Sturm der Leidenschaft: Er suchte einen verborgenen Schatz - und fand die Liebe seines Lebens (German Edition)
Jillian an. »Lassen wir sie jetzt allein. Wie wäre es, wenn wir uns unten im Salon treffen?«
Stattdessen folgte Jillian ihm in den Waschraum. Die Stimmung im Schlafzimmer war geradezu beklemmend geworden, als die Haushälterin versucht hatte, das Baby zum Baden mit hinauszunehmen. Und Jillian wollte wissen, warum.
Graham zog sich das blutige Hemd aus. Prompt starrte Jillian wie gebannt auf seinen breiten Rücken mit den festen Schultern. Er beugte sich über das Waschbassin und schrubbte sich energisch die Hände und Arme. Dabei bewegten die strammen Muskeln sich unter seiner Haut.
»Nach der Geburt nahm man Badra Jasmine weg, während sie schlief«, erklärte er leise. »Als sie wieder aufwachte, erzählten sie ihr, Jasmine wäre zu schwach gewesen und gestorben. Erst letztes Jahr fand sie heraus, dass ihre Tochter noch lebte und in Ägypten in die Sklaverei verkauft worden war. Sie sollte zur Hure ausgebildet werden.«
Jillian sah ihn entsetzt an. »Wer tut so etwas Grausames? Sind solche furchtbaren Dinge in Arabien üblich?«
Der Herzog spülte sich die Arme und Hände ab, bevor er sich mit einem Handtuch abtrocknete. Dann hob er seinen Kopf und betrachtete sie im Spiegel. Eisiger Zorn lag auf seinem Gesicht. »Es gibt viele grausame Menschen auf dieser Welt, Jillian – auch in diesem Land.« Er warf das Handtuch beiseite. »Manchmal sind die Menschen aus diesem Land sogar noch grausamer.«
Kapitel 8
D as reibende Geräusch seiner heftigen Atemzüge dröhnte in Grahams Ohren, als er vor dem Haus der Strantons in Mayfair stand.
Jillian hatte sich überaus gefasst und selbstbewusst gezeigt, als sie bei der Geburt geholfen hatte. Und während er ihr die Geschichte von Jasmines unglücklicher Geburt erzählt hatte, waren ihre großen grünen Augen voller Mitgefühl gewesen. Unvergesslich aber war, was sie ihm danach gesagt hatte.
»Was Jasmine passiert ist, ist furchtbar, aber sie ist jetzt glücklich und hat ein neues Leben. Wir können die Vergangenheit nicht ändern, sondern nur von Neuem anfangen und in die Zukunft blicken. Wer unglücklichen Erinnerungen nachhängt, zerstört sich die Chancen auf künftiges Glück.«
Weil er sprachlos gewesen war, hatte er sich nur förmlich bei ihr für ihre Hilfe bedankt. Darauf hatte Jillian sich damit entschuldigt, dass sie dringend nach Hause müsste.
Ihre Worte aber wollten ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen. Für einen kurzen Moment hatte er sich gefragt, ob er nicht einen furchtbaren Fehler beging, indem er ihren Vater unbedingt zu Fall bringen wollte. Tat er damit nicht genau das, wovor sie ihn warnte? Zerstörte er sich alle Chancen auf künftiges Glück? Und er begann, zu überlegen, ob sie wirklich sein Schicksal war, ob sie ihm geschickt worden war, um sein zerrüttetes Leben aus den Bruchstücken seiner schwierigen Vergangenheit von neuem aufzubauen.
Graham zögerte, als er nach dem Messingklopfer griff. Zwanzig Jahre lang hatte er alles in seinem Innern verborgen. Der Silbergriff des Gehstocks in seiner Linken fühlte sich wie Blei an, und seine Finger zitterten, als er den Klopfer umfasste, um den Butler herbeizurufen, der ihn einlassen sollte – einlassen in die Höhle der Bestie.
War es wirklich besser, die Vergangenheit loszulassen, wie Jillian sagte?
Er schloss die Augen. Sogleich erschien das Bild eines hämischen Stranton vor ihm, der Worte sagte, die Graham nie vergessen könnte. Sie verschlangen ihn und ließen ihn an allem zweifeln.
»Dir gefiel es doch. Du weißt, dass es dir gefiel! Vor mir kannst du nicht verheimlichen, was du wirklich bist, mein hübscher Junge.«
Diese Worte waren gelogen, dachte Graham voller Qual. Oder nicht?
Er verdrängte sie aus seinen Gedanken. Sein Plan stand fest, und er würde ihn ausführen. Trotzdem zitterte seine Hand heftig, als er zu klopfen versuchte. In seinem Innern schrie der kleine Junge, er solle umdrehen und so schnell er konnte wegrennen, weit weg. Er könnte immer noch nach Hause zurückgehen und sicher in seinen vier Wänden leben, ohne Stranton jemals gegenüberzutreten. Ohne ihn zu seinem Schwiegervater zu machen.
Beinahe hätte er es getan. Beinahe hätte er auf dem Absatz kehrtgemacht und wäre davongelaufen. Dann aber sah er Jillian vor sich. Er hatte sie gesellschaftlich unmöglich gemacht. Sein Ehrgefühl verlangte, dass er sie heiratete. Ohne ebenjenes Ehrgefühl war er nichts. All die Jahre, die er bei den al-Hajid gelebt hatte, hatte er sich nach dem Ehrgefühl eines Kriegers
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