Sturm der Leidenschaft (German Edition)
Billardzimmer stand und der öffnete.
Edward stand gerade über den Tisch gebeugt und setzte zu einem Stoß an, während sein Gast zum Fenster hinaussah, was Anne merkwürdig vorkam. Immerhin war das ein Spiel, bei dem man tunlichst zusehen sollte, was der Gegner tat.
Also musste der Fremde Edward vertrauen. Oder das Spiel war ihm egal.
Sie kümmerte sich nicht weiter um den Mann, denn sie würde noch genug mit ihm zu tun haben.
Edward richtete sich auf, als er Anne bemerkte und lächelte sie an.
„Wir haben einen Gast zum Dinner“, verkündete er aufgeräumt.
Im gleichen Moment drehte der Fremde sich um.
Anne erstarrte.
Vor ihr stand kein anderer als Declan. Groß, schlank. Sein Haar war bis zu den Schultern gewachsen. Er trug es in der Mitte gescheitelt und dazu einen Kinn- und Oberlippenbart.
Er erschien ihr wie ein Musketier aus dem Roman.
Seine Kleidung war elegant und kostspielig.
Edward hatte seine Aufmerksamkeit wieder dem Spiel gewidmet und so sah er nicht, wie seine Frau bleich geworden war und einer Ohnmacht nahe schien.
Ihr Herz schlug in ihrer Brust wie ein gefangener Vogel und das Blut rauschte in ihren Schläfen. Ihr Gehirn schien sich auszudehnen und in unsagbaren Schmerzen gegen ihren Schädel zu drängen.
Wie konnte das sein?
Declan – von den Toten auferstanden?
Alles schien sich um sie herum zu drehen und gleichzeitig schien die Welt still zu stehen.
Sie konnte ihn nur anstarren. Er war schöner als je zuvor. Seine Augen so träumerisch, seine Lippen so voll.
Es schien ihr, als habe er dabei nie so männlich ausgesehen.
Mit langen Schritten durchmaß er den Raum und blieb an jener Uhr stehen, die unter einer gläsernen Kuppel stand.
„Gefällt er dir?“, flüsterte Edward ihr ins Ohr. „Ich habe ihn heute getroffen. Er will Land ka ufen in der Gegend.“
Wie war das möglich? Woher nahm ein Mann wie Declan das Geld, um Boden zu kaufen? Sie verstand das alles nicht. Wieder und wieder betrachtete sie ihn. Konnte es sein, dass es sich um eine Verwechslung handelte?
Declan legte seine Hand neben die Uhr und schien mit dem Glassturz zu spielen. Dann aber wandte er Anne sein Gesicht zu und sie wusste, dass es keine Verwechslung war.
Seine blaugrauen Augen stachen förmlich in die ihren. Hefteten sich an sie. Bei Gott – er war doch tot! Sie hatte doch seine verwesende Hand gesehen …
„Er will dich!“, raunte Edward.
Sie spürte, dass ihre Glieder eiskalt geworden waren.
„Woher weißt du das?“
„Siehst du nicht, wie er dich mit seinen Blicken auszieht?“ Er schaute zu Declan hin und fügte an „Ihr Stoß, Sir.“
Declan kam an den Billardtisch, griff nach einem Queue und beförderte drei Kugeln hintere inander in die Netze.
Anne bemerkte, wie ruhig seine Bewegungen waren. Hätte sie das Gleiche wie er in diesem Moment tun wollen, sie hätte die Kugeln nicht einmal getroffen.
„Ich lasse euch mal einen Moment alleine …“, erklärte Edward und ehe Anne etwas erwidern konnte, war er verschwunden.
„Declan …“, sagte sie mit fester Stimme, als sie alleine waren. Er legte das Queue beiseite und sah sie lange an.
„Von den Toten auferstanden …“
„Ich verstehe nicht“, sagte er leise.
„John hat mir deine Leiche gezeigt. Er sagte, er habe dich auf deiner Flucht erschossen.“
„Ich weiß nicht, wen er erschossen hat, aber ich war es nicht.“
Anne wandte sich zum Fenster und blickte hinaus. Jetzt war eingetreten, worauf sie so lange gewartet hatte und sie kam nicht zurecht.
„Bitte … Geh wieder“, sagte sie leise.
„ Damit hatte ich fast gerechnet. Du hast es ja auch recht angenehm hier … Es ist alles so, wie du es dir immer erträumt hast, nicht wahr?“
Waren seine Worte auch voller Rage, so sprach er sie doch ruhig und gefasst.
Sie schüttelte den Kopf.
„Denkst du, dein Mann könnte Verdacht schöpfen und denken, dass ich dich verführen will?“
„Du hast keine Ahnung …“, raunte sie und sah ihn dabei scharf an.
„Scheinbar störe ich dich …“
„Geh einfach und bleib weg. Für immer!“
Er nickte und ging dann gemessenen Schrittes an ihr vorbei.
„Sei so gut und entschuldige mich bei deinem Mann.“
Nur wenige Augenblicke später tauchte Edward auf.
„Was ist denn passiert um Gottes Willen?“, stieß er mit weit aufgerissenen Augen hervor. „Hast du ihn verschreckt?“
Anne zuckte desinteressiert mit den Schultern.
„Jedenfalls ist er jetzt weg.“
Ihr Gatte sah ehrlich enttäuscht aus.
„Verflucht,
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