Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)
geschehen ist. Ich erinnere mich an Marks Gesicht, so blass und ängstlich, als Sie die Tür schlossen und ihm sagten, er solle seine Hose ausziehen …«
»Jillian!«, setzte der Earl an.
»Und dann schlossen Sie ab. Ich konnte nicht weggehen, meine Füße wollten sich einfach nicht bewegen. Ich lauschte von draußen, hörte, wie er schrie und weinte, und Sie sagten … Sie sagten …« Sie schluckte und holte tief Luft. »›Was für ein hübscher Junge! Komm schon, gib zu, dass es dir gefällt! Du kannst der Wahrheit nicht entfliehen. Du kannst dich nicht vor dem verstecken, was du wirklich bist.‹«
Ihre Worte rissen Graham aus seiner Schocklähmung. Seine Augen glühten geradezu. »Du krankes Schwein!«, sagte er. »Wie viele Leben hast du zerstört?«
Jillians Vater aber ignorierte ihn. Er sah seine Tochter wütend an. »Ich sagte dir, dass du weggehen sollst, Jillian. Ich sagte dir …«
»Ich wollte ja«, flüsterte sie, »aber ich kann die Wahrheit nicht mehr leugnen, Vater.«
Ihre Brust fühlte sich an, als würde sie zusammengequetscht, als bräche die Höhle über ihr ein und erstickte sie. Trotzdem konnte Jillian nicht den Blick von ihrem Vater wenden. Es gab eine Zeit, da hätte die Wut in seinen Augen sie eingeschüchtert. Heute tat sie es nicht mehr.
In diesem Moment stürzte Graham sich nach vorn. Ihr Vater schwang die Pistole nach oben. Jillian schrie auf und packte seinen Arm. Zugleich ertönte ein ohrenbetäubender Knall. Alte Kristalle zersplitterten, als die Kugel einen der Stalaktiten traf.
Graham duckte sich und rollte zur Seite, näherte sich dabei jedoch gefährlich nah dem Bodenspalt. Jillians Schreie hallten durch die Höhle, während er vergeblich versuchte, sich abzufangen. Dann verschwand er im Abgrund.
Die Schatzkiste mit einer Hand umklammernd, streckte Graham die andere ängstlich nach einem Halt in der Felswand aus. Ein schmaler Vorsprung stoppte seinen Fall. Graham zwang sich, ruhig zu bleiben und einen sicheren Stand auf dem engen Felsstück zu finden. Über ihm schien das Licht aus der Höhle in den Spalt. Die Kristalle an der Deckenwölbung funkelten. Noch nie hatte er etwas Erhabeneres gesehen. Ein hübscher Anblick vor dem Tod.
So geht es also zu Ende , dachte er in dumpfer Resignation.
Tut es das?, höhnte eine Stimme in seinem Kopf. Ist Jillian es nicht wert, dass du um dein Leben kämpfst?
Graham holte angestrengt Atem. Seine Rippen schmerzten vom Sturz.
Oben erschienen zwei Köpfe an der Kante des Spalts – beide mit roten Haaren, beide mit grünen Augen. Eines der Gesichter blickte verängstigt, das andere höchst zufrieden. Graham wandte sich zur Felswand. Er wollte nicht sehen, wie sein Feind triumphierte.
»Graham, halt dich fest! Ich hole ein Seil!«
Wieder schaute er nach oben, wo Stranton seine Tochter zurückhielt. »Erst wenn du den Schatz heraufwirfst!«, rief der Earl.
»Niemals!«, erwiderte Graham. Seine Hand war verschwitzt, so dass die Kiste ihm wegzurutschen drohte, doch er umklammerte sie verzweifelt.
Seine Zukunft? Seine Hoffnung?
Tiefe Scham erfüllte ihn. Er war ein Feigling, und er ertrug es nicht, die Verachtung in Jillians Blick zu erkennen, wenn er nach oben sah.
»Graham, bitte, sieh mich an – Graham! «, rief sie. »Gib nicht auf! Halte durch!«
»Jillian, ich verbiete es dir«, brüllte ihr Vater.
»Ruhig, Vater!«, konterte sie streng.
Graham hörte, wie sie sich stritten, wie ihr Vater sie anflehte, vernünftig zu sein.
Mit geschlossenen Augen hielt er sich an der Felswand fest.
Minuten verstrichen, dann plötzlich fiel ein Seil neben ihm herunter.
»Lass die Kiste los, Graham!«, bat Jillian ihn ängstlich. »Du brauchst beide Hände, um heraufzuklettern.«
Ausgeschlossen. »Nein, Jilly. Ich kann nicht.«
»Bitte, lass sie los! Ich liebe dich. Ich weiß, dass du denkst, die Kiste würde alles Schreckliche vertreiben, aber du bist nicht schuld an dem, was mit dir geschehen ist. Du brauchst keine magische Kiste. Ich kann deine Vergangenheit nicht auslöschen, Graham, aber gemeinsam können wir eine Zukunft aufbauen.«
»Du schämst dich für mich.«
»Ich schäme mich für ihn und für das, was er dir angetan hat. Bitte, komm zu mir zurück!«
»Du hast keinen Grund, dich meinetwegen zu schämen, Jillian. Es war seine Schuld«, fuhr Stranton seine Tochter an.
Grahams Finger legten sich fester um die Alabasterkiste. Sein Schatz, sein Schutzschild. Er konnte sie nicht loslassen. Dann aber hörte er wieder
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