Sturm der Verfuehrung
verzaubert gewesen.
Sarah gehörte jetzt ihm, und obwohl es ihn mit Erleichterung erfüllte, dass das Warten ein Ende hatte, empfand er in erster Linie Stolz. Stolz auf sie - und auf sich, weil er so klug gewesen war, sie als Ehefrau auszuwählen. Dabei war er sich ihres wahren Wertes gar nicht bewusst gewesen, als er ihr den Antrag machte. Er hatte eine exzellente Kandidatin für die Stellung seiner Countess in ihr gesehen, aber nicht geahnt, wie recht er damit hatte.
Zu erleben, wie sie draußen vor der Kirche sowohl für die feinste Lady der Gesellschaft als auch für die Frau des Müllers wie für die Waisenkinder genau die richtigen Worte fand, hatte ihm die Augen geöffnet. Sie bewegte sich auf allen gesellschaftlichen Ebenen mit der gleichen Sicherheit, und diese Fähigkeit besaßen bei Weitem nicht alle jungen Damen. Andere hätten verschreckt an seinem Arm gehangen und sich darauf verlassen, dass er sie mit seinem Charme durch diesen schwierigen Tag führte. Sarah hingegen hatte ernsthaftes Interesse an den Menschen aus der Umgebung und die Unterhaltung größtenteils selbst bestritten, ihn die relativ leichte Rolle des stolzen Bräutigams und edlen Lords spielen lassen.
Als er auf sie hinunterschaute, schloss sie gerade die Augen und hob ihr Gesicht der Sonne entgegen. Sie sah strahlend aus, und sie gehörte ihm. Eine wohlige Wärme durchflutete ihn und sammelte sich in seiner Brust.
Ein äußerst angenehmes Gefühl.
Viele der zur Hochzeitsfeier Geladenen waren bereits vorausgefahren, und so wurde das Brautpaar im Salon von einer Gästeschar erwartet, die es mit Applaus empfing. Und dann mussten sie sich wohl oder übel trennen, als Freunde und Verwandte ihre Aufmerksamkeit erheischten. Charlie war überrascht, wie deutlich er Sarahs Abwesenheit empfand, aber er schickte sich drein, denn er hatte genügend Hochzeiten besucht, um die Gepflogenheiten zu kennen. Und so bewegten sie sich getrennt voneinander durch den Raum und kamen erst wieder zusammen, als Crisp zu Tisch rief und sie die Versammelten in den Ballsaal baten.
Auf langen, weiß gedeckten Tischen blitzten Kristall und Silber in dem durch die hohen Fenster hereinfallenden Wintersonnenschein, Champagnerflöten standen an jedem Platz. Normalerweise hätte Charlies Vater den ersten Toast ausgebracht, aber Charlies Vater war tot. In der Hauptsache hatte Gabriel Cynster Vaterstelle bei Charlie vertreten, doch in Anbetracht von Charlies Titel war es Devil Cynster, Duke of St. Ives, der aufstand, sein Glas auf das Wohl des glücklichen Paares erhob und beide im Kreis der weitverzweigten Familie willkommen hieß.
Alle standen auf, erhoben ihre Gläser und tranken »Auf Charlie und Sarah!«. Charlie lächelte in die Runde, und als er seine Frau ansah, spürte er, wie das warme Gefühl in seiner Brust noch stärker wurde.
Sie war so glücklich, dass ihm die Tränen kamen. Er blinzelte ein paarmal und fühlte sich merkwürdig beschämt.
Das Essen wurde serviert, und an allen Tischen herrschte beste Stimmung. Die Anwesenden waren fast ausnahmslos irgendwie miteinander verwandt. Die bevorstehende Saison und das zwei Monate zurückliegende Weihnachtsfest boten reichlich Gesprächsstoff, und der Geräuschpegel war beträchtlich, aber in seiner familiären Fröhlichkeit nicht unangenehm.
In der nächsten Stunde wurden die üblichen Trinksprüche ausgebracht, natürlich mit der gebotenen Heiterkeit, und auch als Gäste aufstanden und herumzuwandern begannen, blieb die Atmosphäre harmonisch.
Als Charlie sich nach einer Plauderei mit Lord Martin Cynster umdrehte, sah er, dass Alathea sich Sarahs bemächtigt hatte. Die beiden saßen in ein Gespräch vertieft an einem Tisch in der Nähe. Wahrscheinlich wäre es klug gewesen, sie zu belauschen, um zu erfahren, was für »Weisheiten« seine älteste Schwester seiner Frau mitzuteilen hatte, doch er blieb einfach stehen, wo er war, und schwelgte in Sarahs Anblick. Im Anblick ihres Glücks.
Es war, als leuchtete sie von innen, und ihre kornblumenblauen Augen strahlten, wie er es noch nie gesehen hatte.
Für einen Moment allein in dem Gewimmel, fragte er sich, wie es kam, dass dieser Anblick ihn derart anrührte, dass er ihm regelrecht die Brust eng werden ließ, dass ihm schwindlig wurde.
Charlie nippte an seinem Glas und rief sich die Kommentare von Sinclair und anderen ins Gedächtnis. Er war in der Tat ein Glückspilz. Während er Sarahs Gesicht betrachtete, hörte er im Geist noch einmal das Gelöbnis,
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