Sturm der Verfuehrung
anderen, natürlich. Es könnte sein, dass ich das erste Kind schon erwarte - aber ich bin noch nicht sicher.«
Als sie den Blick hob und seinen sah, kniff sie die Augen zusammen. »Du wusstest es, oder?«
Er war unsicher, wie er reagieren sollte. »Ich ... äh ... ich hatte mich gefragt ...«
Als sie erkannte, dass er Angst vor ihrer Reaktion hatte, beugte sie sich lächelnd über ihn und küsste ihn. »In dem Fall können wir uns ja noch ein Weilchen gemeinsam fragen. Ich will mit niemand darüber sprechen, bevor wir ganz sicher sind.«
Er nickte. »Einverstanden.«
»Nicht einmal mit Dillon oder Gerrard.«
»Würde mir nicht im Traum einfallen.« Er zwinkerte ihr zu und sagte dann: »Ich dachte mir ... wenn es zu anstrengend für dich ist, könnten wir London diesmal auch ausfallen lassen. Mama würde es verstehen.«
Sarah lachte fröhlich und unbekümmert. »Auf keinen Fall. Es erwarten uns Dutzende von Ladys in der Hauptstadt, und eine lächerliche Schwangerschaft wäre keine akzeptable Entschuldigung. Und«, sie pikte ihn mit der Fingerspitze in die Brust, »wenn du glaubst, du könntest meinen Zustand als Ausrede benutzen, um mich einzuengen, dann bist du auf dem Holzweg.«
»Wenn ich dich schon nicht einengen darf - darf ich dich dann wenigstens drücken?«
Sie neigte nachdenklich den Kopf zur Seite. »Drücken könnte ich dir vielleicht gestatten«, sagte sie dann strahlend.
Im nächsten Moment lachte sie glucksend. »Es ist so ungewohnt - mein Mann bittet mich um Erlaubnis.«
Charlie nahm sie fest in die Arme. »Ich habe mich geändert.« Das hatte er tatsächlich, und es erstaunte ihn, wie sehr. »Ich liebe dich, und ich will hier leben, auf Morwellan Park, mit dir und unseren Kindern.«
Plötzlich verstand er Gerrard und Gabriel und all die anderen, die ihr Leben in London nach der Hochzeit so bereitwillig aufgegeben hatten; Londons Freuden hatten wenig Reiz verglichen mit dem, was ihn hier erwartete. »Hier gehöre ich her.«
Und so war es. Ganz und gar und für immer.
Es war alles in Ordnung zwischen ihnen - mehr als in Ordnung -, aber ein kleines Geständnis schuldete er ihr noch. Er sah sie eindringlich an. »Unsere Liebe macht mir noch immer Angst. Ich weiß, dass sie die Kontrolle über mich gewinnen kann und wird. Sie hat es schon mehr als einmal getan und wird es in den kommenden Jahren zweifellos wieder tun. Und das ... bereitet mir Sorge.«
Sarah war ernst geworden. »Warum?«
Charlies erster Impuls war, einen Rückzieher zu machen, aber er zwang sich, ihr zu antworten. »Weil ich fürchte, dass sie mich dazu bringen wird ... Dinge zu tun, die ich nicht tun sollte, Risiken einzugehen, die dich, unsere Kinder oder das Earldom und alle, die darauf vertrauen, in Gefahr bringen könnten.« Er hielt inne und setzte dann hinzu: »Wie mein Vater.«
Verwirrung malte sich auf Sarahs Gesicht.
»Mein Vater ... liebte uns alle. Sehr. Vielleicht zu sehr. Es wurde bei ihm zu einer regelrechten Besessenheit, uns ein besseres Leben zu bieten, und diese Besessenheit trieb ihn dazu, Risiken einzugehen. Finanzielle Risiken.« Er schluckte trocken und sprach weiter. »Wenn Alathea nicht eingeschritten wäre, hätte er das Earldom ruiniert.«
Das Verständnis und Mitgefühl, das in Sarahs Augen aufleuchtete, hatte er nicht erwartet. »War das der Grund dafür, dass du ... nicht lieben wolltest und dich dann dagegen wehrtest, die Liebe auch außerhalb dieses Zimmers zuzulassen?«
Er nickte. »Ich dachte, wenn ich sie auf diese vier Wände beschränkte ... ich treffe im Schlafzimmer grundsätzlich keine finanziellen Entscheidungen.«
Nun, da er wusste, was Liebe war, klang es selbst in seinen Ohren lächerlich, aber Sarah lachte nicht. Stattdessen umfasste sie sein Gesicht und sagte in seine Augen hinein: »Du bist nicht dein Vater.«
Als er den Mund öffnete, kam sie ihm zuvor. »Ich kannte ihn, erinnerst du dich? Du hast keine Ähnlichkeit mit ihm - nicht innerlich. Du bist wie Serena - tüchtig, praktisch, vernünftig. Du würdest niemals die Fehler machen, die dein Vater gemacht hat. Denk daran, welchen Ruf du als Investor genießt, wie Gabriel dich sieht, wie Malcolm dich beschrieb. Aber einmal abgesehen von alldem - du bist viel stärker, als dein Vater es je war. Die Liebe mag dich beherrschen, aber sie wird nie deinen Verstand vernebeln und dich die eine Pflicht vergessen lassen, die du über alle anderen stellst. Du würdest nie mich oder jemand anders, für den du dich verantwortlich
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