Sturm der Verfuehrung
Dexter, und Amelias Ehemann Luc, Viscount Calverton - befasste sich nach dem Austausch verständnisinniger Blicke mit der politischen Lage. Die drei waren dadurch verbunden, dass Devil und Gyles Rawlins, Earl of Chillingworth, jeden von ihnen als Sponsoren und Mentoren auf dem Weg zu ihrem Sitz im House of Lords begleitet und in die manchmal verwirrende Welt der Politik eingeführt hatten.
Politik war ein gemeinsamer Aspekt des Lebens von Charlie, Luc, Martin, Devil und Gyles. Als Peers des Königreichs hatten sie auf dem Laufenden zu bleiben, was die Veränderungen anging, die das Gesicht des Landes formten, und in London das Recht auf Sitz und Stimme im Oberhaus wahrzunehmen.
Obwohl keiner von ihnen politische Ambitionen hegte, akzeptierten sie ihre Verantwortung - wozu sie geboren und erzogen worden waren.
Da das Parlament derzeit jedoch nicht tagte und keine größeren Umbrüche drohten, hatten sie, im Gegensatz zu ihren Damen, nicht viel zu besprechen. Als ihr Gesprächsstoff gerade zur Neige ging, gesellte sich von einer Seite Barnaby zu ihnen, während von der anderen Reggie Carmarthen, ein langjähriger Freund von Amanda und Amelia, mit seiner Frau Anne, einer von Lucs Schwestern, mit Lucs jüngster Schwester Penelope zu ihnen stieß.
Sarah begrüßte die Neuankömmlinge. Da Alathea in die Cynster-Sippe eingeheiratet hatte und Sarahs Familie zu allen größeren Zusammenkünften auf Morwellan Park und Casleigh, dem Cynster-Sitz, eingeladen wurde, kannte Sarah die Damen, und die wiederum waren erpicht darauf, sie zu umarmen, willkommen zu heißen und sie ihrer Zuneigung und Unterstützung zu versichern.
Ihr Interesse und die Aussicht auf künftige Freundschaften machten den Tag für Sarah noch schöner.
Barnaby Adair war sie noch nicht begegnet. Als Charlie ihn ihr vorstellte, begrüßte er sie formvollendet und machte ihr ein charmantes Kompliment. Blond, gut aussehend und unaufdringlich elegant, gehörte er, wenn auch nicht verwandt, so doch eindeutig zu dieser Gruppe.
Charlie stellte Barnaby auch Penelope vor, der einzigen anderen Lady, die sein Freund noch nicht kannte. Sie musterte ihn durch ihre Brille und reichte ihm dann die Hand. »Sie gehen Verbrechen nach -habe ich das richtig verstanden?«
Barnaby bestätigte es, lenkte die Konversation dann jedoch geschickt in weniger gefährliche Bahnen. Verstimmt wandte Penelope sich Sarah und den übrigen Damen zu.
Während Sarah inmitten ihres neuen Bekanntenkreises in dem sonnendurchfluteten Ballsaal stand und entspannt über dies und das plauderte, fiel die Angst ob der Leitung von Charlies Londoner Haushalt und der Bewältigung aller gesellschaftlichen Pflichten, die seine Stellung mit sich brachte, von ihr ab. Mit Freundinnen wie diesen hatte sie nichts zu befürchten.
Amanda und Amelia drängten sie, sich an sie zu wenden, wann immer sie Hilfe benötigte. »Wir haben das alles auch erst lernen müssen«, sagte Amanda. »Obwohl es anfangs eine Herausforderung ist ...«
»... ist es eben die Welt, in der wir leben«, unterbrach Amelia sie, »und wenn du deinen ersten Ball gegeben hast, dann bewältigst du alles.«
Die umstehenden Ladys lachten, und Amelia und Amanda sammelten ihre Ehemänner ein und zogen sie mit sich fort.
Charlie, Reggie und Barnaby setzten ihre Diskussion über Pferdefleisch fort, und Sarah wandte sich Anne und Penelope zu, die sie beide erst flüchtig kannte.
Im Gegensatz zu Lucs anderen Schwestern - der sanften Anne, Emily, der ältesten, und der aufsehenerregend schönen Portia -wirkte Penelope mit ihrem straffen, dunklen Knoten und der Brille auf der kurzen, geraden Nase ziemlich streng. Ihr Blick war sehr direkt, und sie kam ohne Umschweife zum Thema. »Mama erwähnte, dass du ein Waisenhaus in der Nähe leitest.«
Sarah nickte lächelnd. »So ist es. Meine Patin hat es mir mit der Auflage vererbt, es in ihrem Sinne weiterzuführen.« Penelopes Ausdruck verriet echtes Interesse, und auch Anne schien etwas darüber hören zu wollen. Also umriss Sarah das Konzept des Waisenhauses und betonte das Ziel, den Kindern eine berufliche Ausbildung zu ermöglichen.
»Aha.« Penelope nickte. »Darüber möchte ich mehr erfahren. Ich leite nämlich gemeinsam mit Anne und Portia und anderen das Foundling House in London. Wir haben zu einem großen Teil mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen wie ihr hier, aber ein echtes Hilfsprogramm für die Kinder, wenn sie alt genug sind, um das Heim zu verlassen, müssen wir erst noch
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