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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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zurückkommen.
    Die Tränen auf seinen Wangen waren bereits gefroren, und an seinen Wimpern hingen so dicke Eisklumpen, dass sie in seinen Augen kratzten. Ein Teil von ihm wollte einfach nur schreien und davonrennen, aber Norman wusste, dass ihm nichts anderes übrigblieb, als sich in sein Schicksal zu ergeben. In dieser Erkenntnis lag ein gewisser Trost, vor allem da er wusste, dass er sein Leben gab, damit andere die Chance hatten weiterzuleben. Norman war Angehöriger des Militärs, und es war genau diese Uneigennützigkeit, die dem Kriegshandwerk eine gewisse Erhabenheit verlieh. Während seiner Dienstzeit im Irak hatte es zuhause zahllose Proteste gegeben. Leute gingen auf die Straße und protestierten gegen den Krieg, brennende Flaggen waren im Internet zu sehen und Homepages, auf denen allerlei linke Propaganda aus der Feder irgendwelcher Bonzen verbreitet wurde, auf die jede Menge Leute hereinfielen. Aber das spielte keine Rolle, hatte es nie getan. Norman hatte nie damit gerechnet, dass ihm eines Tages als Rückkehrer ein heldenhafter Empfang bereitet werden würde. Er wäre schon zufrieden gewesen, wenn ihm die Leute zuhause nicht ins Gesicht gespuckt hätten. Es reichte ihm zu wissen, dass er sein Leben für sie opfern würde, falls es notwendig sein sollte, für etwas, das weit mehr bedeutete als das Leben eines einzelnen Menschen, für den Traum, den sie alle lebten, für die Freiheit, Dinge zu tun und zu sagen, für die sie in vielen Ländern der Erde mit dem Leben bezahlt hätten. Es ging um weit mehr als um Öl, um mehr, als man mit schmutzigem Regierungsgeld kaufen konnte, sogar um mehr als nur um Freiheit.
    Es war die Hoffnung, für die sie kämpften.
    Die Hoffnung, dass eines Tages kein Kind auf der Welt mehr mit einer Waffe in der Hand herumlaufen müsste, nicht in den arabischen Slums und auch nicht in amerikanischen. Er war direkt nach der Highschool zur Armee gegangen, und dort hatte er gelernt, dass es um nichts anderes ging als Hoffnung, Hoffnung für jene, die sie immer nur kritisierten für das, was sie taten, während sie selbst an ihren Fünf-Dollar-Lattes schlürften. Es spielte keine Rolle, wenn sie zuhause die Gelder zur Unterstützung von Kriegsveteranen oder ihre Renten immer mehr zusammenkürzten – wenn sie die Welt retten konnten, und sei es auch nur für einen einzigen weiteren Tag, dann war das Lohn genug. Und so war es auch jetzt, denn auch in diesem Moment wusste er nicht, ob alle seine Mühe nicht vergebens, sein ganzes Leben nicht umsonst gewesen war, aber das spielte keine Rolle, solange er nur seinen Freunden die Hoffnung geben konnte, dass sie überleben würden. Dafür würde er einstehen bis zum bitteren Ende.
    Er hörte ein lautes Geräusch, das er fälschlicherweise zunächst für den stärker werdenden Wind hielt. Dann musste er über sich selbst lächeln. In der Wüste hatte er die stärksten Stürme erlebt und auf hoher See die verheerendsten Unwetter überstanden, und das, was da auf ihn zurollte, war etwas völlig anderes.
    »Showtime«, sagte er und kniete sich aufs Eis.
    Da hörte er hinter sich ein Krächzen.
    Norman drehte sich um. Zunächst konnte er nicht das Geringste erkennen, dann sah er einen großen Vogel, der durch den Schnee auf ihn zugehüpft kam und ihn mit schräggelegtem Kopf anschaute.
    »Ich schätze, deine Flügel sind wohl kaum stark genug, um uns beide von hier fortzutragen.«
    Der Vogel stieß ein weiteres Krächzen aus.
    »Das soll wahrscheinlich nein heißen, oder?«
    In diesem Moment wurde der Boden unter ihm so stark erschüttert, dass die dünne Linie, die er mit seiner Axt in das Eis geschlagen hatte, krachte, als breche die Erde darunter entzwei.
    Und endlich begriff er.
    »Du verschwindest jetzt besser von hier«, sagte er zu dem Vogel. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass du ein besonders guter Schwimmer bist.«
    Der Vogel stieß einen weiteren Schrei aus und sprang auf Normans Oberschenkel. Ihre Blicke begegneten sich, und das milchige Weiß in den Augen des Falken machte einem Bild von mehreren schattenhaften Umrissen Platz, die aus einer Höhle hinaus auf einen mit schwarzen Leichen übersäten Strand liefen. Durch eine immer dünner werdende Wolkendecke schien die Sonne auf sie herab, und er konnte die Freude in ihren Gesichtern erkennen. Aber da war noch etwas, das die himmlischen Lichtstrahlen überdeutlich hervorhoben. Vielleicht hatte er es noch nie zuvor in ihren Gesichtern beobachtet – und gewiss würde er es auch nie

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