Sturm der Leidenschaft (German Edition)
übernommen, die Braut hinauf ins Schlafgemach zu begleiten und sie dort, gemeinsam mit der Zofe, für die Nacht bereit zu machen.
Als sie von allen Röcken, Korsetts und Schmuckstücken befreit war und in ihr weit geschni ttenes, weißes Nachtgewand geschlüpft, bat sie, mit Mary alleine bleiben zu dürfen für jene kurze Spanne, bis ihr Gemahl zu ihr käme.
„Mary …“, wisperte Anne aufgeregt. „Was soll ich denn tun? Er wird doch sofort merken, dass ich keine Jungfer mehr bin …“
Der Gedanke war ihr erst in jenem Moment gekommen, da man sie ausgekleidet hatte.
„Was, wenn er es merkt und mich hinauswirft?“
Wenn Mary auch sichtlich ruhig zu wirken suchte, so merkte man doch spätestens an ihrer gepressten Stimme, dass sie die gleichen Bedenken umtrieben.
„Behalte nur die Nerven! Hörst du?“ Ihre Zunge leckte nervös über die Lippen.
„Er wird schon nichts merken. Und wenn, dann musst du dir etwas einfallen lassen. Erzähle ihm irgendeine Geschichte. Am Ende geht es nur darum, dass du nicht von einem anderen schwanger sein kannst. Wenn er dir nicht glaubt, dass du körperlich anders beschaffen seist, dann erhebst du dich und beginnst, deine Sachen zu packen. Glaub mir – spätestens dann wird er dich aufhalten. Er liebt dich. Das hat man heute gesehen.“
Anne holte tief Luft.
„Wenn du meinst …“
Sie setzte sich sehr gerade hin und zog die Decke bis über die Brust, während Mary ihr Haar noch einmal so kämmte, dass er beinahe am Bett herabhing.
„Jetzt darfst du dich nicht mehr bewegen. Sonst ist der ganze Eindruck zerstört“, mahnte die treue Gehilfin und hauchte Anne einen Kuss durch die Luft zu. Dann ging sie hinaus.
Gerade rechtzeitig, denn im selben Moment wurde die andere Tür geöffnet und Edward trat ein.
Er trug über seinem weißen Nachtgewand einen kostbaren samtenen Morgenmantel, der mit einer schwarzen Kordel um die Taille geschlossen wurde.
Wie verzaubert blieb er stehen und sah seine Braut an.
„Himmel – wie schön du bist!“, stieß er hervor.
Dann öffnete er seinen Mantel und legte ihn auf einen Sessel.
Als er neben sie ins Bett stieg, roch sie seinen Duft von teurem Rasierwasser. Anne bewegte sich nicht.
Auch wenn ihr Herz wild schlug und ihr Magen sich zu einer glühenden Kugel zusammeng ezogen hatte.
Nachdem Edward eine Weile reglos neben ihr gelegen hatte, richtete er sich plötzlich auf und kniete sich hin. Mit beiden Händen zog er entschlossen sein Nachtgewand über den Kopf und gab damit einen herrlichen Körper ihren Blicken preis.
Annes Mund wurde mit einem Schlag strohtrocken.
Sie fürchtete, sich zu räuspern, aus Angst, einen Hustenanfall zu bekommen.
Er war muskulös, ohne dass er zu massig gewirkt hätte. Seine Haut war von der Reinheit eines Frühlingstages. Sie schimmerte wie Seide im Kerzenlicht. Seine Brust war so leicht b ehaart, dass man es kaum wahrnehmen konnte und doch hatte er eine gewisse herbe Männlichkeit.
Sein Bauch war hart und wohl ausgebildet mit seinen in gleichmäßigen Flächen angeordn eten Muskelsträngen.
Und dann sah sie Declans Körper vor sich: überzogen von Narben und mehr oder minder frischen Wunden. Die schwieligen Hände. Die teilweise beinahe kantig unter der dünnen Haut emporstehenden Knochen und Gelenke.
Wie zerschunden hatte Declan ausgesehen. Dies aber war der Körper eines Gentlemans, der auf sich achtete.
Edward beugte sich über Anne und griff nach den beiden Bändern, die das Nachtgewand über ihrem Busen zusammenhielten. Langsam zog er sie auseinander und legte dann die beiden Seiten auseinander sodass ihre Brüste entblößt waren.
„Wie schön du bist. Genauso habe ich mir dich vorgestellt“, sagte er ruhig und doch mit einem gewissen Beben in der Stimme.
Sie begann zu zittern, als Edward ihr Haar beiseite strich und sodann die Decke zurüc kschlug, um seine Braut ganz sehen zu können.
Anne sehnte sich danach, ihre Hand nach seiner Brust auszustrecken und diese herrliche Heut zu berühren, doch sie wagte es nicht.
Das Eis, über das sie ging, was brüchig. Sehr brüchig. Und sie musste ihre Seele und ihr Herz wappnen, denn es würde nicht halten. Sie würde einbrechen und alles verlieren.
Spätestens der neue Morgen würde sie als Entehrte sehen. Davongejagt mit Schimpf und Schande und von ihrem eigenen Bruder totgeschlagen.
Mit der Sonne käme es an den Tag …
Doch Edward kniete nur über ihr und sah sie verzaubert an. Seine Hände glitten über ihren Körper. Berührten
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