Sturm der Verfuehrung
fühlst, geschweige denn unsere Liebe, in Gefahr bringen.«
Sie lächelte ihn verträumt an. »Vielleicht kannst du das nicht so klar erkennen wie ich - oder jeder andere, der dich kennt -, aber du bist ein Mann, der Menschen beschützt, nicht gefährdet. Nicht einmal die Liebe mit all ihrer Macht vermag dein Wesen zu verändern - und das würde sie auch nie wollen. Die Liebe wird immer für dich arbeiten, nie gegen dich. Sie wird dich stärken, nicht schwächen.«
Sarah hielt seinen Blick fest und sagte dann ruhig: »Es ist nicht gefährlich für dich, mich zu lieben. Und es ist nicht gefährlich für mich, von dir geliebt zu werden.«
Ihr Blick ging direkt in sein Herz. Sie lächelte und streifte mit den Lippen seinen Mund. »Und darum wird unsere Ehe funktionieren -ob unserer Liebe.«
Er wartete, bis sie sich so weit aufgerichtet hatte, dass er ihr in die Augen schauen konnte. »Und ob deiner Stärke. Meine zählt nicht.«
Sie grinste. »Und ob deiner Fürsorge - und meiner.«
»Und ob deines Verständnisses. Fast ausschließlich.« Er hatte das Gefühl, in dem Kornblumenblau zu ertrinken, in der Liebe, die ihm daraus entgegenleuchtete, so hell, dass sie ihn fast blendete. »Und ob des Vertrauens, nicht zu vergessen. Ich vertraue darauf, dass du in allem recht hast, was mit Liebe zu tun hat.«
Sarah lächelte. »Und ich vertraue darauf, dass du bist, wie du bist - was alles ist, was ich mir wünsche. Und darum werde ich immer recht haben, wenn es um uns und unsere Liebe geht.«
Sarah küsste ihn und ließ sich von ihm küssen, ließ die Liebe blühen, die Leidenschaft auflodern, das Verlangen brennen und sich und ihn wieder einmal davontragen.
In ein Paradies, das nur sie beide kannten und in dem die Glückseligkeit herrschte, eins zu sein, ein Paradies, das sie selbst erschufen.
Später, als sie sich bequem in die Kissen zurückgelegt hatten, fiel Mondlicht durch einen Spalt in den Vorhängen aufs Bett. Von Dankbarkeit und unendlicher Zufriedenheit erfüllt, hob Charlie die Hand und griff nach dem Strahl, erwartete beinahe, dank der Magie, die Sarah und ihn umgab, ihn fassen, sein Gewicht spüren zu können.
Stattdessen erinnerte er sich, als er die Hand öffnete und in dem Silberschein hin und her drehte, an eine frühere Faszination. Die Faszination, die ihn in diese Ehe hineingelockt hatte, in das Hier und Jetzt, in das Leben, das er nun mit all der Liebe darin von ganzem Herzen annahm. Ebenso wie die Zukunft und alles, was sie bringen würde.
Die süchtig machende Faszination des Reizes der Unschuld.
Der gleiche Mond, der wohlwollend zu Charlie und Sarah hineinleuchtete, schien bleich und kalt auf den Bristol Channel und das Severn Estuary hinunter. Über die dunklen Wellen gleitend, versilberte er die Ränder eines schwarzen Körpers, den die Flut ans Ufer der Bridgewater Bay gespült hatte.
Ein bis zur Unkenntlichkeit entstellter Toter lag auf dem Kieselstrand.
Niemand war da, der ihn sah.
Niemand, der sich fragte, wer er war, woher er gekommen war oder warum er hier war.
Niemand, den es kümmerte.
Und so blieb er da liegen, einsam und allein, während der Mond dem Horizont entgegensank und unterging.
Aber schließlich, unweigerlich, ging die Sonne auf. Und die Welt erwachte zum Leben.
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