel zu viel anhast.« Dann befreite er sie geschickt von dem störenden Kleidungsstück. Mit einem Seufzen legte er sich neben sie und zog ihren nackten Körper an seinen. »Ah, ja, so ist es viel besser.« Er drehte den Kopf und sah sie an. »Weißt du, dass ich den ganzen Tag an nichts anderes denken konnte?«
Seine Nähe ließ ihre Haut prickeln. »Was, ans Bett?«, fragte sie neckend.
Er lächelte und drückte sie an sich. Sein Mund streifte ihren, und seine großen warmen Hände begannen eine intime Erkundungsreise über ihren Körper. »Nein«, erwiderte er leise an ihren Lippen. »Ich dachte eher hieran …« Seine Lippen glitten wie Feuer über ihre Brust, wo er die empfindliche Spitze neckte und reizte. »Und daran«, fügte er hinzu, ließ seine Hand an ihr abwärtsgleiten. Mit seinen Fingern streichelte er sie, erkundete sie gemächlich, drang behutsam mit einem Finger in sie ein. Ihre Hüften hoben sich der Liebkosung entgegen, baten um mehr, und er gehorchte.
Isabel stöhnte, spürte wieder das inzwischen vertraute Verlangen, die Kontrolle über sie gewinnen. Sie konnte nicht denken, sie konnte nur fühlen und sich den Empfindungen hingeben, die er
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