Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturm der Verfuehrung

Titel: Sturm der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
Vom Netzwerk:
kein Tagebuch.
    Sie begann, den Raum systematisch zu durchsuchen, versuchte, ihre wachsende Überzeugung zu verleugnen, dass sie das Tagebuch nicht finden würde, dass es gestohlen worden war. In der vergangenen Woche hatte sie die Fenstertür zur Terrasse tagsüber weit offen gelassen. Aber dies war das Anwesen des Earls, und das Haus lag weit entfernt von jeder Grundstücksgrenze.
    Irritiert durch ihre hektische Suche blickte Charlie schließlich auf. Sarah spürte, dass er sie ansah, drehte sich jedoch nicht zu ihm um. Sie spürte auch, dass er mit sich kämpfte, ob er sie ansprechen sollte oder nicht, bis er am Ende sagte: »Was ist los?«
    Das Gesicht abgewandt, presste Sarah für einen Moment die Lippen aufeinander, um die Worte zurückzuhalten, die ihr auf der Zunge brannten, und antwortete dann ruhig: »Ich hatte das Tagebuch meiner Tante Edith in den Sekretär gestellt, aber da ist es nicht mehr.« Sie hörte einen Anflug von Verzweiflung in ihrer Stimme.
    Plötzlich sehnte sie sich danach, dass Charlie sie in den Arm nähme und ihr versicherte, dass es sich wieder anfinden würde. Sie spürte, wie er seine Muskeln anspannte, als wollte er aufstehen und zu ihr kommen, doch als sie einen Blick zu ihm hinüberwarf, sah sie, dass er den Blick wieder auf sein Buch richtete.
    »Du hast es zweifellos verlegt«, sagte er kühl. Desinteressiert. Distanziert.
    Sarah empfand seine gleichgültigen Worte wie einen Schlag ins Gesicht. Einen Moment lang starrte sie ihren Ehemann fassungslos an, dann atmete sie tief ein, biss die Zähne zusammen und wandte sich ab. Das habe ich nicht!, schrie sie ihn im Geist an, doch sie gestattete sich nicht, ihrer Wut freien Lauf zu lassen, Schwäche zu zeigen, indem sie es täte. Noch nicht.
    Sie beschloss, sich stattdessen auf das wichtigere Thema zu konzentrieren, ging, Charlie scheinbar ignorierend, zum Kamin und betätigte den daneben hängenden Klingelzug.
    Dann legte sie die Hände ineinander und wartete.
    Ein paar Minuten später erschien der Butler mit dem Tee. Er stellte das Tablett mit der silbernen Kanne und den Tassen aus hauchdünnem Porzellan auf das Tischchen neben der Chaiselongue und fragte angesichts Sarahs unglücklicher Miene: »Stimmt etwas nicht, Ma’am?«
    Sarah begegnete seinem Blick. »Ich vermisse das Tagebuch meiner Tante, Crisp. Es ist aus dem Sekretär verschwunden.«
    Er betrachtete das Möbelstück stirnrunzelnd. »Sie meinen das mit dem silbernen Einband, Ma’am? Mandy, das Dienstmädchen, das hier Staub wischt, erwähnte es.«
    »Das kann ich verstehen. Es ist ein außergewöhnliches Stück.« Sarah verschränkte ihre Hände und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an. »Ich war meiner verstorbenen Tante sehr zugetan, und deshalb hat dieses Tagebuch einen großen Wert für mich. Es ist ein Erinnerungsstück. Würden Sie bitte das Personal fragen, ob jemand es irgendwo im Haus gesehen hat?«
    Crisps Blick glitt zu Charlie, der den seinen nach wie vor auf das Buch gesenkt hielt. Als die Augen des Butlers zu Sarah zurückkehrten, las sie Mitgefühl darin. »Selbstverständlich, Ma’am. Wir werden es suchen. Und ich werde Mandy fragen, wann sie es zuletzt gesehen hat.«
    Seine Hilfsbereitschaft war eine gewisse Erleichterung. Sarah neigte den Kopf. »Danke, Crisp. Bitte lassen Sie es mich möglichst bald wissen, wenn Sie etwas in Erfahrung gebracht haben.«
    »Sehr wohl, Ma’am.« Nach einem letzten, schnellen Blick zu Charlie, der sich noch immer nicht gerührt hatte, verbeugte der Butler sich und ging.
    Sarahs Blick fiel auf die Teekanne. Nach kurzem Überlegen trat sie, ohne Charlie anzusehen, zu dem Beistelltisch und schenkte sich eine Tasse ein. Charlie trank um diese Zeit keinen Tee, wenn er es vermeiden konnte. Sie setzte sich mit ihrer Tasse auf die Chaiselongue, trank einen Schluck und wandte sich dem Korb mit der Flickwäsche zu.
    Einem Impuls folgend, kippte sie ihn, nachdem sie die Tasse weggestellt hatte, aus und durchsuchte den Berg von Decken, Laken und Handtüchern, aber das Buch mit den Silberdeckeln war nicht dazwischengeraten.
    Später an diesem Abend blies Sarah die Kerze auf ihrer Seite des Bettes aus, kuschelte sich in die weiche Matratze, zog die Decke über ihre Schulter hinauf und versuchte, sich zu entspannen. Versuchte, ihren Kopf zum Schlafen frei zu machen, aber so verletzt und wütend, wie sie war, dauerte es wahrscheinlich Stunden, bis sie nur etwas ruhiger würde.
    Charlie. Was sollte sie nur machen? Seine instinktive

Weitere Kostenlose Bücher