Sturm der Verfuehrung
aufgesetzt. Kein gutes Segelwetter. Ihm fiel ein, wie er das letzte Mal draußen gewesen war -mit Sarah ...
Verdammt. Ärgerlich über sich selbst, wendete er sich ab und steuerte entschlossen auf die Toreinfahrt des Gasthofes zu, um seine Kutsche zu holen.
Seine Mutter und Lord Conningham hatten die Hochzeitsvorbereitungen fest im Griff. Da gab es für Charlie nichts zu tun. Im Gegenteil - alle waren der Meinung, dass er störte. Und so saß er zwei Abende später, nachdem er den ganzen Tag mit Jason, Juliet und Henry über Land gefahren war, in der Bibliothek und suchte in den Zeitungen verzweifelt nach einem Thema, das ihn die nächsten Stunden beschäftigen könnte, als Crisp, sein Butler, eintrat und verkündete: »Mr Adair ist gekommen, my Lord.«
Charlie blinzelte überrascht, legte die Zeitung beiseite und setzte sich aufrecht hin. »Führen Sie ihn herein, Crisp.«
Was verschlug Barnaby in diese Gegend - noch dazu um diese Zeit? Es musste etwas vorgefallen sein.
Als sein Freund zur Tür hereinkam, sah Charlie seine Vermutung bestätigt. Barnaby wirkte ungewöhnlich ernst.
Charlie stand auf, ging ihm entgegen, schüttelte ihm die Hand und schlug ihm auf die Schulter. Dann bat er ihn zum Kamin. »Setz dich, und wärm dich auf. Du hast ja eiskalte Hände. Möchtest du etwas essen?«
»Ja, bitte. Ich habe mir vor dem Aufbruch keine Zeit mehr dafür genommen.«
Charlie zog die Brauen hoch. »Ich nehme an, du bleibst über Nacht.«
Barnaby ließ sich in einen Sessel sinken. Seine Mundwinkel zuckten. »Wenn ihr ein Plätzchen für mich habt.«
Mit einem Grinsen - Morwellan Park war riesengroß - wandte Charlie sich an Crisp und beauftragte ihn, für eine ordentliche Mahlzeit zu sorgen und ein Zimmer herrichten zu lassen. Der Butler entfernte sich. Charlie schlenderte zum Barschränkchen. »Brandy?«
»Bitte.« Seufzend lehnte Barnaby sich zurück. »Es ist verdammt kalt draußen.«
Charlie brachte ihm einen Schwenker und nahm dann in dem Sessel gegenüber Platz. Er nippte an seinem Cognac und sah zu, wie Barnabys angespannte Züge sich lockerten, nachdem auch er etwas getrunken hatte. »Also - was gibt es?«
»Höchst unerfreuliche Dinge.«
Charlie wartete. Schließlich fuhr sein Freund fort: »Mein Alter Herr und die anderen Commissioners haben mich um Hilfe gebeten. Ich soll - mit offiziellem Auftrag, aber ohne Aufheben - ermitteln, wer hinter einer Reihe besonders übler Grundstücksspekulationen steckt.«
Barnabys Vater war einer der Peers, die die kürzlich ins Leben gerufene Metropolitan Police Force beaufsichtigten. Charlie runzelte die Stirn. »Einer Reihe?«
Barnaby trank einen Schluck und nickte. »Das macht das Ganze ja so übel. Hin und wieder kleine Spekulationsgeschäfte würden niemand überraschen, und die werden auch nicht als Verbrechen geahndet, aber hier haben wir es mit Fällen zu tun, die überall im Land und seit Jahren stattfinden. Genauer gesagt, seit rund zehn Jahren. Alle sind entsetzt, dass die Schurken so lange ungehindert ihr Unwesen treiben konnten, aber da die Fälle geografisch so weit gestreut sind, erkannte lange niemand einen Zusammenhang.«
Wieder nippte er an seinem Cognac. »Außerdem gab es bis vor Kurzem keine zentrale Einrichtung, bei der solche Verbrechen gemeldet werden konnten.« Er seufzte. »Ich kann dir sagen - in meiner ersten Woche war ich landauf, landab unterwegs, um mir bei Friedensrichtern, Sheriffs und Lord Lieutenants Berichte über alle bekannten Fälle zu holen.
Barnaby legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. »Auf dem Rückweg in die Hauptstadt machte ich in Newmarket halt und übernachtete bei Dillon und Pris. Als sie hörten, woran ich arbeite, holte Dillon Demon dazu, und wir stellten zusammen, was ich erfahren hatte. Die Sache ist ernst, und die Leute zu fassen wird extrem schwierig. Wir erwogen mehrere Möglichkeiten, und am Ende einigten wir uns darauf, dass es das Beste wäre, wenn ich mich an dich und Gabriel wendete.«
Charlie runzelte die Stirn. »Ich weiß nichts von Grundstücksspekulationen in dieser Gegend, und ich bin sicher, Gabriel ebenfalls nicht.«
Barnaby schwenkte müde sein Glas. »Das ist das Vertrackte an Spekulationen - man erfährt erst viel später davon. In diesem speziellen Fall wurden sie nur offenbar, weil einige der neuen Eisenbahngesellschaften einen gemeinsamen, harten Investorenkern haben und besagte Altinvestoren äußerst unglücklich, um nicht zu sagen, verzweifelt über die astronomisch
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