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Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Titel: Sturm der Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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rauben.
    „Gewiss doch!“, beeilte er sich zu versichern. „Anne … Wenn du Mr. Stevenson nach oben begleiten wolltest und ihm die Räumlichkeiten zeigen.“
    Anne bewegte sich keinen Fingerbreit. Nie im Leben würde sie diesem Abgesandten Satans das Haus zeigen. Eher würde sie tot umfallen.
    Während nun Stevenson so tat, als bemerke er ihre Renitenz gar nicht und weiter ausmaß, trat John neben seine Schwester, packte brutal ihren Oberarm und zischte ihr zu:
    „Du wirst mit ihm nach oben gehen und du wirst … nett zu ihm sein. Sehr nett! Hast du kapiert?“
    „Darauf kannst du warten, bis die Hölle zufriert!“, knurrte Anne.
    Sein Gesicht war dicht vor ihrem. Seine Augen stachen förmlich in die ihren hinein.
    „Du willst doch nicht, dass deine Freundin Mary sich zu deinem Stecher gesellt, oder?“
    Von ungläubigem Schrecken gepackt, starrte Anne ihn an.
    Wieder sah sie jene von Verwesung gezeichnete Hand, die aus dem Grab ragte. Sie schluc kte hart. Es war keine leere Drohung. Er würde Mary töten. Und wenn sie so nachdachte, in Johns Augen sah, kamen ihr Zweifel, ob er Declan wirklich nur vom Pferd geschossen hatte …
    Sah sie nicht noch immer das Blut in der Scheune vor sich, wo er ihn ausgepeitscht hatte? Was, wenn er Mary so foltern würde und sie danach töten?
    Sie traute es ihm zu …
    Ohne die Blicke von ihrem Bruder zu lösen sagte sie gefasst:
    „Ich gehe mit Ihnen hinauf, Sir. Dann können Sie oben Ihre Notizen vervollständigen.“
    Stevenson richtete sich zu seiner vollen Größe auf und sah sie mit funkelnden Augen an.
    „Was für eine entzückende Idee“, murmelte er. „Ganz entzückend.“ Damit klappte er sein Büchlein zu und folgte Anne über die schmale Stiege nach oben.
    Sie öffnete oben angekommen eine schmale Türe zu ihrer rechten. Es war das ehemalige Kinderzimmer, in dem jetzt all das aufbewahrt wurde, was zu kostbar für den feucht- kalten Keller war, das aber momentan keine Verwendung im Haushalt fand.
    Unter anderem stand in dem düsteren Kämmerlein eine hölzerne Bank, die einer ihrer Vorfahren bemalt hatte, und die man auch zur Aufbewahrung wie eine Truhe nutzen konnte.
    „Wollen Sie sich nicht setzen?“, sagte Anne, die wusste, was John von ihr erwartete.
    Mr. Stevenson war noch bleicher geworden. Sie versuchte, sein Alter zu schätzen und kam auf Anfang bis Ende dreißig.
    Seine Zunge fuhr nervös über seine trockenen Lippen.
    „Ja. Ähm … natürlich …“
    Als er saß, wirkte die Bank wie ein Kinderspielzeug unter seinen überlangen Gliedern.
    Anne holte tief Luft und setzte sich neben ihn.
    Sie betrachtete eingehend seine Züge in jeder noch so minimal veränderten Position, in der Vorstellung, sie könne eine Haltung entdecken, in der er für sie eine gewisse Attraktivität haben möge.
    Einen kleinen Hauch nur, der es ihr leichter machte, sich ihm hinzugeben.
    Aber sie sah nur die eingefallen, wächsernen Wangen, die Schatten unter den Augen und die übergroße Nase, die umso größer wirkte, da Stevenson jegliches füllende Fett fehlte.
    Und dann sah sie Declan vor sich. Sein träumerisches Gesicht. Die glatten Haare, die – in der Mitte gescheitelt – seitlich an seinen Zügen förmlich entlang flossen.
    Das tiefe Graublau seiner Augen. Das schmale Kinn und die lange, gerade Nase. Die kräftigen Brauen und die Grübchen, die in seinen Wangen entstanden, wenn er lachte.
    Ja, sie sah ihn derart wirklich vor sich, dass sie sich sicher war, nur die Hand ausstrecken zu müssen und ihn berühren zu können.
    Der Schmerz war unerträglich.
    Sie wünschte sich, sie hätte den Brandy mit hoch genommen und könnte jetzt ein ganzes Wasserglas voll austrinken.
    Ein Schrei verzweifelter Sehnsucht sammelte sich in ihrer Kehle und sie wollte nur noch das Fenster aufreißen und seinen Namen über das Moor schreien.
    Als es an der Tür klopfte, sprang sie auf und öffnete augenblicklich, als erwarte sie von dort die Rettung.
    Doch es war nur John, der ihr eine Flasche und zwei Gläser übergab.
    „Reiß dich zusammen!“, knurrte er drohend. „Mary …“ Mehr brauchte er nicht sagen. Anne nickte und verschloss die Tür wieder.
    Mr. Stevenson seinerseits war aufgesprungen und nahm ihr Flasche und Gläser ab.
    „Soll ich uns einschenken?“, fragte er etwas unsicher und Anne nickte.
    Sie fand keine Worte. Wenn er sie auch nicht abstieß, oder gar anekelte, so war es doch alleine schon die Situation, die ihr unerträglich war. Der Umstand, dass ein Mann sich

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