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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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diese lebendigen Skelette, die beständig näher kamen.
    Jill presste ihre Augenlider zusammen und brüllte, so laut sie konnte. Bis sie einen lauten Knall hörte und ihr Kopf ruckartig zur Seite gerissen wurde. Als sie ihre Augen wieder öffnete, blickte sie direkt in Richards Gesicht – ein Gesicht aus Fleisch und Blut.

XV
     
    MORMON TEARS
     
    Adam kam aus der Höhle heraus auf den Strand. Norman ging neben ihm, Ray kam hinterher. Er war überrascht, als er sah, dass sie das Feuer nach draußen, so nahe an den See verlegt hatten und alle darum herumstanden. Es waren mindestens doppelt so viele Leute als zu dem Zeitpunkt, als sie sich auf den Weg ins Innere des Berges gemacht hatten, und der schneeverhangene Himmel verdunkelte sich rasch. Wie lange waren sie bloß dort unten gewesen?
    »Nun …«, sagte Richard und stieg wieder auf seinen Stuhl. Er gab der Menge sein sympathischstes Lächeln, dann lachte er sogar. »Jetzt, da wir uns hoffentlich alle wieder besser fühlen, können wir ja weitermachen.«
    Phoenix tauchte aus der Menge der Zuhörer auf und zupfte Adam am Arm.
    »Was geht hier vor?«, fragte Adam.
    »Du musst sie aufhalten«, sagte Phoenix mit einem fiebrigen Ausdruck in den Augen. Mit zitternden Händen zerrte er Adam in Richtung der anderen. »Sie werden alle sterben, wenn sie gehen. Alle.«
    »Wer geht wo hin?«, fragte Adam.
    »Dieser Mann, er versucht, sie zu überzeugen, mit ihm aufzubrechen.«
    »Wir können niemanden dazu zwingen hierzubleiben, Phoenix.«
    »Du bist unser Anführer, du musst sie dazu bringen zu bleiben.«
    »Okay, okay. Ich werde sehen, was ich tun kann, aber ich bin gar nicht mal sicher, dass das so eine schlechte Idee ist.«
    Phoenix packte Adam bei den Schultern und drehte ihn in seine Richtung, sodass sie sich direkt in die Augen sahen. Es war beunruhigend, durch Phoenix’ verdreckte Haarsträhnen hindurch in seine fleischfarbenen Augen zu starren, aber Adam war zu überrascht, um sich zu widersetzen.
    »Du hast doch die Zeichnung in der Höhle gesehen, oder etwa nicht? Das Haus aus Lehm und Stroh? Wie kann es sein, dass du es immer noch nicht begriffen hast.«
    »Woher weißt du …«
    »Du bist derjenige, der uns führen wird. Du kannst nicht zulassen, dass sie ihm folgen!«
    Adam riss sich von Phoenix’ Blick los und sah hinüber zum Feuer, wo Richard auf seinem Stuhl stand und auf die Leute im Lager einredete, als halte er eine Predigt.
    »Bei Sonnenaufgang brauchen wir jedes verfügbare Fahrzeug, bereit zur Abfahrt«, brüllte Richard. »Wir können es uns nicht leisten, auch nur eine einzige Minute Tageslicht ungenutzt verstreichen zu lassen, schon gleich gar nicht, wenn dieser Sturm noch stärker werden sollte. Ich brauche jeden, der Erfahrung mit Schreinerarbeiten hat, damit er an unseren Verteidigungsanlagen mitarbeiten kann, und jeden, der sich mit Elektrizität und Versorgungstechnik auskennt, damit wir Generatoren betreiben und unsere neuen Behausungen auch beheizen können. Die Frauen und Kinder werden sich um die Nahrungsbeschaffung kümmern.«
    »Adam, bitte!« Phoenix’ Stimme klang gequält.
    Adam sah den Jungen an. Tränen strömten aus seinen Augen und liefen seine Wangen hinab.
    Adam seufzte. »Verzeihung!«, rief er und reckte eine Hand hoch in die Luft.
    Richard wurde einen Moment lang rot vor Zorn, hatte sich aber schnell wieder unter Kontrolle.
    »Das hier ist ein offenes Forum«, sagte er mit einem gezwungenen Lächeln. »Bitte, stellen Sie sich doch zunächst einmal vor.«
    Die Menge machte einen Durchgang frei, damit Adam näher ans Feuer treten konnte.
    »Mein Name ist Adam Newman«, sagte er und hob seine Stimme, damit alle ihn hören konnten.
    »Wir werden Leute wie Sie brauchen, Leute mit Kraft, wenn wir alles wieder neu aufbauen wollen«, sagte Richard.
    »Leute wie mich?«
    »Soldaten«, erwiderte Richard ruhig.
    Adam blickte an seinem Tarnanzug hinab. »Ich bin Arzt. Ich leiste im Moment nur meine Dienstzeit ab, um für meine Ausbildung zu bezahlen.«
    »Umso besser. Auch Ärzte werden wir für unsere neue Weltordnung brauchen.« Unsere neue Weltordnung? Adam gefiel nicht, wie Robinson das sagte. Aus seinem Mund klang das nach nichts anderem als Faschismus. »Zu welchem Thema möchten Sie sich äußern, Mr. Newman?«
    »Ich glaube nicht, dass es richtig wäre, von hier wegzugehen. Es hat uns alle nicht ohne Grund hierhergezogen …«
    »Und jetzt, da wir hier sind, müssen wir uns organisieren, damit wir überleben können. Wie sieht

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