Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturm der Leidenschaft

Titel: Sturm der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
Vom Netzwerk:
Verstauchung oder Bruch besteht, wird er sofort zu Thomas gebracht.« Und mit einem anmutigen Lächeln setzte sie hinzu: »Leben Sie wohl, Doktor Whitticomb. Ich danke Ihnen für Ihr Kommen und entschuldige mich für die Umstände, die ich Ihnen bereitet habe. Clarissa wird Sie hinausbegleiten.«
    »Wir brauchen uns noch nicht zu verabschieden«, entgegnete Dr. Whitticomb. »Ich werde noch einmal nach Ihnen sehen, nachdem ich mit Doktor Thomas gesprochen habe.«
    »Grundgütiger!« ächzte Clarissa und griff haltsuchend nach dem Bettpfosten.
    Dr. Whitticomb ignorierte ihren Ausbruch. Er langte in seine Westentasche, zog einen goldenen Chronometer heraus, sah nach der Zeit und klappte den Deckel wieder zu. »Der Kutscher Seiner Gnaden wartet. Wenn jemand so freundlich sein würde, mir zu sagen, wo ich Doktor Thomas finden kann, fahre ich zu ihm, überzeuge mich von seinen Fachkenntnissen und bringe ihn dann mit zurück.«
    Whitney stützte sich auf beide Ellenbogen. »Wofür? Ich meine, ich habe Ihnen doch gerade erklärt, daß er qualifiziert ist. Sie können meinem Wort schon trauen.«
    »Verzeihen Sie, aber das kann ich nicht. Selbst wenn ich geneigt sein wollte - was ich aber nicht bin -, Ihre Gesundheit einem unbekannten Kollegen anzuvertrauen, würde das Seine Gnaden niemals gestatten. Wir hatten sogar darüber diskutiert, Grundheim aus Deutschland hinzuzuziehen. Er ist eine Kapazität auf dem Gebiet der Gelenke. Und dann gibt es da Johannsen in Schweden .. .«
    »Das wird er doch nicht wagen . . .«, hauchte Whitney entsetzt.
    »Eigentlich«, räumte Dr. Whitticomb leicht verlegen ein, »war es mein Vorschlag, einen der beiden Ihren Knöchel untersuchen zu lassen. Aber Seine Gnaden bestand darauf, daß zunächst ich Sie aufsuche. Er hatte ... äh, gewisse Zweifel an der Schwere Ihrer Verletzung. Lady Gilbert«, sagte er und drehte sich zu Tante Anne um, »würden Sie so freundlich sein, mir die Adresse von Doktor Thomas zu nennen?«
    Was er hörte, ließ ihn überrascht zusammenfahren und sich wieder seiner Patientin zuwenden. Fort war die züchtige, spröde auf Anstand und Sitte bedachte junge Lady. Schnaubend vor Zorn saß Whitney hochaufgerichtet im Bett und gab eine Tirade von sich, in der er ganz deutlich die Worte »Schuft, Unhold, Erpresser« und »Heuchler« hörte. Dann wandte sie sich direkt an ihn: »Um alles in der Welt, sehen Sie sich meinen Knöchel an, Doktor Whitticomb, bevor dieser Mann alle Blutegel aus ganz Europa an mein Bett schickt!«
    »Ich persönlich lasse nicht zur Ader«, bemerkte Dr. Whitticomb, als er wieder an ihr Bett trat und seine Instrumententasche abstellte. Diesmal traf er auf keinen Widerstand, als er die Bettdecke hob und sich ihre wohlgeformten Knöchel betrachtete, von denen einer auf zwei Kissen ruhte.
    »Das ist aber eigenartig«, meinte er. »Schon vorhin wunderte ich mich über diese durch die Kissen verursachte Erhebung.«
    Whitney musterte ihn stirnrunzelnd. »Ich kann nichts >Eigenartiges< darin finde, wenn ich meinen verletzten Knöchel mit zwei Kissen unterstütze.«
    »Darin stimme ich völlig mit Ihnen überein«, meinte der Arzt schmunzelnd. »Aber wenn ich Seine Gnaden nicht falsch verstanden habe, schrieben Sie ihm, Ihr linker Knöchel sei verletzt. Und nun liegt Ihr rechter Knöchel auf diesen Kissen.«
    »O das«, meinte Whitney hastig, »wir haben den rechten Knöchel hochgelegt, damit er nicht gegen den linken stößt.«
    »Gut pariert, junge Lady.« Dr. Whitticomb lächelte.
    Whitney schloß ergeben die Augen. Sie konnte ihn keine Sekunde lang hinters Licht führen.
    »Aber da scheint gar nichts geschwollen zu sein.« Seine Finger betasteten sehr sanft erst ihren linken, dann den rechten Knöchel, schließlich wieder den linken. »Empfinden Sie hier irgendeinen Schmerz?«
    »Doktor Whitticomb«, sagte Whitney mit einem resignierten Lächeln, »würden Sie mir auch nur eine Sekunde lang glauben, daß ich’ Schmerzen habe?«
    »Nein, ich fürchte nicht«, entgegnete er unverblümt. »Aber ich bewundere Ihr Gespür für den richtigen Zeitpunkt, Ihr Spiel für verloren zu erklären.« Er deckte ihre Beine wieder zu, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und betrachtete sie nachdenklich.
    Da hatte sie sich einen Plan ausgedacht und nach bestem Vermögen auch durchgeführt. Und jetzt, da sie sich geschlagen geben mußte, tat sie das ganz selbstverständlich, ohne Ausflüchte und zimperliches Schmollen. Dafür bewunderte er sie wirklich. Nach kurzem Schweigen

Weitere Kostenlose Bücher