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Sturm der Verfuehrung

Titel: Sturm der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Mischung von Reaktionen, die sich stets im ersten Moment einstellten, wenn sie ihn sah, lähmten ihre Zunge. Ein Schauer rieselte ihr über den Rücken.
    »Es ist Charlie Morwellan«, konstatierte Gloria. »Was der wohl will?«
    Clary zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich mit Papa wegen der Jagd sprechen.«
    »Aber er ist doch nie hier zur Jagd«, wandte Gloria ein. »Er verbringt die meiste Zeit in London. Augusta sagte, sie bekäme ihn kaum noch zu Gesicht.«
    »Vielleicht ist er in diesem Jahr ja doch lieber auf dem Land«, meinte Clary. »Ich hörte Lady Castleton zu Mama sagen, dass er in dieser Saison gnadenlos gejagt werden wird, sobald er einen Fuß in die Stadt setzt.«
    Das hatte Sarah ebenfalls gehört, aber sie kannte Charlie gut genug, um zu wissen, dass er keine leichte Beute wäre. Sie sah zu, wie er sein Pferd am Rand des Vorplatzes zügelte und sich geschmeidig aus dem Sattel seines grauen Hunters schwang.
    Der Wind spielte mit seinen modisch frisierten goldenen Locken. Sein Gehrock aus feinem, braunem Bath-Tuch war das Werk eines Londoner Schneiders. In perfektem Sitz schmiegte er sich an Charlies breite Schultern und tailliert an die schlanke Mitte und die schmalen Hüften. Das gestärkte Hemd war makellos weiß, die Weste, wie in der Bewegung sichtbar, braun-schwarz gemustert. Hirschlederkniehosen umschlossen die langen, muskulösen Beine, bevor sie in glänzenden, schwarzen Hessischen Stiefeln verschwanden und ein Bild vervollständigten, das Eleganter Peer auf dem Land hätte betitelt sein können.
    Sarah saugte den Anblick förmlich auf, obwohl sie sich jedes Mal aufs Neue über ihre lächerliche Reaktion auf seine Erscheinung ärgerte. Er wusste, dass sie existierte, aber das war auch schon alles. Aus dieser Entfernung konnte sie sein Gesicht nicht genau erkennen, aber ihr von ihm besessenes Gedächtnis ergänzte die Details -die klassischen Linien von Stirn, Nase und Kinn, die aristokratischen, hohen Wangenknochen, die großen, graublauen Augen unter den schweren Lidern mit den langen Wimpern und den sinnlichen Schwung der Lippen, die seinen Ausdruck innerhalb eines Lidschlages von bezaubernd charmant zu grimmig dominierend verwandeln konnten.
    Sie studierte Charlie nun schon seit Jahren und hatte ihn nie anders erlebt als den, der er war: ein vermögender Aristokrat, der von normannischen Lords abstammte. Allerdings mit einem Schuss Wikingerblut, was ihm in Sarahs Augen bei aller Seriosität auch etwas Verwegenes verlieh.
    Ein Stallbursche kam angelaufen. Charlie übergab ihm die Zügel, sagte ein paar Worte zu ihm und steuerte dann auf das Hauptportal zu. Als er aus ihrem Blickfeld verschwand, seufzten Clary und Gloria wie aus einem Munde und kehrten dem Fenster den Rücken.
    »Er ist wirklich himmlisch, oder?«
    Sarah bezweifelte, dass Clary ernstlich eine Bestätigung erwartete.
    »Gertrude Riordan hat erzählt, dass er in der Stadt mit einem fabulösen grauen Zweiergespann fährt«, schwärmte Gloria mit leuchtenden Augen. »Was meint ihr - ob er die Pferde wohl mitgebracht hat?«
    Während ihre Schwestern die verschiedenen Möglichkeiten diskutierten zu ergründen, ob die so gerühmten Grauen auf Morwellan Park waren, schaute Sarah zu, wie der Stallbursche Charlies Hunter zu den Stallungen führte, anstatt ihn auf dem Vorplatz zu bewegen. Was immer Charlie hergeführt hatte - es würde offenbar einige Zeit in Anspruch nehmen.
    Die Stimmen ihrer Schwestern hallten durch ihren Kopf, Erinnerungen an ihre früheren Kommentare wirbelten kaleidoskopartig durcheinander - und kamen plötzlich in Form eines gänzlich unerwarteten Musters zur Ruhe. Führten zu einem verblüffenden Gedanken.
    Wieder rieselte Sarah ein Schauer über den Rücken, aber diesmal fühlte er sich anders an.
    »Nun, mein Junge ...« Lord Conningham brach lachend ab und schnitt eine Grimasse. »Ich schätze, ich sollte aufhören, Sie so zu nennen, und Sie endlich als erwachsenen Menschen sehen - aber das fällt in Anbetracht der vielen Jahre, die ich Sie kenne, einfach schwer.«
    Charlie, der Seiner Lordschaft in dessen Arbeitszimmer am Schreibtisch gegenübersaß, winkte lächelnd ab. Lord Conningham war ein freimütiger, gutherziger Mann, dem Charlie aufrichtige Sympathie entgegenbrachte.
    »Ich spreche auch für Ihre Ladyschaft, wenn ich Ihnen sage, dass Ihr Antrag uns eine Ehre und Freude ist«, fuhr Lord Conningham fort, »aber ich muss Ihnen sagen, dass die Entscheidung - wie bei meinen vier übrigen Töchtern,

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