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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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Seiten quoll Rauch aus den Abluftrohren, die aus den kleinen eisfreien Flächen ragten, wo der Seetang jetzt so schnell wuchs, dass seine Blätter bereits an der Wasseroberfläche zu sehen waren. Flammen züngelten aus den Abdeckungen der beiden Kohleöfen, die sie auf dem Strand errichtet hatten. Jill wusste, dass sie ihre Aufmerksamkeit gleich wieder auf den Horizont richten und darauf warten würde, dass sich die Vision endlich vervollständigte.
    Alles in ihr schrie danach, zurückzulaufen und sich ein warmes, verstecktes Plätzchen zu suchen, wo sie sich zusammenrollen konnte wie ein Kind, aber sie stand nur regungslos da. Als wäre sie lediglich ein Passagier, gefangen in ihrem eigenen Körper, stand sie da wie eine Marionette, gezwungen, so lange auszuharren, bis die Szene endlich zum Leben erwachte. Und dann? In ihren Visionen hatte sie immer nur bis zu diesem Punkt gesehen. Für alles, was danach kommen mochte, war sie ebenso blind wie die anderen. Oder sollte dies tatsächlich das Ende sein? Hatten sie sich an diesem verschneiten Stück Strand versammelt, nur um dort abgeschlachtet zu werden?
    Jill schüttelte den Kopf. So konnte es nicht zu Ende gehen. Mächte, die außerhalb dessen lagen, was sie mit ihrem Verstand erfassen konnten, hatten sie hierhergeführt, und was auch immer dahinterstecken mochte – sei es Gott, das Schicksal oder irgendeine kosmische Macht -, hatte sie nicht zusammengerufen und all diesen schrecklichen Prüfungen unterzogen, damit sie hier, mitten im Nirgendwo, unter dem von einem nuklearen Winter verdunkelten Himmel zertreten wurden wie Ameisen.
    Zwei Gestalten tauchten aus dem Schnee auf, und Jills Herz schlug schneller. Sich gegenseitig stützend kämpften sie sich vorwärts, fielen hin, nur um sich sofort wieder hochzurappeln, wieder und wieder. So humpelten sie in ihre Richtung, während Jill versuchte, ihnen zu Hilfe zu eilen, dann versuchte sie wieder wegzurennen, aber sie konnte sich einfach nicht bewegen.
    Eine weitere Silhouette tauchte hinter ihnen auf, und Jill schrie.
    Der erste Schuss schlug links von Adam ein, dann hallte der Knall von der Felswand hinter Jill wider. Entsetzt beobachtete sie, wie Adam hinter sich blickte und dann mit vor nackter Angst weit aufgerissenen Augen wieder zu ihr schaute. Er packte Ray – mein Gott, Ray, seine Augen! Sie hatten ihm die Augen herausgeschnitten! – und versuchte ihm aufzuhelfen, doch sie fielen nur beide in den Schnee, während die nächste Ladung Schrot zischend über ihre Köpfe hinwegflog und direkt vor Jills Füßen einschlug.
    Jill machte einen Satz nach hinten. Sie kreischte immer noch aus vollem Hals, aber der Schuss hatte sie endlich aus ihrer Lähmung befreit. Sie machte einen Schritt auf ihre Freunde zu, doch da entdeckte sie noch weitere Gestalten, die hinter dem Mann mit dem Gewehr, der Adam und Ray verfolgte, durch den Sturm auf sie zugejagt kamen.
    »Um Gottes willen, beeilt euch!«, schrie sie und rannte endlich los.
    Jemand überholte sie, und Jill sah nur, wie ihr blondes Haar kurz aufblitzte, da war Lindsay auch schon bei den beiden. Als Jill sie erreichte, legte sie sich sofort Rays freien Arm um die Schulter, damit Adam das Gewicht des Jungen nicht alleine tragen musste.
    »O mein Gott, Ray. Es tut mir so entsetzlich leid. Ich wusste … ich wusste, dass das alles passieren würde«, sprudelte es aus ihr heraus.
    »Schhh«, machte Ray nur und drückte kurz ihre Schulter.
    Unterdessen ergriff Lindsay Adams Hand und zog ihn vorwärts. Als sie an ihm vorbeisah, erkannte sie Richards blutverschmiertes Gesicht, das sie über den Lauf seiner Schrotflinte heimtückisch angrinste. Es war nichts Menschliches mehr in diesem Gesicht zu erkennen, und das Monster, das sie durch diese Augen hindurch anstarrte, jagte ihr noch mehr Angst ein als die Kreaturen, die hinter ihm mit dem Sturm herangefegt kamen.
    Richards Mundwinkel verzogen sich zu der Karikatur eines Lächelns.
    Lindsay hatte nicht einmal mehr genug Zeit, um aufzuschreien. Kleine Stahlkugeln durchschlugen ihre Brust, und sie wurde nach hinten gerissen wie eine Feder von einem Windstoß. Blut spritzte über den Schnee hinter ihr, dann fiel sie rücklings hin und zog Adam mit sich, der direkt auf sie stürzte. Mit der Schulter voraus knallte er auf das Loch, das einmal Lindsays Brustkorb gewesen war. Die Wucht des Aufpralls schob die zersplitterten Rippen beiseite und quetschte einen undefinierbaren Brei aus inneren Organen aus dem toten Körper. Adams

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