Sturm der Leidenschaft (German Edition)
Alderton dich nicht einmal mit dem Feuerhaken anpacken werde, wenn er das erfahre.“
Mary hielt inne und sah Anne ängstlich an.
„Es war furchtbar. Irgendwann haben sie sich durch das Haus geprügelt. Declan hat John verfolgt … Der hat sich versteckt und noch ehe ich Declan warnen konnte …“
Anne bezweifelte, dass Mary es auch nur versucht hatte.
„…. Hat John ihn mit einem Knüppel auf den Hinterkopf geschlagen. Dann hat er ihn in die Scheune geschleppt und dort gefesselt. Wobei ich ihm helfen musste …“
Sie stockte und es war nur allzu offensichtlich, dass sie gerne geschwiegen hätte.
„Und dann?“, drängte Anne mit ebenso leiser wie entschlossener Stimmer.
Mary rang um Luft.
„Er hat Declans Hemd zerrissen … Und ihn mit … mit der … Pferdepeitsche …“
Anne wurde vom Brechreiz geschüttelt. Für einen Moment konzentrierte sie sich auf die M aserung des Holzes ihr gegenüber und fing sich dann wieder.
„Und dann?“ Ihre Stimme erstarb beinahe.
„Ich hab ihn hinterher abgeschnitten und hab seine Wunden versorgt so gut es ging.“
Annes fiebrige Blicke jagten über Marys Gesicht, als sie sie bei den Armen packte.
„Wo ist er jetzt? In der Scheune ist er nicht … Wo, Mary? Wo?“
Die Köchin versuchte, sich frei zu machen, schaute suchend umher.
„Weg ist er. Abgehauen. Hat Tobey mit Sattel und allem geklaut und ist verschwunden. Heute … in der Nacht … war das.“
Annes Lider senkten sich langsam und sie ließ Marys Arme los. Dann sank sie erschöpft in ihr Kissen.
„Es tut mir so leid … Es tut mir so leid.“
Es war das Letzte, was Anne bewusst wahrnahm.
Das Fieber
Als Lord Alderton die enge Stiege erklomm, indem er zwei Stufen auf einmal nahm, hatte Anne bereits zwei Tage im Fieber gelegen.
Ihr Körper war noch zierlicher geworden, ja er verschwand geradezu in den Decken, die M ary immer wieder über ihr ausbreitete, und die sie in ihrem Wahn von sich zu stoßen suchte.
Nachdem sie sogar mehrmals das Fenster im Alkoven aufgestoßen hatte und – als Mary es wieder zu schließen versucht hatte – schrie, sie verbrenne, wenn sie keine frische Luft b ekäme, hatte die Köchin beschlossen, bei der Patientin beständig Wache zu halten.
So verließ sie den kleinen Raum nur noch, um die Mahlzeiten zuzubereiten, oder wenn John mit alkoholschwangerer Stimme nach ihr schrie.
Sie mühte sich Tag und Nacht, Anne lindernden Tee einzuflößen, ihr den Schweiß abzuwischen und manchmal, wenn die Fiebernde zu sehr stöhnte und kämpfte, strich sie sanft über deren Kopf und sang leise Wiegenlieder.
Es mochte Marys Art sein, um Vergebung zu bitten.
Nachdem Lord Alderton eingetreten war – er hatte so leise angeklopft, dass Mary es gar nicht gehört hatte – geriet die Köchin in ein Wechselbad der Gefühle, wusste sie doch nicht, ob sie sich durch sein Hinzutreten eher be- oder entlastet fühlen sollte.
Immerhin war er ein Herr von Adel und gewöhnt, alles und jedes abgenommen zu beko mmen.
Da sie aber solcherart erschöpft war, dass sie kaum noch die Augen offen halten konnte, tat M ary nicht mehr, als ihm einen Sitzplatz anzubieten und von dem frisch gekochten Tee in eine Tasse einzuschenken.
„Wie geht es ihr?“, fragte Lord Alderton, und hielt die Tasse dabei achtlos im Schoß.
„Sie liegt seit drei Tagen im Fieber.“
„Hat man schon nach einem Arzt geschickt?“
Es war die Art, in der er sprach, die Mary mit plötzlicher Zuversicht erfüllte. Jedes seiner Worte strahlte eine unvergleichliche Selbstsicherheit aus, als läge es nur an seinem Willen, wann Anne sich wieder von ihrem Krankenlager erheben werde.
„Wir haben keinen Arzt, Sir“, sagte Mary mit gesenktem Kopf.
„Dann lasse ich sofort nach meinem schicken. Kann der Knecht gehen?“
Mary, zu erschöpft, um einen klaren Gedanken zu fassen, musste erst nachdenken und dann stieß sie schnell hervor:
„Der ist weg, Sir.“
Lord Alderton machte ein ärgerliches Gesicht und erhob sich. Die Tasse stellte er auf der Truhe ab.
„Gut. Dann reite ich selbst. Sehen Sie bis zu meiner Rückkehr, dass es Mistress Hall an nichts fehlt.“
„Sehr wohl, Sir“, sagte Mary und konnte sich gerade halb erheben, da war Lord Alderton bereits verschwunden.
„Jetzt geht es bergauf“, flüsterte sie Anne zu, doch diese reagierte nicht.
Was Mary halb erwartet hatte, trat ein: Seine Lordschaft übernahm das Regiment und John tat gut daran, sich vollkommen zurückzuziehen und nicht einmal
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