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Sturm der Verfuehrung

Titel: Sturm der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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seines Herrn, begann Storm zu tänzeln. Charlie beruhigte den kraftvollen Wallach und konzentrierte sich auf die Landschaft vor sich. Etwa eine Meile entfernt ragten, eingebettet in eine Mulde, die schiefergedeckten Gebäude von Conningham Manor über die nackten Bäume seines Obstgartens empor. Die Diamantscheiben der Fenster blitzten im morgendlichen Sonnenlicht, und die kalte Brise verwehte den aus den hohen elisabethanischen Schornsteinköpfen hervorquellenden Rauch. Conninghams lebten hier schon fast so lange wie Morwellans auf Morwellan Park.
    Charlie schüttelte seine Nachdenklichkeit ab und ritt in leichtem Galopp die Anhöhe hinunter.
    »Gleichwohl, Sarah - Clary und ich sind überzeugt , dass du zuerst heiraten musst.«
    Sarah, die, dem Bogenfenster zugewandt, im kleinen Salon von Conningham Manor saß, dem unbestrittenen Reich der Töchter des Hauses, schaute ihre sechzehnjährige Schwester Gloria an, die sie von der Bank in der Fensternische aus kriegerisch fixierte.
    »Vor uns.« Das kam von der siebzehnjährigen Clara - genannt Clary die neben Gloria saß und ebenso darauf drängte, dass Sarah heiratete.
    Mit einem unterdrückten Seufzer blickte Sarah auf die rote Bordüre hinunter, die sie vom Ausschnitt ihres neuen Spenzers abtrennte, und begann, geduldig ihre immer wieder aufgezählten Argumente zu wiederholen. »Ihr wisst doch genau, dass das nicht stimmt. Ich habe es euch erklärt, Twitters hat es euch erklärt, und Mama hat es euch erklärt. Ob ich heirate oder nicht hat keinerlei Auswirkungen auf eure Einführung in die Gesellschaft.« Sie hatte den letzten Stich aufgemacht, trennte das Band ab und schüttelte den Spenzer aus. »Clary wird nächstes Jahr ihre erste Saison erleben, und du, Gloria, im Jahr darauf.«
    »Das ist nicht der Punkt.« Clary runzelte die Stirn. »Es geht um das ... um das Wie.«
    Als Sarah fragend die Brauen hochzog, errötete Clary und sprudelte heraus: »Es geht um unerfüllte Erwartungen. Mama und Papa werden in ein paar Wochen zu deiner vierten Saison mit dir nach London fahren. Offensichtlich hoffen sie noch immer, dass du die Aufmerksamkeit eines passenden Gentleman erregst. Maria und Angela haben immerhin schon in ihrer zweiten Saison Anträge angenommen.«
    Maria und Angela waren ihre älteren Schwestern - achtundzwanzig und sechsundzwanzig Jahre alt -, die mit ihren Ehemännern und Kindern auf den fernen Besitzungen besagter Ehemänner lebten. Im Gegensatz zu Sarah waren sowohl Maria als auch Angela damit zufrieden gewesen, Gentlemen ihres Standes zu heiraten, die Vermögen und Ländereien besaßen und ihnen ein sorgenfreies Leben boten.
    Beide Ehen waren konventionelle Verbindungen. Weder Maria noch Angela hatten eine andere Zukunft in Betracht gezogen, geschweige denn, von einer anderen geträumt.
    Soviel Sarah wusste, galt dies auch für Clary und Gloria. Zumindest bis heute.
    Wieder unterdrückte sie einen Seufzer. »Ich verspreche euch, dass ich mit Freuden ja sagen werde, falls ein Antrag von einem Gentleman kommen sollte, mit dem ich mir ein gemeinsames Leben vorstellen kann. Da dieser Glücksfall mir aber zunehmend unwahrscheinlich erscheint«, sie war froh, dass weder Clary noch Gloria eine Vorstellung davon hatten, wie viele Anträge sie in den vergangenen drei Jahren abgelehnt hatte, »werde ich wohl das Leben einer alten Jungfer führen.«
    Sarahs Blick glitt zu der vierten Person im Raum, ihrer ehemaligen Erzieherin Miss Twitterton, liebevoll Twitters genannt, die, den grauen Kopf über eine Flickarbeit gebeugt, seitlich des großen Fensters in einem Armlehnstuhl saß. Sie ließ nicht erkennen, dass sie die sattsam bekannte Diskussion verfolgte.
    Nein, dachte Sarah, was sie da gesagt hatte, entsprach nicht der Wahrheit: Ebenso wenig, wie sie sich vorstellen konnte, in einem Leben glücklich zu sein, wie Maria und Angela es führten, konnte sie sich vorstellen, in einem Leben glücklich zu sein, wie Twitters es führte.
    Gloria schnaubte, und Clary schaute angewidert drein. Die beiden wechselten einen Blick und ratterten dann herunter, was sie für die wichtigsten Kriterien für die Definition eines »passenden Gentleman« hielten, eines Gentleman, den Sarah sich als Ehemann vorstellen könnte.
    Sarah legte ihren neuen Spenzer - jetzt ohne die scheußlich grellrote Bordüre - zusammen, lächelte unverbindlich und ließ die beiden plappern. Sie mochte ihre jüngeren Schwestern wirklich sehr, aber bei diesem Thema machte sich der Altersunterschied als

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