Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturm der Verfuehrung

Titel: Sturm der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
Vom Netzwerk:
anzubieten.
    Er folgte der Aufforderung und fuhr fort: »Ich kann das Anwesen von meiner Freitreppe aus sehen. Wie Sie wissen, denke ich daran, mich hier in der Gegend niederzulassen. Ich habe noch nie außerhalb von London gewohnt, und ... nun, ich dachte mir, mich für ein Unternehmen wie das Waisenhaus zu interessieren, wäre eine gute Möglichkeit, mir die Zeit zu vertreiben und eine Brücke zur Gemeinde zu bauen.«
    Sarah dachte, er schwindle sie an, doch sie konnte nichts als Aufrichtigkeit in seinen Augen entdecken.
    Er beugte sich vor. »Würden Sie mir vielleicht Näheres über diese Einrichtung erzählen?«
    Sarah kam seiner Bitte lächelnd nach - über das Vermächtnis ihrer Patin zu sprechen bereitete ihr immer wieder Freude. Allerdings hütete sie sich, zu ausführlich zu werden, um den Gast nicht zu ermüden. »Angesichts der steigenden Zahl von Fabriken in Taunton und des Anwachsens des Schiffsverkehrs steht zu befürchten, dass in Zukunft mehr Kinder durch Unfälle und Tragödien zu Waisen werden und der Betreuung bedürfen«, endete sie.
    Sinclair hatte aufmerksam zugehört. Jetzt nickte er. »Ich verstehe.« Vertraulich lächelnd fügte er hinzu: »Ich war am Freitag Zeuge, als Seine Lordschaft ein Kaufangebot für das Waisenhaus ablehnte. Jetzt begreife ich, warum er sagte, es liege Ihnen sehr am Herzen und Sie würden es niemals verkaufen.«
    Sarah blinzelte verdutzt. »Ein Kaufangebot für das Waisenhaus?«
    Malcolm sah sie ungläubig an und errötete leicht. »Ich ... ich muss mich entschuldigen. Ich ... hatte angenommen, dass Seine Lordschaft es Ihnen gegenüber erwähnt hätte.«
    Sarah winkte ab. »Sie müssen sich nicht entschuldigen.«
    Sinclair erhob sich. »Trotzdem - nichts für ungut.«
    Seine Stimme klang, als wäre er verärgert - aber nicht über sie.
    Er hielt ihren Blick einen Moment lang fest. Dann senkten sich seine Lider über die haselnussbraunen Augen, und er verbeugte sich. »Wenn Sie mich entschuldigen wollen - ich sollte jetzt wirklich in die Bibliothek gehen. Ihr Mann erwartet mich sicher schon.«
    »Das tut er«, bestätigte Sarah in freundlichem Ton, denn den Besucher traf keine Schuld an ihren momentanen Gefühlen. Doch ihre Züge hatte sie nicht so gut unter Kontrolle. Sie spürte, dass ihr Lächeln unecht wirkte. Sinclair drehte sich um und ging. Gleich darauf klappte weiter unten im Korridor eine Tür. Sarah verharrte eine Weile regungslos, dann nahm sie sich wieder den Flicken vor, den sie auf die Decke setzen musste.
    Solange ein solcher Tumult in ihrem Innern herrschte, hatte es gar keinen Sinn, nachdenken zu wollen.
    Charlie hätte es ihr erzählen müssen. Sogar der Junggeselle Sinclair war davon ausgegangen, dass er es getan hatte!
    Anderthalb Stunden später ging Sarah über den Rasen und bog dann zum Rosengarten ab. Die Arme um sich geschlungen und mit zusammengebissenen Zähnen marschierte sie dahin, bis in die letzte Zelle von einer Kälte durchdrungen, die nichts mit dem Wetter zu tun hatte.
    Wie sollte sie Charlie näher kommen, wenn er sie ständig zurückstieß? Wenn er sich sogar weigerte, über Dinge mit ihr zu sprechen, die sie betrafen, und die Mauer zwischen ihnen täglich höher und dicker baute?
    Wieder einmal war sie versucht, ihrer Wut mit einem Schrei Luft zu machen. Sie begann, ohne Ziel auf und ab zu gehen. Heute hatte sie kein Auge für Vorboten des Frühlings an Rosenstöcken. Heute stand ihr nicht der Sinn danach, ermutigende Metaphern zu finden.
    Heute war sie darauf konzentriert zu frieren.
    Sich unendlich allein zu fühlen.
    Sie war mit vier Schwestern und Twitters aufgewachsen, hatte kaum je eine Stunde allein verbracht. Doch jetzt, in ihrem neuen Heim und mit ihrem Ehemann, verspürte sie zum ersten Mal, wie weh Einsamkeit tat.
    Verspürte das Gefühl der Leere, das sie mit sich brachte.
    Fröstelnd machte Sarah sich, den Blick auf den Weg geheftet, auf den Rückweg zum Haus. Plötzlich drangen von Weitem Stimmen zu ihr, und als sie aufschaute, sah sie, wie Charlie seinen Gast an der Terrassentür der Bibliothek verabschiedete. Sinclair war nicht so lange geblieben wie sonst. Selbst auf die Entfernung erkannte Sarah eine gewisse Steifheit in Charlies Haltung und seinem Nicken. Natürlich konnte sie seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen, doch ihr Mann wirkte eindeutig verstimmt.
    Sinclair ging an ihrem Wohnzimmer vorbei Richtung Stallungen. Charlie zog sich in die Bibliothek zurück und schloss die Fenstertür.
    Auf halbem Weg über

Weitere Kostenlose Bücher