Sturm der Verfuehrung
von denen zwei bereits verheiratet sind - nicht von ihren Eltern getroffen wird. Sie müssen Sarahs Zustimmung erringen, doch ich wüsste nicht, was der entgegenstehen sollte.«
Nach kaum merklichem Zögern fragte Charlie sicherheitshalber: »Sie interessiert sich für keinen anderen Gentleman?«
»Nein.« Lord Conningham grinste. »Wenn es so wäre, wüsste ich es. Sarah neigt nicht zu Geheimniskrämerei. Wenn ein Gentleman ihre Sympathie gewonnen hätte, würden Ihre Ladyschaft und ich das wissen.«
Die Tür öffnete sich, und Lord Conningham blickte auf. »Ah, da bist du ja, meine Liebe. Ich muss dir Charlie wohl nicht vorstellen. Er hat uns etwas zu sagen.«
Charlie stand lächelnd auf, um Lady Conningham zu begrüßen, eine vernünftige Frau aus vornehmem Haus, die er sich ohne Weiteres als Schwiegermutter vorstellen konnte.
Zehn Minuten später verließ Sarah ihr Zimmer und eilte zur Haupttreppe, während sich in ihrem Kopf die Gedanken überschlugen. Ein Lakai hatte ihr überbracht, dass ihre Mutter sie in der Eingangshalle erwartete. Sie hatte gerade lange genug vor dem Spiegel ihres Frisiertisches verweilt, um sich zu vergewissern, dass ihr Kleid aus feiner, immergrün-blauer Wolle und die Spitzenborte am Ausschnitt nicht zerknittert waren und sich nicht zu viele Strähnen aus dem Knoten gelöst hatten, zu dem ihr goldbraunes Haar im Nacken geschlungen war.
Einige waren entwischt, doch es blieb ihr keine Zeit, den Knoten neu zu machen. Außerdem musste sie nur halbwegs ordentlich aussehen für den Fall, dass Charlie sie im Vorbeigehen sähe; es war zu früh, als dass er zum Mittagessen bliebe, und sie hatte keinen Grund zu der Annahme, dass die Nachricht ihrer Mutter mit seinem Besuch in Zusammenhang stand - außer der lächerlichen Vermutung, die plötzlich in ihr aufgekeimt war und ihr Herz zum Rasen gebracht hatte. Sie hatte die Treppe erreicht, und als sie hinunterlief, fühlte sich ihr Magen an wie ein Stein, und ihre Nerven vibrierten.
Und das alles für nichts und wieder nichts, schalt sie sich. Ihre Annahme entbehrte jeglicher Grundlage.
Die Absätze von Sarahs Schuhen klackten auf den Stufen hinunter, und dann erschien Lady Conningham aus dem Korridor neben der Treppe und musterte Sarah von Kopf bis Fuß, nickte zufrieden, hakte sie strahlend unter und zog ihre völlig verwirrte Tochter in die Nische unter der Treppe. Dort ließ sie ihren Arm los, ergriff ihre Hand und drückte sie. »Nun, mein Liebes, um es kurz zu machen: Charlie Morwellan hat um deine Hand angehalten.«
Sarah blinzelte, und einen Moment lang war ihr, als drehte sich alles um sie herum.
Ihre Mutter lächelte verständnisvoll. »Ich weiß, es kommt aus heiterem Himmel, aber du hast weiß Gott Erfahrung mit Heiratsanträgen - du kennst die Prozedur. Wie stets liegt die Entscheidung bei dir -dein Vater und ich werden zu dir stehen, wie auch immer sie ausfällt.« Nach einer kleinen Pause fuhr sie fort: »Allerdings bitten dein Vater und ich dich in diesem Fall, ganz genau zu überlegen. Der Antrag eines Grafen verdient allgemein besondere Aufmerksamkeit, aber der Antrag des achten Earl of Meredith verdient eine noch größere.«
Sarah schaute ihrer Mutter in die dunklen Augen. Abgesehen von der Freude über Charlies Antrag, war es ihrer Mutter sichtlich ernst mit ihrer Bitte.
»Was Charlies Vermögen angeht, hast du bereits eine ausreichende Vorstellung, Liebes. Du kennst sein Heim, seinen Status und du kennst ihn, wenn auch zugegebenermaßen nur oberflächlich. Aber du kennst seine Familie.«
Ihre Mutter umfasste ihre beiden Hände und drückte sie leicht, und ihre freudige Erregung kehrte zurück. »Mit keinem anderen Bewerber hat dich eine so langjährige Bekanntschaft verbunden, auf der du etwas aufbauen könntest - und das wird dir auch in Zukunft nicht vergönnt sein. Es ist eine völlig unerwartete Gelegenheit, zugegeben, aber eine sehr gute.«
Ihre Mutter forschte in ihren Augen nach ihrer Reaktion. Sarah wusste, dass alles, was sie darin fände, Verwirrung war.
»Nun«, ihre Mutter reckte das Kinn ein wenig vor, und ihr Ton wurde forscher, »hör dir aufmerksam an, was er zu sagen hat, und dann fälle deine Entscheidung.«
Sie trat einen Schritt zurück und zupfte an Sarahs Ausschnitt. »Sehr schön«, sagte sie nach einem letzten, prüfenden Blick. »Jetzt geh - er wartet im Salon. Wie gesagt, dein Vater und ich werden deine Entscheidung akzeptieren, wie auch immer sie ausfällt. Aber bitte denke sorgfältig
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